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Zingeler, Karl Theodor [Bearb.]; Laur, Wilhelm Friedrich [Bearb.]
Die Bau- und Kunst-Denkmaeler in den Hohenzollern'schen Landen — Stuttgart, 1896

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https://doi.org/10.11588/diglit.19636#0026

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OBERAMT GAMMERTINGEK.

HARTHAUSEN AUF DER SCHER.

Allgemeines Y_)farrdorf in hoher Lage auf der Hochebene des rechten Lauchertufers,
J- 19,2 km nördlich von Sigmaringen und 31,4 km südöstlich von
Hechingen. Die Bezeichnung auf der Scher (nicht an d. Seh.; 1280 und
ferner uff der Scher) unterscheidet es von dem auf der Alb liegenden
Harthausen bei Feldhausen. Jenes Harthausen gehörte zum Burichinca
Gau, während Harthausen a. d. Sch. in den südwestlich angrenzenden
Scheragau fällt. Hiermit dürfte der Beiname erklärt sein. Über den Namen
Harthausen s. oben. Schon im 13. Jahrhundert ist es im Besitz einer Kirche
und gehörte zur Grafschaft Veringen (s. Veringen-Stadt).

Pfarrkirche Die katholische Pfarrkirche, S. Mauritii, wurde 1742 geweiht und ist

ein einfacher Putzbau.
Turm Der Turm bis zum zweiten Stockwerk gehört dem späteren Mittel-

alter an. In der ersten Etage sind Spuren von ehemaliger Bemalung.
Ein spitzbogiges Fenster ist ohne Masswerk. Der obere Aufbau ist neu.
Glocken Die drei Glocken sind neu.

Altäre Schöner als der Hochaltar (Zopf, mit einem Bilde des Sigmaringer

Malers von Ow, Ende des vorigen Jahrhunderts) sind die beiden Seitenaltäre
in Barockstil. Der rechte Seitenaltar trägt die Jahreszahl MDCXXXXVIII.

Dieser Altar besitzt noch einen ganz besonderen Schmuck in den
zwei Skulpturen und den die obere Gruppe beseitenden Ölgemälden auf
gemustertem Goldgrund, leider wie die Gruppen übermalt. Die obere
Skulptur stellt Christus am Kreuze dar. Links vom Kreuze Maria und
andere Frauen, sowie Johannes, der die im Schmerz zusammensinkende
Gottesmutter stützt. Rechts der Hauptmann und zwei Kriegsknechte.
Ganz besonders schön in der Gruppierung wie im Ausdruck der Figuren
ist die untere Skulptur. Im Vordergrund liegt der tote Christus, um den
sich neun Personen gruppieren, unter denen die hl. Maria, der hl. Johannes,
sodann Magdalena, Nikodemus, Joseph von Arimathäa hervorragen. Den
Hintergrund schliesst ein auf Holz gemaltes Bild, welches die drei Kreuze
auf Golgatha darstellt. Während die beiden Schächer noch am Kreuze
hangen, ist das Kreuz Christi schon leer. Beide Schnitzwerke sind sehr
gute, warm empfundene Arbeiten der oberdeutschen Schule und gehören
dem Ende des 15. Jahrhunderts an. Der Meister ist unbekannt.

Rechts und links von der Kreuzigungsgruppe befinden sich zwei
auf Holz gemalte Heiligenfiguren, rechts die hl. Margareta, links die
hl. Agnes. Der Goldgrund lässt noch Granatapfelmotiv erkennen. Die
beiden Figuren sind sehr ansprechend behandelt mit lieblichem Gesichts-
ausdruck. Man wird beim Anblick der Bilder sofort an Zeitblom erinnert,
besonders in der Figur der hl. Agnes ist viel Anklang an den Meister.
Die hl. Margareta dagegen lässt nicht auf Zeitblom schliessen. Sehr
 
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