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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 1.1909

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10. Heft
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Waldmann, Emil: Die Leih-Ausstellung aus bremischen Privatbesitz in der Kunsthalle zu Bremen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24117#0338

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322

Der Cicerone

Heft 10

rötlichen Vollbart, mit wundervollem Perlmutterton im Fleisch, und die höchst interessante
Übersetzung aus Rubens, die freie Kopie nach einem der Medicibilder, jene Szene,
wo Heinrich IV. zum ersten Male das Bild seiner Gemahlin sieht. Rubens mit
schwarzen Schatten und als Einzelform strenger gemacht —, es gibt nichts, an dem
man mehr studieren könnte, worauf denn schließlich Marees hinauswollte.

Gegenüber dieser geradezu glänzenden Repräsentierung, die das alte München
hier erfuhr, wirkte die Vertretung des neuen München ein wenig schwach. Aber das
liegt in der Natur der Sache. Denn es ist ja nicht zu leugnen, daß auf die Dauer
der Geist Leibis und der Geist des Ernsthaften und Großgesinnten unterliegen mußte,

vor dem Geist, sagen wir
vor dem Geist des Künst-
lerhauses, vor Lenbach,
vor der Allotria und vor
den großen Dekorateuren.
— Die Scholle fehlt in
dieser Ausstellung fast
ganz, aber sie hätte ja
nicht wettmachen können,
was nun einmal verloren
war und was Zügel,
Uhde, Hengeler, Ha-
bermann, Samberger
und Dill vergeblich zu
erreichen suchten. Das
Beste aus dieser Münchner
Malerei sind zwei Land-
schaften von Toni Stad-
ler, ein gutes auch in
der Form sehr festes Wald-
bild von Fritz Baer, zwei
ausgezeichnete Stücke von Uhde, ein guter Studienkopf von Albert v. Keller, der
hier auf Leibis Spuren geht, und zwei brillant gemalte helleTierbilder von Zügel
aus jener Epoche, wo er bei aller Beweglichkeit der farbigen Erscheinung die Form
noch fest zusammenhält. Ein feinpinselig gemaltes Schafbild aus seinen früheren Tagen
erregte Interesse.

Düsseldorf verehrt als größten Meister immer noch den alten Gebhardt. Eines
seiner schönsten Bilder, d. h. zugleich eines seiner am meisten malerisch gehaltenen
Bilder stammt aus dem Jahre 1895 „Der zwölfjährige Christus unter den Gelehrten“.
Ein Werk von hervorragend guter Charakteristik und einer wundervollen, gar nicht
archaisierenden Palette. Das Hochbild der Kreuzigung von 1896 ist bedeutend, aber
nicht ganz so glücklich.

Im neueren Deutschland liegt das Schwergewicht z. T. auf den Arbeiten, die aus
der Berliner Sezession hervorgegangen sind. Von Liebermann begegneten wir außer
 
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