Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 1.1909
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https://doi.org/10.11588/diglit.24117#0369
DOI Heft:
11. Heft
DOI Artikel:Zimmermann, Ernst: Rheinisches Steinzeug
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Rheinisches Steinzeug
353
und als die Zeit des Beginns dieser künstlerischen Entwicklung hat zu gelten die
der Spätgotik des XV. Jahrhunderts. Vor dieser Periode, im eigentlichen Mittelalter,
hat es am Rhein allerdings
schon Steinzeug gegeben,
doch noch keine wirkliche
Kunst in diesem Material.
Doch auch in jener späten
Zeit beginnt die Kunst be-
scheiden genug. Neben
der tadellosen, natürlichen
Braunfärbung der Erzeug-
nisse treten ihre Grund-
formen und ihr schon da-
mals in den für das ganze
rheinische Steinzeug so
typischen aufgelegten Re-
liefs bestehender Schmuck
nodi sehr zurück. Da dringt
ums Jahr 1520 etwa die
neue Kunst der italienischen
Frührenaissance hier in die
Gotik ein, und nun mit ein-
mal erhebt sich die bisher
so primitive, unbeholfene
Töpferei zu einem wirk-
lichen Kunstgewerbe: nun
entstehen in Köln jene Ge-
fäße mit den aufgesetzten
Ranken, Rosetten, sowie
figürlichen und ornamen-
talen Reliefs, die früher
ganz allgemein für Freche-
ner, später dann erst für
Kölner Arbeit angesehen
worden sind (Abb. 1). Be-
kanntlich sind in Köln in
den letzten Jahrzehnten eine
ganze Reihe von Scherben- Abb. 7. Wappenkrug aus Raerener Steinzeug von Baldem
lager der alten Töpfereien Mennicken, 1577 London s. Kensington Museum
ausgegraben worden. Wich-
tig ist es nun, daß es auf Grund dieser Funde jetzt möglich ist, bestimmte Typen der
Kölner Krüge auch ganz bestimmten Werkstätten zuzuschreiben. Hierbei hat den
Hauptanteil die 1897 ausgegrabene Werkstätte an der Maximinenstraße erhalten. Ein
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und als die Zeit des Beginns dieser künstlerischen Entwicklung hat zu gelten die
der Spätgotik des XV. Jahrhunderts. Vor dieser Periode, im eigentlichen Mittelalter,
hat es am Rhein allerdings
schon Steinzeug gegeben,
doch noch keine wirkliche
Kunst in diesem Material.
Doch auch in jener späten
Zeit beginnt die Kunst be-
scheiden genug. Neben
der tadellosen, natürlichen
Braunfärbung der Erzeug-
nisse treten ihre Grund-
formen und ihr schon da-
mals in den für das ganze
rheinische Steinzeug so
typischen aufgelegten Re-
liefs bestehender Schmuck
nodi sehr zurück. Da dringt
ums Jahr 1520 etwa die
neue Kunst der italienischen
Frührenaissance hier in die
Gotik ein, und nun mit ein-
mal erhebt sich die bisher
so primitive, unbeholfene
Töpferei zu einem wirk-
lichen Kunstgewerbe: nun
entstehen in Köln jene Ge-
fäße mit den aufgesetzten
Ranken, Rosetten, sowie
figürlichen und ornamen-
talen Reliefs, die früher
ganz allgemein für Freche-
ner, später dann erst für
Kölner Arbeit angesehen
worden sind (Abb. 1). Be-
kanntlich sind in Köln in
den letzten Jahrzehnten eine
ganze Reihe von Scherben- Abb. 7. Wappenkrug aus Raerener Steinzeug von Baldem
lager der alten Töpfereien Mennicken, 1577 London s. Kensington Museum
ausgegraben worden. Wich-
tig ist es nun, daß es auf Grund dieser Funde jetzt möglich ist, bestimmte Typen der
Kölner Krüge auch ganz bestimmten Werkstätten zuzuschreiben. Hierbei hat den
Hauptanteil die 1897 ausgegrabene Werkstätte an der Maximinenstraße erhalten. Ein