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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 2.1900-1902

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Heft 12
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Litteratur
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https://doi.org/10.11588/diglit.37716#0472

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452

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

II. Band.

angehängt, und hinzutritt endlich noch die Angabe der
selbständigen Litteratur und der etwa vorausgegangenen
bildlichen Veröffentlichungen. Sehr bequem für den Be-
trachter ist die Wiederholung aller beschreibenden Angaben
auf den Tafeln selbst, so dass für den, der das Werk ein-
mal durchstudiert hat, bei wiederholtem, späterem Gebrauch
die Tafelbände hinreichende Auskunft zu geben imstande
sind, ohne dass zeitraubendes Nachschlagen im Textbande
wieder erforderlich sein wird.
Ich behalte mir vor, nach Erscheinen des eigentlichen
Werkes auf den Inhalt der Bände näher einzugehen. Hier
ist, da ich nichts gefunden habe, was die kritische Nach-
prüfung verbessern könnte, davon zunächst abzusehen. Ist
das Schwerste, was meines Erachtens der Herausgeber zu
überwinden hatte, in den anderen Bänden mit gleichem
Erfolg behandelt wie in den beiden mittleren, nämlich die
chronologische Anordnung, so darf man ihn heute schon
beglückwünschen. Denn mit grosser Klarheit erhellt aus
dem vorliegenden Bande die zeitliche wie typologische Ent-
wicklung, und auf einem Gebiete, auf welchem Hypothesen «so
wohlfeil wie Brombeeren > werden können, freut sich der Leser
doppelt der Strenge des Autors gegen sich selbst und rich-
tet sich vertrauend an ihr empor.
Die «Probe» ruft die Kritik auf. Ich habe ohne Ein-
schränkung zustimmen können. Aber einen Wunsch habe
ich doch noch, freilich einen, den ich mir nach dem Vor-
wort bewusst bin mit dem Herausgeber zu teilen. So
monumental sein Werk angelegt ist, es erschöpft die Auf-
gabe nicht, die für dieses Sonderkapitel die historische
Waffenkunde zu lösen hat. Eine Monographie des antiken
Helmes wird sich- erst schreiben lassen, wenn die bildlichen
und schriftlichen Quellen ebenso bekannt und kritisch be-
arbeitet sein werden, wie es jetzt mit den uns erhaltenen
Originalen geschehen ist. Hier also muss die Arbeit fort-
fahren. Aber es ist kaum denkbar, dass die Mittel, die
für diese zeitraubenden Forschungen erforderlich sind, auch
in diesem Falle von einem Privatmanne aufgebracht wer-
den, um so weniger, als die weitere Folge eine Bearbeitung
des ganzen Waffenwesens der Alten sein muss. Sollte
aber nicht auch für die Waffenkunde einmal die glück-
liche Stunde schlagen, wo ihr die Huld einer Akademie
oder einer anderen gelehrten Körperschaft zu teil wird?
Sie . hat sich bisher immer selbst geholfen. Aber die
grossen Aufgaben, die ihrer warten, wird sie nur lösen
können, wenn sie reichere Mittel hat als bisher. Es wird
so viel von Anschauung im Unterricht gesprochen. Als
ich das Gymnasium besuchte, lärmten täglich aus den Bü-
chern uns die Waffen der Streitenden entgegen — wie
sie aussahen, wussten wir nicht. Und so schreibe ich in
völliger Gemeinschaft der Überzeugung unserem Heraus-
geber die Worte nach: «Möchte es uns endlich gegeben
sein, das geistig zu besitzen, was auf diesem Gebiete die
Sammlungen gegenständlich schon lange beherbergen».
Koetschau.

E. von Lenz, Einige Worte über die alten Blank-
waffen. (HtcKo.itKo c.ioiri. o CTapiiuixo.MT, xo.io/tnoarr.
opyJKiil.) . St. Petersburg, im Almanach für Heer und Flotte
1902.
Die Schrift ist bestimmt für die grosse Masse der
russischen Offiziere, für die Anfänger in der historischen
Waffenkunde und, soweit möglich, als warnender Ratgeber
für angehende Sammler. Es musste also vermieden werden,
ins Einzelne zu gehen, aus dem Wichtigen musste das
Wichtigste in kurzer Darstellung zusammengefasst werden.
Das ist mit äusserst geschickter Auswahl des Stoffes in
dieser Arbeit geschehen.
Von den fünf Abschnitten, in denen auf kaum 18
Kleinoktavseiten eine überreiche Fülle wissenschaftlichen
Materials zusammengedrängt ist, giebt der erste eine

