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Zingeler, Karl Theodor [Bearb.]; Laur, Wilhelm Friedrich [Bearb.]
Die Bau- und Kunst-Denkmaeler in den Hohenzollern'schen Landen — Stuttgart, 1896

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https://doi.org/10.11588/diglit.19636#0295

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OBERAMT SIGMARINGEN.

hörte der Ort zur Herrschaft Hohenfels, mit dem er 1506 an den D. R.-O.
und 1806 an Hohenzollern-Sigmaringen kam. Ein wichtiges Zeugnis für
die Kultur dieser Gegend giebt eine Urkunde von 843, welche Vom An-
bau von Hülsenfrüchten, des Flachses, Hanfes, von Bienenzucht, Schaf-
zucht und Käsebereitung spricht.
Kirche Die katholische Pfarrkirche, dem hl. Oswald geweiht, ist neu. Dieser

Patron lässt Zweifel aufsteigen an einen sehr alten Bestand einer Kirche
in Mindersdorf. Um 1275 ist der Ort noch Filial von Kappel.
Turm Der gotische, rechteckige Turm steht an der Nordseite der Kirche

und gehört noch dem Mittelalter an. Er ist sehr einfach aus Bruchsteinen
aufgemauert und endet mit Staffeldach.
■ Kirchengeräte Kelche und Monstranz, Zopf. Ein Versehkreuz, 17. Jahrhundert. Ein
kleines doppeltes Ölgefäss zur Taufe. Im Fuss ein geviertes Wappen, in
1 und 4 ein aufrecht schreitender Bär, in 2 und 3 eine Zange. Jahres-
zahl 1633. Oben: PAVBTOB.

Ein Bauchmantel mit hübschen Gold- und Silberstickereien, 18. Jahr-
hundert.

Glocken Von den 3 Glocken ist die grösste neu. Die anderen haben die Auf-

schrift : 2.: Ecce crucem domini. Fugite Partes Adversae. Leonhard Bosen-
lecher gas mich in Cosantz (!) Anno 1666. 3.: S. Maria et S. Anna orate
pro nobis. A mala tempestate libera nos domine Jesu Christe. In einer Kar-
touche: Leonhard Bosenlecher gos mich in Costantz Anno 1718.
Votivbild Im Schiff ein künstlerisch wertloses Ölbild, jedoch von lokalhistori-

schem Interesse. Es stellt eine Prozession dar; die Mittelfigur bildet der
Pfarrer in kurzem, schwarzem Rock und kurzem Flügelröcklein, engen
Beinkleidern und Schnallenschuhen. Die Bauern erscheinen in roten und
blauen Fräcken. Aufschrift:

Anno 1791 den 16. Juni haben die Gemeinden Mindersdorf und Deut-
wang wegen gefährlicher Viehseuche diese Votivtaffel zu den h. drei Hausherrn
nach Batolphzell verlobet um Abtvendung der einreissenden Beuchte.

Die Prozession wurde aus Dankbarkeit, weil, wie die Überlieferung-
erzählt, die Seuche nach der Prozession sogleich einhielt, lange Zeit nach
Radolfszell und wird heute noch im Ort unter grosser Beteiligung ab-
gehalten.

MOTTSCHIESS.

Allgemeines l^ilialdorf von Zell am Andelsbach (badisch), 16,5 km südlich von Sig-
-*~ markigen, 70,1 km südöstlich von Hechingen, das 1420 noch Motz-
schiess geschrieben wird, leitet seinen Namen wohl von einem Besitzer
Mott, Motz (Muodo, Muoto, Motzo) ab. Schiess soviel wie Ecke, Winkel.
 
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