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Zingeler, Karl Theodor [Bearb.]; Laur, Wilhelm Friedrich [Bearb.]
Die Bau- und Kunst-Denkmaeler in den Hohenzollern'schen Landen — Stuttgart, 1896

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https://doi.org/10.11588/diglit.19636#0023

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G AMMERTINGEN.

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Der erste genannte Graf von Gammertingen ist Ulrich + iioi, der
als Rechtsnachfolger der Grafen von Groningen genannt wird und im
Besitz der Gegend nördlich und östlich von Veringen: Hettingen, Gam-
mertingen, Trochtelfingen, Feldhausen, Harthausen, Kettenacker u. a. m.
bis zur Achalm und Zwiefalten erscheint. Seine Söhne nennen sich Grafen
von Gammertingen und Hettingen. Zu Anfang des 13. Jahrhunderts
(1209) findet sich Gammertingen im Besitz der Grafen von Sigmaringen,
von denen es an die Grafen von Veringen übergeht, die sich 1291 von
König Rudolf die volle Gerichtsbarkeit bestätigen lassen. Im Jahre 1311
eignen die heruntergekommenen Grafen von Veringen Stadt und Dorf
Gammertingen dem Kloster Reichenau und erhalten es als Mannlehen
zurück. Graf Wolf vermacht die ganze Herrschaft 1407 den Freiherren
von Rechberg, von denen Gammertingen, immer als Reichenauer Lehen,
1447 an die Grafen von Württemberg, 1469 an die Herren von Buben-
hofen kommt. Hans Kaspar machte 1508 Gammertingen lehnfrei, wofür
er Reichenau Hettingen und Hermentingen einsetzte. Nun folgten 1523
die Freiherren von Speth, welche die gesamte Herrschaft Gammertingen,
Hettin gen, Hermentingen, Neufra, Feldhausen, Harthausen, Kettenacker
u. a. m. an sich brachten. Herzog Ulrich von Württemberg rächte den
Verrat seines Vasallen Dietrich von Speth, indem er ihm 1534 mit Gewalt
die gesamte Herrschaft abnahm, welche erst nach dem Tode Ulrichs an
die Söhne von Speths zurückgelangte. Im Jahre 1827 traten die von Speth
ihr Besitztum, das schon 1806 unter die Souveränität Hohenzollern-
Sigmaringens gekommen war, käuflich an das fürstliche Haus Hohen-
zollern ab. Jetzt ist Gammertingen Oberamtsstadt, Sitz des gleichnamigen
preussischen Oberamtes. Im Jahre 1418 erhielt Gammertingen Markt-
gerechtigkeit.

Wiewohl Gammertingen schon sehr früh im Besitz einer Kirche war,
die iioi dem Grafen Ulrich I. zur Grablege diente und als Pfarrei in der
ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts genannt wird, bietet die katholische

Pfarrkirche, die dem fränkischen Heiligen Leodegar geweiht ist, eben- Pfarrkirche
falls ein Zeichen ihres hohen Alters, wenig Interessantes. Der jetzige Bau
stammt aus dem Anfang dieses Jahrhunderts (1804). Der Turm, an der Turm
Westseite der Kirche, zugleich Portal derselben, ist älter, hat Schlitz-
fenster und Staffelgiebel. Er gehört dem Mittelalter an, bietet aber kein
weiteres architektonisches Interesse.

An der Aussenseite des Chors befindet sich eine Steintafel mit einem
von Speth'schen Allianzwappen und dem Chronogramm
AeDes saCrosanCtl Del neoaeDIfICatae.

Rechts im Chor ein 2,10 m hoher und 1,00 m breiter Grabstein aus Grabsteine
grauem Sandstein. Die Mitte desselben nehmen zwei zu Seiten eines
Kreuzes stehende Wappenschilde mit Helmzierden ein und zwar das von
Speth'sche und das von Rolzhausen zu Stauffenburgische Wappen. Ober-
halb und unterhalb folgende Inschrift:
 
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