Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 1.1909
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https://doi.org/10.11588/diglit.24117#0020
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1. Heft
DOI Artikel:Zimmermann, Ernst: Frühe Watteauszenen auf Meißner Porzellan
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Der Cicerone
Heft 1
Äbb. 2. Teekanne, Meißner Porzellan, mit Emailmalerei
um 1721 □ Dresden, kgl. Porzellansammlung
feiner, aber ganz bildnismäßig durchgeführter Miniaturmalereien zu benutzen: er hat
Szenen aus dem Leben und Treiben jener Menschen, für die damals das Porzellan in
erster Linie bestimmt war, d. h. der vornehmen Gesellschaft auf dies Material setzen,
auf diese Weise ganze Kaffe-
und Teeservice u. dergl. ver-
zieren lassen. Hierbei erscheinen
auf den knapperen Bildfeldern
die dargestellten Menschen nur
als Brustbilder, auf den größeren
dagegen oft in ganzen Figuren.
Der Inhalt aber ist fast immer
Konversation und einfache Ge-
selligkeit. Auffallend oft kom-
men daneben aber auch ärztliche
Szenen vor, so z. B. ganz aus-
schließlich auf einer kleinen Ter-
rine der Sammlung Darmstädter
in Berlin (Äbb. 1). Fast alle diese
Darstellungen sind in Schwarz
gemalt, nur die Fleischteile in Eisenrot gehalten worden. Doch hat es wenigstens ein
Service gegeben, von dem die Teekanne sich in der Dresdner Porzellansammlung (Äbb. 2),
die Kaffeekanne in der Sammlung von Dallwitz in Berlin erhalten hat, in dem die
Wiedergabe solcher Szenen auch in mehreren Farben versucht worden ist und zwar
noch in jenen zwar lebhaften aber glanzlosen Farben, die zu Böttgers Zeiten noch
allein zur Verfügung standen, und deren sich auch Herold zuerst d. h., bevor er seine
eigenen berühmten Farben er-
fand, ausschließlich hat bedienen
müssen.
Unter allen diesen Darstel-
lungen aber ist es mir bis jetzt
gelungen schon vier Mal Kopien
nach Watteau festzustellen. Von
diesen befindet sich die eine auf
der eben genannten, bunt ge-
malten Teekanne der Dresdner
Porzellankanne (Äbb. 2), zwei
weitere tauchten vor einiger Zeit
im Dresdner Kunsthandel auf,
davon die eine auf einer ein-
zelnen Kaffekanne, die andere
auf der Teekanne eines ganzen
Services (Äbb. 3). Die vierte Eisenrot bemalt um 1721 D
fand sich im Spiegel der Spühl- □ Vor einigen Jahren im Dresdner Kunsthandei
Der Cicerone
Heft 1
Äbb. 2. Teekanne, Meißner Porzellan, mit Emailmalerei
um 1721 □ Dresden, kgl. Porzellansammlung
feiner, aber ganz bildnismäßig durchgeführter Miniaturmalereien zu benutzen: er hat
Szenen aus dem Leben und Treiben jener Menschen, für die damals das Porzellan in
erster Linie bestimmt war, d. h. der vornehmen Gesellschaft auf dies Material setzen,
auf diese Weise ganze Kaffe-
und Teeservice u. dergl. ver-
zieren lassen. Hierbei erscheinen
auf den knapperen Bildfeldern
die dargestellten Menschen nur
als Brustbilder, auf den größeren
dagegen oft in ganzen Figuren.
Der Inhalt aber ist fast immer
Konversation und einfache Ge-
selligkeit. Auffallend oft kom-
men daneben aber auch ärztliche
Szenen vor, so z. B. ganz aus-
schließlich auf einer kleinen Ter-
rine der Sammlung Darmstädter
in Berlin (Äbb. 1). Fast alle diese
Darstellungen sind in Schwarz
gemalt, nur die Fleischteile in Eisenrot gehalten worden. Doch hat es wenigstens ein
Service gegeben, von dem die Teekanne sich in der Dresdner Porzellansammlung (Äbb. 2),
die Kaffeekanne in der Sammlung von Dallwitz in Berlin erhalten hat, in dem die
Wiedergabe solcher Szenen auch in mehreren Farben versucht worden ist und zwar
noch in jenen zwar lebhaften aber glanzlosen Farben, die zu Böttgers Zeiten noch
allein zur Verfügung standen, und deren sich auch Herold zuerst d. h., bevor er seine
eigenen berühmten Farben er-
fand, ausschließlich hat bedienen
müssen.
Unter allen diesen Darstel-
lungen aber ist es mir bis jetzt
gelungen schon vier Mal Kopien
nach Watteau festzustellen. Von
diesen befindet sich die eine auf
der eben genannten, bunt ge-
malten Teekanne der Dresdner
Porzellankanne (Äbb. 2), zwei
weitere tauchten vor einiger Zeit
im Dresdner Kunsthandel auf,
davon die eine auf einer ein-
zelnen Kaffekanne, die andere
auf der Teekanne eines ganzen
Services (Äbb. 3). Die vierte Eisenrot bemalt um 1721 D
fand sich im Spiegel der Spühl- □ Vor einigen Jahren im Dresdner Kunsthandei