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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 1.1909

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10. Heft
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Waldmann, Emil: Die Leih-Ausstellung aus bremischen Privatbesitz in der Kunsthalle zu Bremen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24117#0337

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Die Leih-Ausstellung aus bremischem Privatbesitz

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grauen, grünen und blauen Tönen zeigt und als Zeichnung die feinen Interieurs von
Löfftz fortsetzt, die wir gelegentlich der Diez Schule-Ausstellung mit großer Freude sahen.

Von einem der begabtesten aus der Diez-Schule, von Mayr-Graz, traf man den
sehr frisch gemalten Studienkopf eines Mädchens mit weißer Halskrause wieder, der
bei der Leibi-Ausstellung in Berlin noch als Werk des Meisters figurierte, (Kat. der
Sezession 1908, Nr. 107) und dort als „Studienkopf zur Cocotte“ galt.

Albert Lang, der auch diesem Kreise entstammt und von dem die Kunsthalle
ein hervorragend schönes Stilleben
von 1872 vor einem Jahre erworben
hat, machte mit einem Bilde von
grauen und weißen Zirkuspferden
sehr glücklich auf sich aufmerksam.

Karl Schuch konnte man außer
als Meister des Stillebens auch als
feinsinnigen Darsteller der Landschaft
kennen lernen. Von seinen Werken
auf diesem Gebiet befinden sich nicht
weniger als drei in Bremer Privat-
besitz. — Daneben wirkte eine
kleine Landschaft von Sperl merk-
würdig schwach.

Zeitweise hat auch Hans
Thoma diesem Münchner Kreise
nahegestanden und seine besten
Bilder zeigen, so sehr sie an Origi-
nalität über das übliche Niveau der
Diez-Schule hinausreichen, doch einen
gewissen Zusammenhang mit dieser
Blütezeit der deutschen Kunst. Eine
herrliche Landschaft von denWasser-
fällen im Tivoli aus dem Jahre 1880
(Abb. 6), ganz dünn mit Tempera
und Ölfarbe gemalt, war zu sehen, von einer Frische des Naturgefühls, einer Schönheit
der Luft und einer Noblesse des Tones, wie man sie sich vollendeter bei ihm nicht
wünschen kann. Der Meister von Bernau ist ja in seinen Werken merkwürdig un-
gleich, — nach dem Genuß dieses Bildes konnte man einem kleinen Hochbild mit
im Grünen spielenden Kindern nicht mehr viel Geschmack abgewinnen, ebensowenig
wie einer geigenden St. Cacilia.

Einen Hauptanziehungspunkt der Ausstellung boten nun aber fünf Werke von
Hans v. Marees. Sie sind sämtlich bekannt von der Berliner Marees-Ausstellung (Katalog
Nr. 82 85 und Nr. 46). Zwei Selbstporträte aus dem Jahre 1872 in halber und drei-

viertel Figur, das sehr frisch und flüssig gemalte Bildnis von Koppel-Ellfeld (1873), das
für Marees merkwürdig flächig gehalten ist; das des Malers Hornemann (1862), im

Äbb. 7. E. MANET, Rosita Mauri. 79: 631/2 cm □
□ (Sammlung Ä. W. v. Hegmel)
 
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