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Verein für Historische Waffenkunde [Editor]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 2.1900-1902

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Heft 3
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Fachnotizen
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https://doi.org/10.11588/diglit.37716#0097

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3. Heft.

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

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Die erzielten Preise (in Kronen Währung) müssen
durchwegs als ausserordentlich massige bezeichnet wer-
den, was vielleicht damit zusammenhängt, dass die
Mehrzahl der Kauflustigen aus Händlern bestand. Zur
Orientierung für Sammler sei bemerkt, dass für eine ver-
beinte Armbrust 100 K., für ein Paar prächtiger Rad-
schlossfaustrohre 280 K., für Schiavonas 18 bis 25 K., für
Radschlossgewehre 26 bis 52 K., für je zwei orientalische
Pistolen zwischen 10 und 44 K. bezahlt wurden. Ein
Paar hübsche japanische Säbel in Lackscheiden fanden
für 14 K., zwei sehr reich mit Bein eingelegte türkische
Gewehre für 74 K. einen Käufer, während für drei zu
orientalischen Pistolen gehörende Ladestöcke 14 K., für
ein in Tulasilber gearbeitetes Exemplar 6 K. gegeben
wurden. Ein Entersäbel fand nur schwer für 3 K., ein
Galanteriedegen für 6 K., Helmbarten, Spontone für 18,
24, 2t K. einen Liebhaber. Handjars, gewöhnliche Markt-
ware, wurden paarweise um 8 K. erstanden; nur ein
Handjar, dessen Griff mit Silberblech belegt und mit
Korallen besetzt war, brachte 31 K. ein; albanesische
Gürtel mit drei Patroneutaschen aus Leder gingen das
Paar um 11 K., solche aus Metall sauber getrieben per
Stück um 12. 20 und 29 K. weg; Sackpuffer, von welchen
einer vier Läufe aus Damaskstahl besass, wurden per
Paar um 6 K., zwei Teichflinten mit eingelegten Schäften
um 34 K. losgeschlagen. Spottbillig war eine in Messing
geschnittene, reich gravierte, aus Helm, Rundschild und
Unterarmzeug bestehende Garnitur einer Rüstung per-
sischen Charakters (42 K.), und eine sehr schöne und
gut erhaltene japanische Kriegskleidung (64 K.), deren
Helm allein soviel wert war. Dr. Poti er.

Hirschhorn-Einlagen. Es wird fast allgemein ange-
nommen, dass zu den Einlagen in die Schäfte der Gewehre
und Faustrohre, in die Säulen der Armrüste, Schnepper
u. s. w. hauptsächlich Elfenbein Verwendung gefunden
habe. Auch in den neuesten Katalogen und Führern durch
grössere Waffensammlungen ist an dieser Annahme fest-
gehalten worden. Sie beruht indes auf einem Irrtum. Denn
die Einlagen, welche als «graviertes Elfenbein» bezeichnet
werden, bestehen mit wenigen Ausnahmen aus Hirsch-
horn. Dieses Material hat vor dem Elfenbein und vor
geringeren Beinsorten den Vorzug, dass es sich leichter
verarbeiten (biegen und ziehen) lässt, dabei zähe/ und
widerstandsfähiger gegen die Einflüsse der atmosphärischen
Luft ist, durch Wärme und Kälte seine Gestalt nicht
verändert, selten springt oder Risse bekommt, und er-
scheint es infolgedessen als Einlage in die Holzteile der
Waffen besser geeignet, als die obengenannten Stoffe.
Ueberdies aber war das Hirschhorn als Produkt des
eigenen Landes im Handel leichter zu haben und daher
auch wesentlich billiger, als das Elfenbein. Wie selten
es vorkommt, dass Einlagen aus dem letztgenannten
Material hergestellt sind, möge eine Zusammenstellung
der im Kgl. Historischen Museum mit Gewehrgalerie zu
Dresden bewahrten Stücke mit derartiger Intarsia zeigen.
Unter 293 BüchseD, Flinten und Karabinern, 887 Faust-
rohren und Pistolen, 68 Patronenbüchsen und Pulver-
flaschen, 160 Armrüsten, Schneppern und Bailästern —
also r4o8 Gegenständen — befindet sich nur ein ein-
ziges Faustrohr vom Ende des 16. Jahrhunderts (vgl.
«Führer durch das Kgl. Historische Museum zu Dresden»
von M. vön Ehrenthal, III. Auflage, Saal F, Nr. r88),
dessen Holzschaft mit erhaben geschnittenen Figuren von

