Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 1.1909
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3. Heft
DOI Artikel:Graul, Richard: Einige Kloster-Veilsdorfer Figuren
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Heft 3
Einige Kloster-Veilsdorfer Figuren
87
sind in Süddeutschland zu suchen. Auch eine Folge kleinerer Theaterfiguren läßt sich
zusammenstellen, vielleicht sind es solche wie sie 1767 einem Mannheimer Händler,
freilich vergeblidi zum Verkauf übergeben worden sind.
Wo die Unterglasur-Fabrikmarke fehlt, führt nicht selten die Anwesenheit
eingeritzter Buchstaben und Zahlen zur richtigen Bestimmung der Veilsdorfer Pro-
venienz. Denn von allen Thüringer Porzellanen weisen die Veilsdorfer Waren die
meisten eingeprägten Marken vor: wie BZ, EZ oder P, W, Z allein und mit Ziffern.
Das gilt besonders für die frühe Epoche der Fabrik. Leider lassen sich diese Marken
nicht auf bestimmte Poussierer oder Former deuten, denn von den Modelleuren der
Fabrik wissen wir aus den lückenhaften Akten nur sehr wenig. Auch die Maler,
unter denen einige in der Korrespondenz des Prinzen Friedrich Wilhelm Eugen von
Hildburghausen mit seinem Intendanten Johann Ernst Bager rühmend genannt werden,
haben nur wenige Werke bezeichnet. In dem Thüringer Porzellanwerke, das der
Verfasser mit Dr. Kurzwelly zu Ostern 1909 herausgeben wird, sind diese Fragen
eingehend besprochen. Der Zweck dieser kurzen Bemerkungen zu einigen typischen
Veilsdorfer Porzellanfiguren ist erreicht, wenn er den Nachweis weiterer Figuren und
Gruppen hervorruft.
Denn alles in allem ist die Ausbeute gerade an Veilsdorfer Figuren immer noch
gering, und jeder Tag kann noch überraschende Neuheiten bringen. So ist erst in
letzter Zeit die Leda mit dem Schwan, die wir nach dem Leipziger Exemplar abbilden,
als sichere Veilsdorfer Arbeit gleich in drei Exemplaren bekannt geworden. Kein Werk
der frühen Epoche, jedenfalls erst um 1790 entstanden, aber gefällig in den flüssigen
Formen. Ähnliche Stücke gingen früher im Handel als Limbacher Arbeiten. Eine
Venus mit Amor im Leipziger Kunstgewerbe-Museum ist von derselben Hand und
desgleichen in
Weimar eine
hübscheweib-
liche Figur, die
auf einem
Ruhebette et-
wasungeniert
sitzt, und in
der wir die in
einem ganz
späten Inven-
tar genannte
„Venus auf
dem Kana-
pee“ wieder-
zuerkennen
glauben.Ganz
gewiß ver-
stecken sich
Äbb. 11. Porzellandose mit Mosaikrand und Chineserei. Kloster-
Veilsdorf Kunstgewerbe-Museum Leipzig
noch manche
ähnliche
Stücke unter
den „Unbe-
kannten“ der
privaten und
öffentlichen
Sammlungen,
es wäre ein
Gewinn für
den alten
Ruhm und für
die Geschichte
der Kloster-
Veilsdorfer
Manufaktur,
wenn sie be-
kanntgemacht
würden.
Einige Kloster-Veilsdorfer Figuren
87
sind in Süddeutschland zu suchen. Auch eine Folge kleinerer Theaterfiguren läßt sich
zusammenstellen, vielleicht sind es solche wie sie 1767 einem Mannheimer Händler,
freilich vergeblidi zum Verkauf übergeben worden sind.
Wo die Unterglasur-Fabrikmarke fehlt, führt nicht selten die Anwesenheit
eingeritzter Buchstaben und Zahlen zur richtigen Bestimmung der Veilsdorfer Pro-
venienz. Denn von allen Thüringer Porzellanen weisen die Veilsdorfer Waren die
meisten eingeprägten Marken vor: wie BZ, EZ oder P, W, Z allein und mit Ziffern.
Das gilt besonders für die frühe Epoche der Fabrik. Leider lassen sich diese Marken
nicht auf bestimmte Poussierer oder Former deuten, denn von den Modelleuren der
Fabrik wissen wir aus den lückenhaften Akten nur sehr wenig. Auch die Maler,
unter denen einige in der Korrespondenz des Prinzen Friedrich Wilhelm Eugen von
Hildburghausen mit seinem Intendanten Johann Ernst Bager rühmend genannt werden,
haben nur wenige Werke bezeichnet. In dem Thüringer Porzellanwerke, das der
Verfasser mit Dr. Kurzwelly zu Ostern 1909 herausgeben wird, sind diese Fragen
eingehend besprochen. Der Zweck dieser kurzen Bemerkungen zu einigen typischen
Veilsdorfer Porzellanfiguren ist erreicht, wenn er den Nachweis weiterer Figuren und
Gruppen hervorruft.
Denn alles in allem ist die Ausbeute gerade an Veilsdorfer Figuren immer noch
gering, und jeder Tag kann noch überraschende Neuheiten bringen. So ist erst in
letzter Zeit die Leda mit dem Schwan, die wir nach dem Leipziger Exemplar abbilden,
als sichere Veilsdorfer Arbeit gleich in drei Exemplaren bekannt geworden. Kein Werk
der frühen Epoche, jedenfalls erst um 1790 entstanden, aber gefällig in den flüssigen
Formen. Ähnliche Stücke gingen früher im Handel als Limbacher Arbeiten. Eine
Venus mit Amor im Leipziger Kunstgewerbe-Museum ist von derselben Hand und
desgleichen in
Weimar eine
hübscheweib-
liche Figur, die
auf einem
Ruhebette et-
wasungeniert
sitzt, und in
der wir die in
einem ganz
späten Inven-
tar genannte
„Venus auf
dem Kana-
pee“ wieder-
zuerkennen
glauben.Ganz
gewiß ver-
stecken sich
Äbb. 11. Porzellandose mit Mosaikrand und Chineserei. Kloster-
Veilsdorf Kunstgewerbe-Museum Leipzig
noch manche
ähnliche
Stücke unter
den „Unbe-
kannten“ der
privaten und
öffentlichen
Sammlungen,
es wäre ein
Gewinn für
den alten
Ruhm und für
die Geschichte
der Kloster-
Veilsdorfer
Manufaktur,
wenn sie be-
kanntgemacht
würden.