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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 1.1909

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Entdeckungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24117#0043

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Heft 1

Entdeckungen

29

') Diese kurze Notiz wurde vor dem Unter-
gang der Stadt, dem wohl audi das Museum
mit seinen Schätzen zum Opter fiel, geschrieben.

Die Red,

COLIJN DE COTER, Kreuzabnahme

□ Messina Museo Civico

EINE KREUZABNAHME DES
COLIJN DE COTER IM MUSEO
CIVICO ZU MESSINA1)

Zu den an neuem Material reichen
Ausführungen Friedländers im „Jahr-
buch der Kgl. preußischen Kunstsamm-
lungen“ (1908, Heft IV) und seinen er-
gänzenden Mitteilungen in der Sitzung
der Kunsthistorischen Gesellschaft vom
9. Oktober hier ein kurzer Nachtrag.

Friedländer hatte zu der „Kreuzab-
nahme“ der Stuttgarter Galerie bemerkt,
daß er sie dem Colijn de Coter nicht mit
vollkommener Sicherheit zuweise. Er
betont das Luftlose der Komposition, die
Schwärze der Schatten, den eintönigen
Ernst des Ausdrucks und denkt im~Ge-

Köpfe sollen in unmittelbare Nähe jener Pro-
phetenköpfe aus dem Hansasaal des Rathauses
rücken, von denen einige im Wallraf-Richartz-
Museum aufbewahrt werden. Daß mit dieser
überraschenden Entdeckung ganz neues Licht
auf die Anfänge der berühmten rheinischen
Malerschule fällt, daß vor allem die viel um-
strittene Meister Wilhelm-Frage dadurch vor
ganz neue Lösungsmöglichkeiten gestellt wird,
ist selbstverständlich. Sicher ist jedenfalls, daß
die Kölner Schule, • im Besitz eines so großen
einheitlichen Frühwerks (etwa 1370) die Führung
unter den deutschen Malerschulen strickter als
je behauptet. — Ergänzend ist anzufügen, daß
auch die Madonna mit der Wicke im Wallraf-
Richartz-Museum als „Fälschung“ von Direktor
Poppelreuter erkannt worden ist, trotz der ge-
genteiligen, durch keinerlei Gründe gestützten
Ansicht des ersten Direktors Dr. Ä. Hagelstange,
der sich seinen idealen Glauben an die herrliche
Madonna, wie er in einer Polemik gegen
seinen Kollegen in der „Köln. Volks-
zeitung“ ausführt, nicht rauben lassen
möchte. Das ist eine neue kunstge-
schichtliche Methode, wie es scheint,
schwer wiegenden Gründen, die Herr
Dr. Poppelreuter demnächst in der „Zeit-
schrift für Christi. Kunst“ darlegen wird,
den Boden zu entziehen. Leider wird
diese Methode bei der Wissenschaft
kaum Änklang finden.

samteffekt an spanische Bilder. Schon seit
längerer Zeit kannte ich seine dem Stuttgarter
Gemälde sehr ähnliche „Kreuzabnahme“ in
Messina und hatte auch die Beziehung der
beiden Bilder unter sich und zu Colijn de Coter
bemerkt.

Ich glaube, daß die Kenntnis der Version in
Messina geeignet ist, Zweifel an der Authenti-
zität auch des Stuttgarter Exemplares zu zer-
streuen. Denn in Messina sind die Typen noch
viel charakteristischer für Coter als in Stuttgart
— man sehe etwa Maria und Johannes — an-
dererseits stehen sich beide Gemälde zu nahe,
als daß man sie zwei verschiedenen Meistern
zuweisen könnte. Auch hat das Stuttgarter
Bild wohl manches Befremdende, aber die
Zeichnungsweise und die Anordnung ist doch
für Colijn sehr bezeichnend.

Nach gütiger mündlicher Mitteilung hält
darum auch Friedländer nunmehr seine Zu-
 
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