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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 2.1900-1902

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Heft 8
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Schalk, Karl: Die historische Waffensammlung der Stadt Wien im Zusammenhange mit der militärischen Organisation der Stadt, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.37716#0325

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.8. Heft.

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

309

hauben» zum Einheitspreise von 7 fl 4 sol. den. per
Stück von Georg Zimerman.* * 4) Es ist aber bei Ver-
gleich zwischen den Angaben der Rechnung und
den aufgesteliten Harnischen zu bemerken, dass in
der Rechnung von Sturmhauben die Rede ist, während
die Harnische der Sammlung geschlossene Helme,
zum Teil sogenannte Burgunderhelme, aufweisen,
die wohl nicht ursprünglich zur Rüstung gehörten.
Von den 48 Rüstungen, auf die Georg Schmidt
im Jahre 1571 das Stadtwappen eingeätzt hat, sind
12 Stücke vorhanden.2 6) Indem man Jahreszahl,
Wappen und Nummer auf den Stücken anbringen liess,
wollte man zweifellos den städtischen Besitz sichern,
wenn man die Stücke im Kriegsfälle oder bei feier-
lichen Gelegenheiten an Bürger auslieh, wie dies für die
Hochzeitsfeierlichkeiten Erzherzog Carls bezeugt ist.
Man unterschied solche Harnische von anderen,
die man auf Wiederverkauf kaufte wie im Jahre 1556,
da man 127 Harnische «sarribt kragl und taschen
und 87 Sturmhauben und pekhenhauben», die man
in den letzten drei Jahren seitens der Stadt erworben
hatte, um 6 fl. per Harnisch verkaufte.8 9)
Man mag die Halbharnische des Jahres 1546
von dem Standpunkte aus Bürgerharnische nennen,
weil sie für den Gebrauch der Bürgerwehr dauernd
erworben wurden, nicht aber, um eine besondere Art
von Harnischen mit besonderer Facon damit zu be-
zeichnen; in letzterem Sinne gab es keine besonderen
Bürgerharnische. Die Halbharnische des Jahres 1546
sind vielmehr Landsknechtharnische nach der Mode
der Zeit, wie überhaupt die Bürgerwehr jeweilig die
Waffen benutzte, die eben gang und gäbe waren.
Von den Kugelbrüsten sind noch 18 Stücke
aus dem 15. Jahrhundert und 35 aus dem 16. Jahr-
hundert in der Waffensammlung.4)
•) Uhlirü 1. c. Bd. XXX, S. x 16.
ä) Uhlirü 1. c. Bd. XXXI, S. 72.
3) Uhlirü 1. c. Bd. XXX, S. 121. Erzherzog Mathias
weist auf diese Sitte aus zweiter Hand zu kaufen hin in
einem Kaiser Rudolf II. erstatteten Vortrage, <das die
bürgerliche kriegshandlsleut die harnisch, pixen und spiess
von knechten schandwohlfeil kaufften und nur wieder seubern
und um achtfach gelt weckh geben,» Meynert in Oesterr.
Wochenschrift für Wissenschaft und Kunst, Neue
Folge Bd. II, S. 797.
*) Mit Kugelbrüsten erscheinen einige den Kaiser im
Jahre 1462 auf 1463 in der Wiener Burg belagernden Wiener

Von den zahlreichen Setztartschen der Samm-
lung aus dem 15. Jahrhundert, von welchen die mit
ungarischem Wappen wohl unter die Siegestrophäen
einzureihen sind, sind abgebildet Kat.-Nr. 15“) und
Kat.-Nr. 533.°)
Sie legen, wie die anlässlich der Leichenfeierlich-
keiten Albrechts VI. im Jahre 1463 und Friedrichs IV.
im Jahre 1493 angefertigten Original-Prunkhelme und
Schilde7) der Sammlung, Zeugnis ab von der Kunst-
fertigkeit der Wiener «Schiffer».
Auch noch der ersten Periode der Wiener
Bürgerwehr gehören an die im Inventare des Jahres
1686 Fol. 19a angeführten:
«1. Vier grüen doppelt taffetc trompeter
und hörpaukher fähn8) mit Ihro Kays. Maytt
Ferdinand IIP“ höchstsei. gedächtniss naraen und
jahrzahl 1631.
2. Acht roth doppelt taffete deto mit ver-
guldten buechstaben und die jahrzall 1631.
3. Aber acht deto, darauf herrn Daniel Mossers,0)
gewesten burgermeisters allhier wappen.
4. Achtzehn deto mit gross doppelten adler
und gemainer statt wappen.
5. Item vier deto mit grossen adler und auch
gern, statt Wiener wappen, die jahrzall 1637.»
Im ganzen werden angeführt 42 Stücke. Von
diesen sind unter Kat.-Nr. 771 : 12, unter Kat.-Nr.
803 : 8 und unter Kat.-Nr. 1154 : 10 Stücke mit Wiener
Wappen, zusammen also 30 Stücke in der Sammlung
vorhanden; dazu kommen noch 24 Paukendecken
aus der Zeit Leopolds I. (sub Kat.-Nr. 909:8 und
Nr. 923 : 16). (Fortsetzung folgt.)

Aufständischen bewehrt auf der Handzeichnung zu Griin-
becks Hist. Frid. III., abgebildet in Gesch. Wiens Bd. II/i,
S. 297.
5) Jahrbuch des herald. genealog. Vereins Adler
Jahrgang V (1878) Tafel V, beschrieben von Böheim als
Setzschild und in die Zeit von 1470—1480 verlegt wegen der
Form des Harnisches des auf der Setztartsche abgebildeten
heiligen Georg (ebenda S. 7).
6) Zu Kutzlnigg 1. c. Tafel Nr. XV.
7) Waldbott von Bassenheim in Herald. genea-
log. Zeitschr. Jahrg. III (1873) mit Tafeln.
s) Vgl. Abbildung bei Ottenfeld undTeuberl. c.S. 86.
9) Dessen Biographie in Bergmann, Med. Bd. II,
S. 254 ff.


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