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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 2.1900-1902

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Heft 4
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Engel, Bernhard: Waffengeschichtliche Studien aus dem Deutschordens-Gebiet, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.37716#0112

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98

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

II. Band.

«Münzen und Siegel von Danzig-, Elbing und Thorn»,
Taf. IV, Fig\ L.) Dieses erscheint zum erstenmale
I349, wobei jedoch zu bemerken, dass aus der
Zwischenzeit seit 1319 andere Siegel nicht bekannt
geworden sind. (Meistens war der Elbinger Komtur zu-
gleich Oberspitt-
ler und benutzte
dessen Siegel.)
Es muss hier
gleich einer Be-
stimmung der Or-
densgewohnhei-
ten (XXI) gedacht
werden, welche
wie folgt lautet:
«Was deme
brudere moge-
lichseizcuthune
der des meisters
stat heldet. Der
bruder der an
des meisters stat
ist, mag seinen
vanen vuren vn-
de tepte. (Tep-
piche , Tisch-
tücher.) Vnde
das groze ge-
czelt. Vnde die
ding der her
bedarff. Wenne
her die geste an
des meisters stat
entfaen sal. den
man ere irbieten
sal. Des mei-
sters schilt vnde
wapenroksalher
nicht vuren»....
Schild ist hier
nicht gleichbe-
deutend mit Wap-
pen, sondern be-
zeichnet den wirk-
lichen Gebrauchs-
schild, denn das
Hochmeisterwap-
pen befand sich
auch an dem Zelt
und auf der Fahne,
deren Führung
dem Statthalter
erlaubt war. Auch das Hochmeistersiegel mit dem
Wappen führte der Statthalter. (Vossberg, «Ordens-
münzen» S. 53.) Es kann also jene Bestimmung der
Ordensgewohnheiten nichts gegen die Annahme be-
weisen, dass das auf den Siegeln von 1310.und 1319
dargestellte Wappen das Hochmeisterwappen sein soll.
Es sei noch darauf hingewiesen, dass 1299 der bis-

herige Komtur von Elbing, Ludwig von Schippen,
Landmeister von Preussen wurde; vielleicht stammt
aus dieser Zeit der Stempel zu dem ersteren Siegel.
In demselben war zweifellos die Anbringung
von Kleeblättern an den Enden des inneren Kreuzes
eine Freiheit des
Stempelschnei-
ders, dem wohl
die Bedeutung des
Krückenkreuzes
unbekannt war.
Dass dies auch
bei anderen Hand-
werkern der Fall
gewesen ist, be-
weist unser Origi-
nalschild. Auch
hier sehen wir
Kleeblätter mit
der geringfügigen
Abweichung, dass
dieselben — wie
oft in gotischen
Darstellungen —
zu Spitzen ausge-
zogen sind. Kei-
neswegs sind dies
etwa Lilien, sol-
che w erden immer
mit abwärts gebo-
genen seitlicheu
Blättern gezeich-
net. Ein den Blät-
tern an den Kreuz-
enden unseres
Schildes genau
entsprechendes
Blatt aus Bronze,
in Thorn gefunden
und in meinem
Besitz, wohl mit
vielen gleichen
zum Beschlagen
einer Thür benutzt
gewesen, bilde ich
in Fig. 10 ab
(in natürlicher
Grösse); niemand
wird bezweifeln,
dass es ein Klee-
blatt und keine
Lilie ist, dies er-
giebt schon der Stengel. — Es stimmt also das Wappen
unseres Schildes, abgesehen von der Form der Klee-
blätter, mit den Schilden der Siegel von 1310 und
1319 überein, und da unser Wappen ausdrücklich als
dasjenige des Plochmeisters bezeichnet ist, so kann
auch das auf den gedachten Siegeln nur als solches
angesprochen werden. Was sollte es auch anders
 
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