Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 1.1909
Cite this page
Please cite this page by using the following URL/DOI:
https://doi.org/10.11588/diglit.24117#0205
DOI issue:
6. Heft
DOI article:Zimmermann, Ernst: Eine Porzellanarbeit Tschirnhausens
DOI Page / Citation link:https://doi.org/10.11588/diglit.24117#0205
Eine Porzellanarbeit Tschirnhausens
189
mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln gestrebt, und dessen Erfüllung ihn mit
dem denkbar größten Stolze erfüllt hat. In diesem Jahre wurde auch die Medaille
geschlagen, nach der die Darstellungen dieser Dose angefertigt worden sind. In dieser
Zeit aber machte auch Tschirnhausen seine Porzellanversuche und war er bereits fest
überzeugt, das echte Porzellan gefunden zu haben. Vier Jahre später brach der nor-
dische Krieg aus. Der König verlor sein ganzes Königreich und erlitt eine Niederlage
nach der anderen, ja lief sogar Gefahr, sein Stammland Sachsen zu verlieren. Mit
seinem Königsein in Polen war es vor der Hand aus. Ist es da aber denkbar, daß
man in dieser Zeit noch Änspielungen auf ein Ereignis gemacht hätte, das inzwischen
ein so überaus trauriges Ende genommen hatte! An diese Zeit aber allein kann man
noch hinsichtlich der Entstehung dieser Dose, wofern man sie nicht Tschirnhausen zu-
schreiben will, denken: an die Wende des Jahres 1709, da Böttger bereits die Masse
seines Porzellans erfunden, aber nachweislich ebenfalls nicht gleich mit der Glasur
zurechtkam. Doch für diese Zeit ist ihre Entstehung einfach undenkbar, wofern man
nicht Böttger, der doch allen Grund hatte, den König nach allen seinen bisherigen
alchimistischen Mißerfolgen nicht zu verletzen, für einen ungewöhnlich taktlosen
Menschen halten will. So kann diese Dose, die um ihrer Darstellungen willen ja
nur in Sachsen gemacht sein kann, auch nur von Tschirnhausen herrühren.
189
mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln gestrebt, und dessen Erfüllung ihn mit
dem denkbar größten Stolze erfüllt hat. In diesem Jahre wurde auch die Medaille
geschlagen, nach der die Darstellungen dieser Dose angefertigt worden sind. In dieser
Zeit aber machte auch Tschirnhausen seine Porzellanversuche und war er bereits fest
überzeugt, das echte Porzellan gefunden zu haben. Vier Jahre später brach der nor-
dische Krieg aus. Der König verlor sein ganzes Königreich und erlitt eine Niederlage
nach der anderen, ja lief sogar Gefahr, sein Stammland Sachsen zu verlieren. Mit
seinem Königsein in Polen war es vor der Hand aus. Ist es da aber denkbar, daß
man in dieser Zeit noch Änspielungen auf ein Ereignis gemacht hätte, das inzwischen
ein so überaus trauriges Ende genommen hatte! An diese Zeit aber allein kann man
noch hinsichtlich der Entstehung dieser Dose, wofern man sie nicht Tschirnhausen zu-
schreiben will, denken: an die Wende des Jahres 1709, da Böttger bereits die Masse
seines Porzellans erfunden, aber nachweislich ebenfalls nicht gleich mit der Glasur
zurechtkam. Doch für diese Zeit ist ihre Entstehung einfach undenkbar, wofern man
nicht Böttger, der doch allen Grund hatte, den König nach allen seinen bisherigen
alchimistischen Mißerfolgen nicht zu verletzen, für einen ungewöhnlich taktlosen
Menschen halten will. So kann diese Dose, die um ihrer Darstellungen willen ja
nur in Sachsen gemacht sein kann, auch nur von Tschirnhausen herrühren.