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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 1.1909

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14. Heft
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Sammlungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24117#0468

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452

Der Cicerone

Heft 14

Iung durch testamentarisches Vermächtnis an
die Stadt Düsseldorf gefallen. Und gleichzeitig
mit dieser Stiftung eine beträchtliche Summe,
für die ein geeignetes Museumsgebäude er-
richtet werden konnte.

Die Sammlung Hetjens ist, man kann sagen
wie nur ganz wenige Privatsammlungen auf
ein einziges, eng begrenztes Gebiet beschränkt.
Was in dieser Sammlung außerhalb des Kreises
der rheinischen Keramik liegt, hat nur geringen
künstlerischen Wert, abgesehen von einer
Kollektion von Münzen und Medaillen. Unter
diesen befindet sich eine fast lückenlose Folge
der Papstmedaillen, sowie einige dem Vitore
Pisano und Sperandio nahestehende bronze-
gegossene Porträtmedaillons.

In der absoluten Beschränkung auf das rhei-
nische Steinzeug liegt der Vorzug der Samm-
lung. Denn nur dadurch konnte es einem
Privatmanne möglich werden, eine solche Fülle
des gesamten Materials der rheinischen Krug-
bäckerei zusammenzubringen. Die Entwicklungs-
kette der Töpferkunst im Rheinlande ist hier-
in einer fast vollständigen Geschlossenheit zu
verfolgen. Aus den vier rheinischen Zentren,
aus Köln-Frechen, Raeren, Siegburg und Höhr-
Grenzhausen sind mit gleicher Liebe die be-
deutendsten Stücke zusammengetragen; daß
dem Hauptmeister der Renaissance, dem Raere-
ner Jan Emens, eine bevorzugte Stellung ein-
geräumt wurde, kann nur erfreuen. Denn er
bedeutet, was die formale Gestaltung, die Er-
findungskraft und ein den Erfordernissen des
Materais sich anschmiegendes, reines ästhetisches
Gefühl anbetrifft, den Höhepunkt der Keramik
des Rheinlandes. Durdi dieses besondere Inter-
esse für Jan Emens ist es denn auch bewirkt,
daß die Krüge der Raerener Werkstätten sich
in seltener Vollzähligkeit vereinigt finden. Für
Jan Emens selbst sind etwa 15 Arbeiten der
Sammlung in Anspruch zu nehmen. Und zwar
nicht etwa Werkstattfabrikate; vielmehr vor-
wiegend eigenhändige Schöpfungen bester Qua-
lität. Dahin gehören die für die frische Schaffens-
art des Meisters charakteristischen Stücke mit
mythologischen Darstellungen. Die Minerva-
Schnelle aus dem Jahre 1568 mit dem Mono-
gramm J E und ein Krug mit Aposteldarstel-
lungen kennzeichnen aufs beste den frühen
Stil des Meisters, in dem er in flächiger Be-
handlung des Reliefs und starker Betonung
markanter Umrißlinien eine ornamental-stilisie-
rende Formensprache erstrebt. Zur Kennzeich-
nung dieser Schaffensperiode sind die Krüge
von hohem Wert.

Ferner birgt die Sammlung den bekannten
grau-blauen Krug mit dem Josephsfries, sowie

den braunen Susannenkrug vom Jahre 1584 aus
der Spätzeit des Künstlers. Der Krug war seiner-
zeit schon so beliebt, daß er bis ins XVII. Jahr-
hundert hinein, die verschiedensten Werkstätten
immer wieder zur Nachahmung reizte. Hinzu
kommen noch drei seltene Pokale. In ihnen
spiegelt sich das Streben der Renaissance wieder,
schon in der Gestaltung der äußeren Umriß-
linien durch die Harmonie der Proportionen
ästhetisch zu wirken. Jan Emens war der erste,
der diese neue Kunstauffassung in die rheinische
Keramik brachte. Für seine Art, jedes Gefäß
in seine bestimmte, dem Gebrauchszweck ent-
sprechende Teile zu gliedern und in der Gliede-
rung die einzelnen Funktionen zu symbolisieren,
sind diese Pokale charakteristisch.

Nicht unwesentlich für den kunsthistorischen
Wert der Sammlung ist es, daß eine umfassende
Zusammenstellung alter Hohlformen, die zum
Teil Funde aus den ausgegrabenen alten Werk-
stätten sind, manche Hinweise auf den Ent-
stehungsort und den Meister geben, der sie
zur Ornamentierung seiner Kannen benutzt hat.

Daß die Stücke dieser für das rheinische
Steinzeug hochwichtigen Sammlung bei dem
Tode Hetjens nicht in alle Winde zerflatterten,
bedeutet für die kunstgeschichtliche Forschung
eine große Erleichterung. Für die Sammlung
ist es von Bedeutung, daß sie am Rheine bleibt
inmitten des Kannenbäckerlandes. Denn wenn
überhaupt irgendwo, so findet sich gerade hier
auch in Laienkreisen ein gewisses Interesse für
die Erzeugnisse dieses wenig beachteten Kunst-
zweiges. q gUgen Lüthgen.

8

BRESLAU =- -

Das schlesische Museum der bildenden Künste
hat als Vermächtnis Dr. H. von Korns Böcklins
„Poesie und Malerei“ erhalten.

8

BUDAPEST --

Die deutsche Malerei des XV. und XVI. Jahr-
hunderts ist im Museum der Bildenden Künste
nicht reich vertreten. Um so erfreulicher ist
also für die Sammlung die Erwerbung eines
kleinen Freskenstückes, das — unserer Meinung
nach — wenn auch keinem bekannten Meister
zugeschrieben werden kann, doch entschieden
die Kunstrichtung Hans Sebald Behams re-
präsentiert.

Das Gemälde, das nicht mehr als 36x40 cm
mißt, stellt ein Liebespaar dar. Mann und
 
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