Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 1.1909

DOI Heft:
7. Heft
DOI Artikel:
Sammlungen
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.24117#0242

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
226

Der Cicerone

Heft 7

Ägnew (London). Das sehr lebendig aufge-
faßte, sicher gezeichnete und kraftvoll gemalte
Bild kann weder dem Meister selbst, noch seiner
Schülerin Judith Leyster mit Sicherheit zuge-
schrieben werden, steht aber zweifellos am
Niveau dieser großen Künstler.

Äus den Sammlungen des Herzogs von Osuna
und des Grafen von Bücher stammt das ge-
waltige Werk Goyas: „Die Trinker“. (Besprochen
und abgebildet bei Ä. F. Calvaert.) Zwei drastisch
charakterisierte und durchaus innerlich aufge-
faßte Figuren stellt es
dar. Das feurige Tem-
perament des Künstlers
gelangt in ihnen unge-
schwächt zur Geltung.

Ein skizzenhaft be-
handeltes Gemälde von
dem Goya-Schüler Lucas
konkurriert mit den
Werken des Meisters
selbst. Es ist die Schil-
derung einer Kampf-
szene. Man sieht darauf
bewaffnete Bürger, die
sich gegen den auf dem
Bilde nicht sichtbaren
Feind verzweifelt weh-
ren. Gefallene Krieger
und jammernde Frauen
beleben die malerisch
und doch fest gruppierten
Menschenhaufen. Das
Werk befand sich früher
in Paris als ,Gaston
Neussers Eigentum.

Ein Bruststück von
Jordaens stellt Hiob in
extatischer Aufregung
dar. Es ist ein sehr frei
behandeltes, frisch ge-
maltes Bild, eine Probe
der resolutesten Seelen-
malerei. Max Rooses
beschreibt das im Jahre 1905 in Antwerpen aus-
gestellte Gemälde und bringt es in Abbildung in
seinem Buche: „Jordaens, sa vie et ses ceuvres“.
(Frühere Besitzer: Warneck und Dr. Mersch in
Paris.) Michael Miereveits Bildnis eines Mannes
(bezeichnet 1634; früher bei Brunner-Paris) ist
als Farbenkomposition bedeutend. Der Haupt-
akzent fällt darin auf die orangegelbe Echarpe,
der das ganze, luftig gemalte grünlichgraue En-
semble des Kürasses und des Hintergrundes
untergeordnet ist.

Eine Landschaft von Jan Wynants (bezeichnet
1635; früher bei Thyrion in Paris), mit Figuren

von Philipp Wouwermans (?) ist in allen Teilen
fleißig durchgeführt. Sie weist, bei abgewogener
Komposition, kräftige Gegensätze und dabei
große malerische Feinheiten auf und gehört
jedenfalls zu den besten Gemälden des Meisters.

Die zwei Porträte von Lawrens erscheinen
schon wegen ihrer verschiedenartigen Auffassung
interessant. Das Bild von Mrs. Boyle (früher
im Besitze der Familie Boyle und nachher in
der Sammlung Brusser-Paris) ist in goldbraunem
Ton gehalten und nimmt uns mit der zarten
harmonischen Behand-
lung gefangen. Das
Bildnis des Hauptmanns
Lawbton, das aus dem
Besitze der Familie
Lawbton stammt, ist da-
gegen kräftiger und
freier gemalt. Die durch
das Motiv gebotenen
großen Farbenkontraste
wurden sinnreich akzen-
tuiert.

Die Sammlung ent-
hält, außer den erwähn-
ten, noch folgende in
tadellosem Zustand er-
haltene Gemälde: Ein
geistreich gemaltes Still-
leben von Willem Kalf
(früher bei August Coster
in Bruxelles), das Grup-
penbild einer Künstler-
gesellschaft von einem
unbekannten vlämischen
Meister des XVII. Jahr-
hunderts (aus der Samm-
lung Evert Moll-Äm-
sterdam), ein Konzert
von Dirk van Daelen
(aus der Sammlung Dr.
Mersch-Paris), eine sehr
schöne Waldlandschaft
mit finsteren Wolken
von Jakob Ruysdael (signiert, aus der Sammlung
Friedrich Schwarz-Wien), das Bildnis einer Dame
von Adam Mänyoki, das auf einer Auktion von
Helbig gekauft wurde, das Porträt eines Senators
von Venedig von Domenico Tintoretto, das sich
früher in London, in Curlyffs Besitz befand, je
ein Stilleben von Jan Davidsz de Heem (früher
bei Friedrich Schwarz) und Jakob Bogdäny (aus
der Sammlung Ch. Newton-Robinson-London),
eine bezeichnete Winterlandschaft mit Eisläufern
von Hendrick Ävercamp, die aus der Pariser
Sammlung Fierheim erworben wurde und end-
lich die Kegelspieler darstellende Komposition

Abb. 1. GERRIT DOU, Nackte Frau, die sich
kämmt □

Neue Erwerbung des städtischen Museums
□ in Leiden
 
Annotationen