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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 1.1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.24117#0030

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16

Der Cicerone

Heft 1

beiden großen Volutenhenkel in Gestalt einer
Gorgone, die unten in zwei Schlangenleiber
mit Köpfen ausläuft und auf der Schulter die
mit Spiralband, Perlenschnur und Blattstab
verzierte Volute trägt. Das Ungeheuer ist im
Typus der archaischen Kunst fratzenhaft ge-
bildet und soll apotropäisch wirken. Gleichzeitig
ist die Figur dekorativ sehr geschickt benutzt
als Ersatz für einen seitlichen Bogenhenkel,

dessen Rudimente noch in den Schlangenleibern
vorliegen. Die Lücke zwischen Henkel und
Hals füllt je eine ä jour gearbeitete kleine
Volute aus.

Der Krater gehört seiner Form nach in das
ausgehende VI. Jahrhundert v. Chr. und ist ein
Erzeugnis der jonischen Kunst, worauf vor allem
die Gestalt des Fußes aber auch die derbe voll-
saftige Bildung der Gorgone schließen läßt.
Diese kommt in Halbfigur speziell auf chalki-
dischen Bronzegefäßen vor, vermutlich ist auch
der Münchner Krater dieser Gattung zuzuweisen.
Er ist in Campanien gefunden, wo Chalkis mit
seinen Kolonien vor allem mit Cumae rege
Handelsbeziehungen unterhielt, j s;evcking

S

MÜNCHEN -- =- -

Die noch recht magere englische Äbteilung
der alten Pinakothek erhielt einen erfreulichen
Zuwachs durch ein Geschenk der Münchener
Kunsthandlung D. Heinemann. Das geschenkte
Bild ist von Henry Raeburn und stellt das
lebensgroße Porträt (Kniestück) des jungen Lord
Douglas Hallyburton dar.

S

BERLIN =-

Münchner Blätter meldeten von einer Neu-
erwerbung eines altbayrischen Kunstschatzes
durch die Berliner Museumsverwaltung. Die
Meldung an sich ist richtig, wenn auch Einzel-
heiten nicht ganz zutreffend wiedergegeben
worden sind. So weit es uns möglich war, uns
zu orientieren, handelt es sich um zwei Zimmer
aus dem auf bayrischem Boden in nächster Nähe
der österreichischen Grenze gelegenen Schloß
Triebenbach in der Salzburger Gegend. Die
beiden Zimmer, die voraussichtlich für das Deutsche
Museum in Berlin erworben worden sind, haben
alte Decken, Vertäfelung, Portale mit schönen
Renaissanceschnitzereien und anderen originellen
Figürchen. Ihre Entstehungszeit ist zwischen
1520—40 anzusetzen. Dr. Herrn. Voss hat im
Auftrag von Geheimrat Bode kürzlich das Schloß
besichtigt und daraufhin den Ankauf gemacht.

B.

s

VOM KÖLNER KUNSTGEWERBE-
MUSEUM.

Im November 1908 wurde der Grundstein
zum Erweiterungsbau des Kunstgewerbe-Mu-
seums gelegt, veranlaßt durch die Schenkung
der Sammlung A. Schnütgen. Der Erweiterungs-
bau, der in etwa anderthalb Jahren vollendet
sein soll, wird einerseits eine in sich geschlossene
Aufstellung der umfangreichen Sammlung Schnüt-
gen ermöglichen, andererseits dem Museum
einen erwünschten Zuwachs seiner Räume ge-
währen.

Zur Aufstellung des älteren Bestandes des
Museums sind in dem neuen Bau verschiedene
Räume vorgesehen. Einmal soll die wichtige
Sammlung des Steinzeuges aus dem Wester-
walde, die frühere Sammlung Ernst Zais aus
München, die dem Museum 1903 als Vermächt-
nis zufiel, eine übersichtliche Aufstellung er-
halten. Dann ist ein süddeutsches Renaissance-
zimmer vorgesehen, dessen Kasettendecke aus
Nußholz und Eschenmaser von Geheimrat Emil
vom Rath im Jahre 1907 dem Museum ge-
 
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