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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 1.1909

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8. Heft
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https://doi.org/10.11588/diglit.24117#0276

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260

Der Cicerone

Heft 8

zum Geschenk gemacht hat. Mit ihrem Reichtum
an den verschiedensten Plattenzuständen füllt
sie viele bisherige Lücken im Dresdner Richter-
Besitz aus und macht diesen mit einem Schlage
zum reichsten und vollständigsten aller öffent-
lichen Kabinette. Im ganzen konnte das Werk
Ludwig Richters durch den Zuwachs aus den
Sammlungen Cichorius und von Lanna um
383 Radierungen, 273 Holzschnitte und 4 Stein-
drucke vermehrt werden. Von den sonstigen
Neuerwerbungen sind erwähnenswert: von den
Werken älterer Meister des XVI. und XVII. Jahr-
hunderts Arbeiten von Sebald Beham, Jakob
Bink, Lucas Cranach und Goltzius. Von den
niederländischen Radierern des 17. Jahrhunderts
wurden Werke erworben von Bega, van Bioemen,
Dusart, van Haeften, de Leeuw, Maes, Serwouter,
van Troostwijk und Jan van de Velde. Von
Italienern sind zu nennen Diana Ghisi und Mar-
tino Rota, von Franzosen Callot und Claude
Gellee. Für die Geschichte der Lithographie von
Interesse sind die Neuerwerbungen, welche die
ältesten Dresdner Steindrucke aus den Jahren
1808 und 1809, Arbeiten von Paul und Friedrich
Wilhelm Skerl, angehen. Ändere Erwerbungen
sind zurückzuführen auf Johann Nepomuk Sene-
felder, Joseph Anton von Rhomberg, Franz
Krüger u. a. Von Adolph Menzel wurden
28 Probedrucke der Holzschnitte zu den Werken
Friedrichs des Großen und 5 Blatt aus dem
Ärmeewerk erworben. Auch ein nur in 4 Exem-
plaren bekanntes Selbstbildnis von Stauffer-
Bern gelangte an die Sammlung. Von Arbeiten
lebender deutscher Künstler wurden dieser u. a.
zugeführt 2 Blatt von Fritz Boehle, 12 von Otto
Fischer, 2 von Otto Greiner, 7 von Max Klinger,
3 von Käthe Kollwitz, 1 von Max Liebermann,
5 von Karl Mediz, 3 von Emil Orlik. Außer-
dem wurden eine Anzahl Arbeiten von eng-
lischen, französischen, niederländischen, russi-
schen, skandinavischen und japanischen Künstlern
erworben. Im ganzen wurde der Bestand der
Sammlung um 2965 Einzelblätter vermehrt. Hier-
zu treten noch 137 Titelwerke, davon 98 Werke
des Kunstdrucks und 39 mit photomechanischen
Nachbildungen. Von den Titelwerken sind be-
sonders hervorzuheben 67 meist von Ludwig
Richter illustrierte Bücher aus der Sammlung
Cichorius und 4 aus der Sammlung von Lanna.

AMSTERDAM -

Dem Rijksprentenkabinet wurde von
einem Amsterdamer Kunstfreund der schöne
Holzschnitt von Cornelis Änthonisz, dar-

stellend die Herren von Brederode (20 ganz-
figurige Porträts nebst den Wappen der Bre-
derode und ihrer Gemahlinnen über, und der
Genealogie unter jeder Figur) zum Geschenk ge-
macht. Das 1550 datierte Blatt ist ein äußerst
wertvolles, dazu ausgezeichnet erhaltenes Uni-
kum, das 1907 auf der Exposition de la Toison
d’ Or in Brügge ausgestellt war. Es bildete das
Hauptstück der kürzlich durch R. W. P. de Vries
versteigerten Sammlung Ä. J. Nijland und er-
zielte dort den höchsten Preis: 450 fl. Eine
Reproduktion befindet sich in jenem Versteige-
rungskatalog. F.

S

BERLIN —-

Das Äprilheft der „Amtlichen Berichte“ ge-
denkt an erster Stelle des dahingeschiedenen
Architekten der kgl. Museen, Alfred Messel.
Der sehr warmherzig empfundene Nachruf be-
tont das Gefühl der Dankarkeit, das die Museen
dem Verstorbenen schulden und entwickelt in
kurzen Worten den genialen Plan, durch den
die sämtlichen Bauten der Insel erst einen großen
Mittelpunkt erhalten und unter sich zu einem
einheitlichen Ganzen verbunden werden. Die
General Verwaltung beabsichtigt, dies Projekt, das
Messel noch in seiner Krankheit bis in alle
Einzelheiten durchgearbeitet hat, im Jahrbuche
der kgl. preußischen Kunstsammlungen zu publi-
zieren.

Wie unterdessen bekannt geworden ist,
werden die Bauten von Messels Freund und
Mitstrebenden Ludwig Hoffmann durchgeführt
werden. Der Magistrat der Stadt Berlin hat
bereits beschlossen, dem Anträge Hoffmanns
stattzugeben, nach dem dieser die Erlaubnis
erhält, sich den Museumsbauten zu widmen.
Bekanntlich handelt es sich um drei miteinander
kombinierte Museumsanlagen: das „Deutsche
Museum “, das erweiterterte „ Pergamon-
Museum“ und ein geplantes „Museum für
vorderasiatische Kunst“, mit dem ein Ergän-
zungsbau für die ägyptischen Sammlungen des
Neuen Museums verbunden sein wird.

Den Mittelpunkt der Anlage wird das neue
Pergamon-Museum bilden, dessen Eingang von
einem Ehrenhof gegenüber dem Kupfergraben
erfolgen wird. Den rechten Flügel nimmt das
Deutsche Museum ein, das mit dem Kaiser
Friedrich-Museum durch einen Stadtbahnüber-
gang verbunden werden soll, da ein Museum
für ältere deutsche Kunst undenkbar ist ohne
engen Anschluß an die niederländischen Gemälde,
die andrerseits von der jetzigen Gemäldegalerie
nicht wohl getrennt werden können. Der Neu-
 
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