Elfenbein ausgelegt ist; bei allen anderen Stücken da-
gegen sind die Einlagen aus gebleichtem Hirschhorn
hergestellt.
Dieser Hinweis dürfte genügen, um die Aufmerksam-
keit der Fachgenossen auf gedachten Punkt hinzulenkeo.
Bemerkt sei, dass die Fälscher für Einlagen in Gewehr-
und Faustrohr-Schäfte in der Regel Knochen oder Elfen-
bein verwenden, woran die moderne Herkunft der Stücke
ebenfalls zu erkennen ist. M. v. E.

Neuere Waffenfälschungen. Italien, das Land, in
dem die Citronen, aber ganz besonders auch viele Alter-
tumsfalsifikate blühen, wird neuerdings mit falschen
Schilden und Tartschen förmlich überschwemmt. Es
sind Holzschilde, welche nach Art der falschen Holz-
tafelbilder, Holzbuchdeckel und Holzkassetten hergestellt
sind. Auf der Vorderseite sind sie mit Stuck bezogen,
der reliefiert, vergoldet und bemalt wird. Gewöhnlich
kommen daneben auch mittels Punzen hergestellte Orna-
mentborten zur' Anwendung. Das zur Verwendung ge-
langte Holz ist zumeist alt und wurmstichig und so ge-
wählt bezw. gelegt, dass es da, wo es zu Tage tritt, die
Wurmlöcher unbeschnitten, also im Originalzustande zeigt.
An den Kanten, wo es beschnitten ist und daher die
Wurmlöcher das Falsifikat verraten könnten, ist der Rand
gewöhnlich mit altem Leder bezogen oder mit verziertem
Stuck verkleidet. Gewöhnlich hat man für diese Schilde
die Eiform gewählt, doch kommen auch alle andern
Formen gelegentlich vor. Also Vorsicht!
R. Forrer.

Noch einmal die geöhrten Nadeln an denKlingen
von Dolchmessern. Aus zwei an mich gerichteten Zu-
schriften ersehe ich, dafs die Richtigkeit meiner Aus-
führungen über die vorzügliche Eignung ahlförmiger In-
strumente zu Banditenwaffen Zweifeln begegnet. An der
Hand zweier Fälle aus der kriminalistischen Praxis suchte
ich die tückische Gefährlichkeit pfriemenartiger Waffen
darzuthun. Da mir dieses jedoch nicht ganz und gar
gelungen zu sein scheint, so verzeiht man es mir wohl,
wenn ich auf ein trauriges Ereignis zurückkomme, wel-
ches gewiss noch frisch in aller Erinnerung steht.
Am 10. September 1898 gegen Dreiviertel auf 1 Uhr
stürzte sich in Genf der Italiener Luccheni auf die
Kaiserin Elisabeth von Oesterreich, einen heftigen Stoss
gegen deren Brust führend. Die tödlich Getroffene ging
aufrecht, wie wenn nichts geschehen wäre, nach dem
Landungsplätze der Dampfschiffe, eine Strecke von etwa
einhundert Metern, und lehnte sogar den stützenden
Arm der Gräfin Sztaray ab. Erst an Bord der «Genfeve»
sank die Kaiserin um. Noch immer hatte weder die
hohe Dame, noch deren Begleitung eine Ahnung von
der furchtbaren Tragik der letzten Sekunden. Denn auf
die besorgte Frage der Hofdame, ob man nicht doch
ins Hotel zurückkehren solle, entgegnete die Dulderin
mit erlöschender Stimme: «Nein, er hat mich nur vor
die Brust gestossen; er wollte mir jedenfalls bloss die
Uhr stehlen.» Wieder umnachteten sich die Sinne der
Sterbenden, welche den letzten Atemzug that, ohne es
erfahren zu haben, dass sie das Opfer eines wahnwitzigen
Mordbuben geworden war. Zeitungsnachrichten zufolge
soll die Gräfin Sztaray folgende Aeusserung gethan haben:
«Als wir die Kleider der hohen Frau lösten, bemerkten
wir keine Blutspuren.»

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