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Verein für Historische Waffenkunde [Editor]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 2.1900-1902

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Heft 8
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Lenc, Ėduard Ėduardovič: Mitteilungen aus der Renaissance-Abteilung der Kaiserlichen Eremitage zu St. Petersburg, [4]
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Sixl, P.: Entwickelung und Gebrauch der Handfeuerwaffen, [15]
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https://doi.org/10.11588/diglit.37716#0334

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3i6

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

II. Band.

wie die oben angeführte Stelle zeigt, diese Meinung
zu teilen. Jeder Zweifel aber, ob die Werkstatt
«Zur Katze» in Mailand oder anderswo zu suchen ist,
wird von der Inschrift einer mittleren, 99 cm langen
Stossklinge einer Stab-Runka — leicht kenntlich
durch den seitlich an der. Angel angeschmiedeten
Federbolzen — zerstreut. Dieses Stück befindet sich
unter einer grossen Zahl ungefasster Degenklingen
der früheren Sammlung von Tsarskoe Selo und trägt
auf einer seiner Seitenflächen die in Kursivschrift
oberflächlich eingeritzte Inschrift: IN MILANO AL
SEGNO DEL GATO. Offenbar haben wir nur eine
halb fertiggestellte Waffe vor uns: der Klingen-
schmied hat seine Arbeit geliefert; die Klingen,
von denen nur die mittlere sich erhalten hat, sollten
aber vor der Fassung in einen Holzstab noch zum

Aetzmaler kommen. Für ihn war, um Irrungen vor-
zubeugen, die anzubringende Inschrift flüchtig ein-
gekratzt, die uns nun zur bestimmten Lokalisierung
der Schwertfeger-Werkstatt «Zur Katze» verhilft.
Ein Seitenstück zu unseren Inschriften finden
wir endlich auf einem Prunkdegen des Pariser
Artilleriemuseums vom Ende des 16. oder Anfang
des 17. Jahrhunderts (J. 174), der ausser einer län-
geren Widmung die Aufschrift trägt: Fracescho
spader all insegna dal murion in Venitia fecce.2)
Im höchsten Grade erwünscht wäre ein sorg-
fältiges Absuchen der Museen nach ähnlichen auf
Werkstättenschilde bezüglichen Daten und In-
schriften, welche zweifellos viel zur Bestimmung
bis jetzt unbekannter Mcisterzeichen und Marken
beitragen würden.


Entwickelung und Gebrauch der Handfeuerwaffen.
Von k. u. k. Oberstleutnant P. Sixl in Kaschau.
(Fortsetzung.)


ie dritte Unterabteilung der er-
sten Hauptgruppe enthält
c) die eisernen Haken-
büchsen,
bei welchen der hölzer-
ne Stangenschaft durch
einen eisernen rückwärts
eingesetzten Stab ersetzt
ist. Diese eisernen Ha-
kenbüchsen sind recht
selten; hierher gehört eine Hakenbüchse im Histo-
rischen Museum zu Luxemburg.1) (Fig. 71.)
Die Hakenbüchse ist aus Schmiedeeisen; der
Lauf ist 127 cm lang und rückwärts durch eine 79 cm
lange, eingeschweisste Handhabe abgeschlossen; die
Waffe samt Handhabe besitzt eine Länge von
206 cm. Die Handhabe selbst ist nach der linken
Seite gebogen, so dass man mit der einen Hand
die Hakenbüchse halten, mit der anderen entzünden
und trotzdem über den Lauf visieren konnte. Das
Kaliber beträgt 30 mm. Das Zündloch befindet sich
oberhalb am Laufe und ist napfförmig. Auf 27 cm
von der Mündung ist unterhalb am Laufe ein 7 cm
langer Haken angeschweisst. Gewichtsangabe fehlt;
nachdem dieselbe jedoch in Länge und Kaliber der
Prager Büchse Fig. 70, No. 2 gleich ist, so dürfte diese
Hakenbüchse nur um das Gewicht der Handhabe
schwerer sein und 16—17 kg wiegen.

*) Oberst v. Cohausen in den «Annalen des Vereines
für nassauisch Aeltertumskunde» Bd. 18, 1883—84, 229 und
T. IV.

Die zweite Hauptgruppc umfasst nun alle
grossen Hakenbüchsen, das sind jene mittelgrossen
Lot- und Steinbüchsen, welche als solche oben an-
geführt und jetzt mit dem Haken versehen werden,
jedoch ein bestimmtes Gewicht nicht überschreiten,
damit dieselben mit der notwendigen Beweglichkeit
im Feldkriege verwendet werden können.
Die Konstruktion dieser grossen Hakenbüchsen
ist sehr verschieden; dieselben zeigen den Ring-
haken bei den ältesten Stücken, später den an-
geschweissten eisernen Haken, sind aus Schmiedeeisen
gearbeitet, später auch aus Bronze gegossen, haben
teils den rückwärts eingesteckten hölzernen Stangen-
schaft, teils sind dieselben ganz geschäftet oder ganz
von Eisen und endlich als Lot- oder als Steinbüchsen
eingerichtet.
Eine der ältesten grossen Hakenbüchsen be-
findet sich im Historischen Museum zu Luxemburg,3)
(Fig. 72.)
Dieselbe ist aus Schmiedeeisen, und hat ein
Gewicht von nahe 20 kg. Die Länge des Laufes be-
trägt 43,3 cm, die Länge der Seele 42,3, das Kaliber
50 mm, daher das Verhältnis des Kalibers zur
Seelenlänge wie 1:8,5. Die Konstruktion des Laufes
ist aussen achteckig, recht gute Arbeit, di^ einzelnen
Seiten des Achteckes scharf von einander getrennt;
der Lauf verjüngt sich wenig nach vorn. Diese letztere

s) L. Robert, Cat. d. mus. d’Artillerie 1889 T. III, pag. 65.
3) Die genauen Angaben und Austnaasse erhielten wir
durch freundliche Vermittelung des Herrn Professors Dr. N.
van Werveke in Luxe iburg, wofür wir an dieser Stelle
wärmstens danken.
 
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