Skizze der Entwicklung der Blank waffen.
Wo keine Marken, Verzierungen u. dergl. einen Schluss
auf Alter und Herkunft einer Waffe zulassen, hilft man
sich durch Beachtung des Satzes: Die Trutzwaffe entwickelt
sich entsprechend der ihr entgegengestellten Schutzwaffe,
und umgekehrt. Je stärker und widerstandsfähiger die Rü-
stung, desto schwerer das Schwert; je kunstvoller die Rü-
stung aus einzelnen Teilen zusammengefügt ist, desto mehr
Aussicht hat der Stich anstatt des Hiebes: das Schwert
gestaltet sich spitz. Je mehr der Schild ausser Gebrauch
kommt, desto ausgebildcter der Handschutz an der Waffe
selbst: Parierstange, Faustschutzbügel etc. Ausser prak-
tischen Erwägungen wirkt der Einfluss des Orients: Die
Klinge krümmt sich, der Handschutz zeigt u. a. die charak-
teristischen Mitteleisen etc. — Die trefflich ausgewähltcn,
vielfach mit Boehcim übereinstimmenden Illustrationen zei-
gen die interessantesten Formen, u. a. Schwerter aus dem
12. bis 16. Jahrhundert, das kurze Landsknechtsschwert
mit S-förmig gebogener Parierstange, Bidenhander, Schia-
vona, Ochsenzunge, fauchon, cortelas etc.
Abschnitt 2 spricht von der Verzierung der
Klingen, und erwähnt unter besonderem Hinweis auf
Boeheims Arbeiten in diesem Gebiete u. a. die Wappen
und Namenszüge der Besitzer, Gebete, Waffensegen, Gift-
züge u. a. m.
Abschnitt 3 geht, zunächst mit ausschliesslicher Be-
rücksichtigung Deutschlands, auf die Beschau- und
Meistermarken über und giebt in Wort und Bild
eine Beschreibung des Passaucr und Solinger Wolfes, sowie
die Marken berühmter einzelner Meister.
Abschnitt 4 giebt dasselbe für Italien, wobei auch die
vielbesprochene Sichelmarke und das Wort Fringia kurz be-
leuchtet wird1), Abschnitt 5 endlich für Spanien; eine für den
beschränkten Raum sehr grosse Anzahl von Illustrationen
erleichtert das Verständnis. Auf die Schwierigkeit der Be-
urteilung des einzelnen Stückes und die grosse Häufigkeit
von Fälschungen wird hingewiesen.
Am Schluss werden die hauptsächlichsten Quellen für
das Studium unserer Wissenschaft genannt, und eine Nach-
schrift der Redaktion ermuntert die Leser, sich in Zw'eifcls-
fällen an sie zu wenden, da Herr von Lenz stets zu Aus-
künften bereit sei.
Hierfür und für seinen Aufsatz überhaupt muss auch
unser Verein dem Verfasser sehr dankbar sein. Mit Recht
ist darüber geklagt worden, dass zu wenig Berufsoffiziere,
besonders nicht deutsche, Mitglied -werden. Der Schluss,
den man manchmal hieraus zieht, das Interesse für die
Waffe sei doch scheinbar in Offizierskreisen nicht so hoch
wie man wünschen sollte, ist ein übereilter; er ist es, wie
Herr von Lenz sagt, auch in Russland. Nein, das Interesse
ist vorhanden; aber die einzelnen litterarischeü Erzeugnisse
auf dem Gebiet der historischen Waffenkunde gestatten
oft noch zu wenig Überblick über das-ganze Gebiet, gehen
für den Anfänger noch zu sehr ins einzelne und
schrecken den durch Berufspflichten überanstrengten Offi-
zier durch ihren Umfang ab. Die Lenzsche Arbeit bietet auch
dem, der wenig Zeit zum Lesen hat, etwas Schmackhaftes,
was den Wunsch nach mehr hervorbringen wird. So hoffen
wir, dass sich die kleine treffliche Arbeit als thatkräftige
Werberin für unseren Verein zeige.
Meyer,
Hauptrn. u. Komp.-Chef im Inf.-Rcgt. 139.
J) L., der die Deutung des Wortes nach dem Vor-
schlag Erbens erledigt, sagt: «Diese (Fringia-)Klingen aus
der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts wurden im nördlichen
Italien, wahrscheinlich in genuesischen Werkstätten bearbei-
tet und später im 17. Jahrhundert massenhaft von steirischen
Waffenschmieden nachgemacht».
 
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