Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 1.1909
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https://doi.org/10.11588/diglit.24117#0300
DOI Heft:
9. Heft
DOI Artikel:Ozzòla, Leandro: Bilder aus der Sammlung Tesorone in Neapel
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Der Cicerone
Heft 9
GIUSEPPE BONITO, Genreszene □
□ Neapel, Sammlung Tesorone
sind und von dem die Körper reliefartig sich herausheben, verklärt mystisch den
innigen Gefühlsausdruck, der auf den beiden in der Ähnung des künftigen Martyriums
vor dem Kreuze leidenschaftlich zusammengepreßten Gestalten liegt.
Den „Abschied des jungen Tobias“ hat ein Schüler Stanzionis, Bernardo Cavallini,
ausgeführt. Man erkennt seine Hand leicht an dem Leuchten der blauen Töne, dem
dunkeln Hintergrund und seiner charakteristischen Technik, welche die Leinwand durch-
scheinen läßt. Auch in der Drapierung des Engels und der Faltung der Fittige mit
den bleiweiß aufgesetzten Lichtern kann ein sicheres Argument für die Bestimmung des
trefflichen Bildes gefunden werden.
Eine Gruppe von drei Gemälden veranschaulicht die Schule des Solimena. Eine
Studie des Meisters selbst ist Vorarbeit für eines seiner Bilder in Montecassino ge-
wesen. Es besitzt die kräftige Häufung der Schatten, wie sie Solimenas mittlere
Periode kennzeichnet, und jene verschwommenen Kurven in der Zeichnung, die seinen
Visionen das phantastische Wesen verleihen. Sein Schüler de Mura schließt sich ganz
an die letzte Zeit seiner Kunst an, als diese anfing, weich und süß zu werden. Von
ihm bilden wir ein Rundbild mit musizierenden Engeln ab, das für die Güte seiner
Geschmacksrichtung bezeichnend ist Zu diesem Bilde läßt sich ein Gegenstück auf-
stellen in den Engelsköpfen auf den Bildern des nämlichen Meisters in der Galerie
Der Cicerone
Heft 9
GIUSEPPE BONITO, Genreszene □
□ Neapel, Sammlung Tesorone
sind und von dem die Körper reliefartig sich herausheben, verklärt mystisch den
innigen Gefühlsausdruck, der auf den beiden in der Ähnung des künftigen Martyriums
vor dem Kreuze leidenschaftlich zusammengepreßten Gestalten liegt.
Den „Abschied des jungen Tobias“ hat ein Schüler Stanzionis, Bernardo Cavallini,
ausgeführt. Man erkennt seine Hand leicht an dem Leuchten der blauen Töne, dem
dunkeln Hintergrund und seiner charakteristischen Technik, welche die Leinwand durch-
scheinen läßt. Auch in der Drapierung des Engels und der Faltung der Fittige mit
den bleiweiß aufgesetzten Lichtern kann ein sicheres Argument für die Bestimmung des
trefflichen Bildes gefunden werden.
Eine Gruppe von drei Gemälden veranschaulicht die Schule des Solimena. Eine
Studie des Meisters selbst ist Vorarbeit für eines seiner Bilder in Montecassino ge-
wesen. Es besitzt die kräftige Häufung der Schatten, wie sie Solimenas mittlere
Periode kennzeichnet, und jene verschwommenen Kurven in der Zeichnung, die seinen
Visionen das phantastische Wesen verleihen. Sein Schüler de Mura schließt sich ganz
an die letzte Zeit seiner Kunst an, als diese anfing, weich und süß zu werden. Von
ihm bilden wir ein Rundbild mit musizierenden Engeln ab, das für die Güte seiner
Geschmacksrichtung bezeichnend ist Zu diesem Bilde läßt sich ein Gegenstück auf-
stellen in den Engelsköpfen auf den Bildern des nämlichen Meisters in der Galerie