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Zingeler, Karl Theodor [Bearb.]; Laur, Wilhelm Friedrich [Bearb.]
Die Bau- und Kunst-Denkmaeler in den Hohenzollern'schen Landen — Stuttgart, 1896

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https://doi.org/10.11588/diglit.19636#0181

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OBERAMT HECHINGEN.

JUNGINGEN.

Allgemeines V)farrdorf im Killerthal, 44,3 km nördlich von Sigmaringen und 8,8 km
J- südöstlich von Hechingen. Schon im 12. Jahrhundert war es der
Sitz des angesehenen Geschlechtes der Edlen von Jungingen. Ein Eber-
hard von Jungingen kommt II85 und II86 als Domherr zu Strassburg
vor. Dass ein Rudolf von Jungingen 1080 auf dem Turnier zu Augs-
burg vorgekommen sein soll, ist unrichtig, weil es vor 1127 keine Tur-
niere in Deutschland gab. Wahrscheinlich waren sie Vasallen der Grafen
von Veringen. Zwei Deutsch-Ordens-Hochmeister, Konrad -j- 1393 und
Ulrich f 1410, gingen aus dieser Familie hervor. Im Mannesstamm er-
loschen sie im 16. Jahrhundert. Schon sehr früh verloren sie ihren Sitz
in Jungingen und erwarben Sitze in Jungnau (s. d.), Strassberg und
Hohenfels. Der Name, der 1210 und 1220 Jungingen, 1259 Jungingin,
1275 Jungental (?), 1292 Jungen geschrieben wurde, soll, wie Buck meint,
von dem Personennamen Jung, der auch als Geschlechtsname heute noch
fortlebt, herzuleiten sein. Erst seit 1488 ist Jungingen, das vorher Filial
von Killer war, eigene Pfarrei.

Pfarrkirche Die katholische Pfarrkirche St. Sylvestri wurde 1819 erbaut. Der

Turm Turm dagegen gehört noch der alten Kirche an. Er steht an der Nord-
seite, ist vierseitig mit Staffeldach, sonst aber ohne besondere Gliederung.
Glocken Glocken. Die grösste hat die Aufschrift: Des hailigen creutz Glock

haiss ich. Johann Georg Roth goss mich da man zahlte 1494. — 2. Glocke:
In gotischen Majuskeln die Namen der vier Evangelisten. — Die 3. Glocke
ist neu.

Chorgestühl Im Chor über dem einfachen Chorgestühl 15 Holzskulpturen, 0,80 m

u. Skulpturen ho(±^ Halbrelief) aus Eichenholz, Statuen der 12 Apostel, des Heilandes,
der Mutter Gottes und der Maria Magdalena. Die Figuren sind von ver-
schiedenem Wert. Die beste ist jene der hl. Jungfrau mit gotischem
Charakter. Auf dem Hochaltar zwei Engel und auf den beiden Seiten-
altären die 4 Evangelisten in halber Lebensgrösse und am Triumphbogen
lebensgross: Gott Vater und der Heiland als Welterlöser. Diese sämtlichen
Figuren gehören wohl demselben Künstler an, sind voll und rund ge-
arbeitet, stark bewegt, mit gutem Ausdruck, soweit die überdick auf-
getragene weisse Ölfarbe erkennen lässt. Weitere gute Schnitzarbeiten
befinden sich im Schiff teils an den Wänden, teils an den Brüstungen
der beiden Emporen. An den Wänden des Schiffs befinden sich vier
Reliefs, etwa 1,20 m hoch: I. Maria Vermählung, 2. Christi Geburt, 3. Be-
schneidung Christi, 4. Jesus im Tempel. An diese Reliefs schliesst sich eine
Gruppe: St. Anna mit Maria und dem Jesuskinde. An den Brüstungen der
Emporen sind fünf und im Schiff noch ein sechstes Relief, 0,48 m hoch
und 0,70 m breit, die der Reihe nach darstellen: Maria Geburt, Maria mit
 
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