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Verein für Historische Waffenkunde [Editor]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 2.1900-1902

DOI issue:
Heft 11
DOI article:
Forrer, Robert; Gimbel, Karl [Honoree]: Karl Gimbel
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https://doi.org/10.11588/diglit.37716#0411

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f
Karl G i m b e 1.


m 23. Mai 1902 ist zu Ba-
den - Baden Leutenant
a. D. Karl Gimbel
verschieden — ein Mann,
dem die Waffenkunde
mancherlei verdankt, ein
Mann, der sein Leben
dieser jungen Wissen-
schaft geweiht hat und
ihr noch manchen Dienst
zu leisten im Begriffe
stand. Erst 40 Jahre alt hat ihn ein Herzleiden
uns genommen, viel zu früh seinen Freunden, viel
zu früh der Waffenkunde.
Gimbel’s Vater war Kunstmaler, der sich
speziell als Maler von Damenfächern einen be-
sonderen Ruf erworben hatte — er war aber auch
Sammler und einer der besten seiner Zeit. Vom
Vater gingen auf den Sohn ebenso die künst-
lerische Veranlagung, wie die Liebe zu den Kunst-
werken der Vorzeit über. Karl Georg Gimbel
wurde am 25. Mai 1862 zu Baden-Baden ge-
boren. Er sollte ursprünglich die Rechte stu-
dieren, aber bald sattelte er um und ward Militär;
es folgten mehrere Jahre des Dienstes im Grenadier-
Regiment König Karl, dann nötigte ihn ein Herz-
leiden seinen Abschied zu nehmen — dasselbe
Leiden, das ihn nun auch uns genommen hat.
Der Vater war «universeller» Sammler ge-
wesen; ihn reizte alles schöne, mochte es gotisch
oder Renaissance, mochte es eine reich ciselierte
Rüstung, mochte es eine schön geschnitzte Truhe
sein. Der Sohn hatte von Jugend auf eine be-
sondere Vorliebe für Waffen, eine Vorliebe, die
ihn nach dem Tode seines Vaters die väterliche
Sammlung auflösen liess, um desto intensiver dem
geliebten Spezialgebiete dienen zu können. Ein
Hauptteil .der väterlichen Sammlung wanderte in
den Besitz des Grossherzogs von Baden und bildet

heute eine Zierde des Karlsruher Kunstgewerbe-
museums. Die Waffen behielt Leutnant Gimbel
und baute diesen Grundstock im Laufe der Jahre
zu einer ganz ' systematisch angelegten Spezial-
sammlung zur Geschichte des Waffen-
wesens aus.
Damals, d. h. in der Zeit, als sich jene Wand-
lung vollzog, als er mit dem Waffen sammeln
zugleich der Waffen g e s c h i c h t e näher trat,
lernte ich ihn kennen, es war kurz vor 1890.
Seither standen wir im regen Austausch — der
Meinungen sowohl, als der gegenseitigen Samm-
lungsbestände. Oft lieferten wir uns, sei’s in
meinem Heim, sei’s in seiner gotischen Dach-
kammer inmitten alter Waffen und Rüstungen,
schwere Kämpfe in waffengeschichtlichen Fragen,
bis wir das richtige gefunden, uns über die Da-
tierung dieser Waffe, über den Zweck jenes Riist-
stiickes geeinigt. Die Waffenkunde von Demmin,
diejenige von Boeheim, sie wurden Seite für Seite
vorgenommen und von uns mit nicht immer gerade
zustimmenden Anmerkungen und Ergänzungen ver-
sehen; aber auch an Selbstkritik fehlte es nicht;
mein etwas gar eilig verfasster Katalog der Waffen-
sammlung Zschille, Gimbel’s Tafeln und Rekonstruk-
tionen — sie wurden gleich sorgsam unter die
Lupe genommen und gemeinsam zogen wir uns
die «Splitter aus unsern eigenen Augen».
Gimbel ist für uns in mancher Hinsicht eine
interessante Erscheinung, so interessant und ori-
ginell, dass es sich verlohnt, bei seinen ver-
schiedenen Eigenschaften etwas zu verweilen.
Bevor er sich der historischen Waffenkunde
zuwandte, war er Sammler. Es gebührt sich,
dass wir also zuerst von ihm in jener Eigenschaft
sprechen. - Die von seinem Vater übernommenen
Waffen waren vor allem Prunkwaffen, d. h. Rüstungen,
Helme, Schilde, Schwerter und Hellebarden mit
kunstvollen und reichen Ätzmalereien, Incrustationen
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