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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 1.1909

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1. Heft
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Zimmermann, Ernst: Frühe Watteauszenen auf Meißner Porzellan
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https://doi.org/10.11588/diglit.24117#0022

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8

Der Cicerone

Heft 1

gemein, die später in der Zeit des Rokoko so häufig auf das Meißner Porzellan
gemalt wurden, daß sie wie der typische Dekor dieser Zeit erscheinen. Ihr Auf-
tauchen auf dem Meißner Porzellan in so früher Zeit ist aber um so merkwürdiger,
als bekanntlich Watteau bei seinem gerade um diese Zeit (1721) erfolgten Tode selbst
in Frankreich keineswegs ein irgendwie besonders beachteter und gefeierter Künstler
war, dessen frühes Dahinscheiden allgemeine Trauer ausgelöst hätte. Nur wenige
Freunde beklagten damals seinen Tod ernstlicher.1) Einer derselben bedurfte „einer
ungeheuren Energie“ und kolossaler Summen aus seinem „Privatvermögen“ um über-
haupt jene bekannten zahlreichen „Watteaustiche“ ins Leben zu rufen, durch die dann
Watteau weit mehr als durch seine meist versteckten Gemälde der ganzen Welt
bekannt und überhaupt populär geworden ist. In der Zeit des Königs August des
Starken dagegen kann nur ein Zufall die oben bezeichneten Blätter nach Dresden oder
Meißen gespielt haben. Oder darf die Phantasie vielleicht weiter gehen? Hat vielleicht
einer jener Kunstagenten, die der wirklich sehr kunstliebende und kunstverständige
Monarch überall hatte, diese frühen Watteaustiche um ihres Inhalts wegen für ganz
besonders geeignet gehalten, dem bekanntlich stets galanten Könige vorgelegt zu
werden und dieser sie dann auch wirklich für würdig gehalten, sie auf sein Meißner
Porzellan, auf das er stets so stolz war, kopieren zu lassen. Es dürfte zunächst wohl
nichts dieser Annahme im Wege stehen.

]) Hannover, Antoine Watteau, Berlin 1889, S. 96.

L1TTERIO PÄLÄDINO, Deckenmalereien in der Kirche Monte Vergine, Messina □

Zu dem Ärtikel: „Die Zerstörung Messinas“
 
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