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Verein für Historische Waffenkunde [Editor]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 2.1900-1902

DOI issue:
Heft 12
DOI article:
Diener von Schönberg, Alfons: Kaiser Maximilians I. geheimes Jagdbuch
DOI article:
Reimer, Paul: Die Erscheinung des Schusses und seine bildliche Darstellung, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.37716#0455

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12. Heft.

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

435

sein, dass die geheiligte Person des Herrschers
doppelt vor Gefahren zu bewachen sei, erhebt da-
rum wohl der Kaiser seine Stimme so eindringlich
zur Warnung vor Gefahren.
Gleich bei der Stehe, wo er von der Wahl eines
Pferdes spricht, tritt diese grosse Vorsicht deutlich
zu Tage. Es heisst da:
pag. 20. Item: Zwm gambss gejaid solstu
haben ain Jung saurn Ros/ das ain Jor oder ij den
saumb mit Ertzt über die pirg hatt tragen und der
pirg gebontt ist. Das las verschneiden/ und das es
nitt schiech sej.
Und dann weiter:
pag. 6. Kain Fürst soll in kain wantt gen/ dan
es ist fercklich (= gefährlich) von stain (d. h. der
herabrollenden Steine wegen).
pag. 14. Vor allen Dingen soll dier/ Hertzog
von Österreich/ verpotten sein/ in Rissen und under
die wendt zw gen/ da die stain herab lauffen.
das ist das fercklichst/ vill mehr weder das fallen
(= als das Abstürzen)/ so sy komen/ so offt und an
seltzam ortten/ von den Hunden und Jegern/ das
ainer seins lebens nitt sicher ist.
pag. 16. Item: Dw solst altzeitt ain oder Zwen
Jeger weitt vor dier am pirg lassen gen/ die dich
fueren und die beg besichten. aber dw solst altzeitt/
so dw an das Pirg gest/ zw fodrist gen und dein
gesindt nach dier. und so dw vom pirg herab
gest/ so las jederman vor dier herab gen und dw
zw lest/ dan ain oder zwen so nebendt dier gen/
dan es werden allzeit stain angelassen.
Von Anordnungen, die Ausübung und Art der
Jagd selbst betreffend, ist in dem Buche so gut
wie nichts zu finden. Nur einige Bemerkungen über
Jagdtiere und die Erzählung einiger Jagdabenteuer,
die der Kaiser oder seine Umgebung erlebt haben,
befinden sich darin, sowie eine lange und ausführ-

liche Beschreibung der kaiserlichen Reviere um
Augsburg, Günzburg, Weissenhorn und Kauf-
beuren.
Zum Schlüsse möchte ich aber noch einige
Worte des Kaisers anführen, die zwar in strengerem
Sinne mit dem eigentlichen Zwecke dieser Zeit-
schrift nichts zu thun haben, aber ein so deutliches
Bild von dem Charakter und hohen Sinne des
„grossen Waidmannes“ geben, dass sie des Hervor-
hebens wert sind.
Der Kaiser spricht von dem Ausnutzen der Zeit
und sagt dabei:
pag. 22. „Du kunig von osterreich/ mitt dein
erblanden zw dem Haus osterreich gehorundt/ solst
dich Ewiklich freyenn des grossen lust der waid-
manschafft/ so dw für all kunig und fürsten hast
zw deirn gesunntt und ergetzlichaitt/ Auch zw
trost deiner undersassen/ das dw Inne bekamt
magst werden/ auch der arm als der reich/ der reich
als der arm teglichen an solhem Waidberich Iren
Zwgang mögen haben/ sich Irer nott zu beklagen
und anbringen/ dw in auch solichs wenden magst
mit lust/ die Armen in der Ergetzlichait der Waid-
manschafft magst dannen Richten/ dartzw dw all-
zeitt deinen Secretary und ettlich dein Rett mit
dier an solich Waidmanschafft solst nemen/ dornitt
dw den gemain man/ so dich also besuechen und
zw dier komen/ magst Abzwfertigen/ das dw dan
pas (= besser) am Waidberich/ dan in Heyssern
thuen magst, domitt dw auch kain Zeitt verlierst/
so solstw also nimer Rue haben/ allain wan die
Falcken fliegen oder die Hundt Jagen“.
Fürwahr, eine echt kaiserliche Gesinnung, die
selbst in den Stunden der Erholung die Herrscher-
pflicht allem andern vorangehen lässt, — ein echt
kaiserliches Wort, das allein schon dem „grossen
Waidmanne“ ein unvergängliches Denkmal setzt!

Die Erscheinung des Schusses und seine bildliche
Darstellung,1)


Von Paul Reimer,
Oberleutnant und Direktions-Assistent beim Feuerwerks-Laboratorium Spandau.

(Schluss.)

u beachten, ist ferner beim
Schuss die Farbe der
Flamme. Dieselbe wird
heute wohl allgemein
feuerrot dargestellt, aber
nur teilweise mit Recht.
Die Untersuchungen über
die Verbrennungstem-
peratur des Pulvers in
Geschützrohren — übri-
gens steht dieselbe zu dem Gasdruck in engen Be-
ziehungen — haben etwa 2iOO°C. ergeben, man

kann daher annehmen, dass bei der eben erörterten
I Grösse der Ladungen die aus dem Rohr tretenden
Gase noch immer eine Temperatur von 1600 bis
1800 0 besitzen. Etwa ebenso hoch ist die Tem-
peratur in den modernen Siemens-Martin-Öfen zum
Stahlschmelzen, aber die darin befindlichen, in der
Hauptsache, wie beim Pulver, aus N, CO und C02
bestehenden, glühenden Gase erglänzen gleich dem
Sonnenlicht lebhaft weiss. Wenn nun die Pulver-
!) Erweiterte Bearbeitung eines am 7. Febr. 1901
in der «Gesellschaft für Heereskunde» zu Berlin gehaltenen
Vortrages.
 
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