Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 1.1909
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DOI Heft:
11. Heft
DOI Artikel:Zimmermann, Ernst: Rheinisches Steinzeug
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Der Cicerone
Heft 11
rühriger und künstlerisch hochstrebender Betrieb tut sich hier auf, an dem alle übrigen
bisher entdeckten nicht entfernt heranzureichen vermögen. In dieser müssen wir daher
wohl bis auf weiteres die erste Führerin auf dem Gebiete des künstlerischen Stein-
zeugs sehen. Geendet hat schließlich diese
ganze Entwicklung in Frechen, von dem
sich Erzeugnisse bis zum Jahre 1750 nach-
weisen lassen. Mit der eigentlichen Kunst
war es hier damals freilich schon lange
vorüber.
Nach Köln kam dann Siegburg in die
Reihe. Allerdings scheint das Handwerk
des Steinzeugmachens in Siegburg an sich
älter, als in Köln gewesen zu sein. In
künstlerischer Beziehung erwacht Siegburg
aber erst durch den Einfluß Kölns und
zwar nicht vor der Mitte des XVI. Jahrhun-
derts. Mit regelrechten Nachbildungen Köl-
ner Arbeiten wird hier sogar zunächst der
Anfang gemacht, und erst etwa zehn Jahre
später beginnt hier wirkliche Selbständig-
keit, freilich doch immer noch auf Grund
der Kölner Vorbilder. Und nun ist es
Falke möglich gewesen, hier die Tätigkeit
einer ganzen Reihe von Persönlichkeiten
fester zu umreißen, unter denen die Tätig-
keit dreier die aller anderen überragt:
die des Monogrammisten F. T. und die
von Anno und Christian Knütgen. Von
diesen muß der Monogrammist F. T., der
aber kein eigentlicher Meister und Werk-
stattbesitzer gewesen sein kann, als der
erste selbständige Künstler des Siegburger
Steinzeugs betrachtet werden, der dessen
eigenen Stil begründet hat (Abb. 2). Auf
ihn gestützt, erhebt sich dann Meister
Anno Knütgen, als Vertreter eines ersicht-
lich sehr umfangreichen Werkstattbetriebes,
um dann bald der unbestrittene Führer
auf diesem Gebiete zu werden, aus der
Gotik heraus über die Frührenaissance bis in die Hochrenaissance hinein. Er ist die
erste greifbare, wirklich bedeutende künstlerische Persönlichkeit auf dem Gebiet des
rheinischen Steinzeugs, der neue Gefäßformen, neue Verzierungsmittel erfindet, ja
selbst in der Anwendung der später im rheinischen Steinzeug so allgemein verwandten
Äbb. 8. Ringkrug aus Raerener Steinzeug, Werk-
statt des Baldem Mennicken □
□ Sammlung Hetjens
Der Cicerone
Heft 11
rühriger und künstlerisch hochstrebender Betrieb tut sich hier auf, an dem alle übrigen
bisher entdeckten nicht entfernt heranzureichen vermögen. In dieser müssen wir daher
wohl bis auf weiteres die erste Führerin auf dem Gebiete des künstlerischen Stein-
zeugs sehen. Geendet hat schließlich diese
ganze Entwicklung in Frechen, von dem
sich Erzeugnisse bis zum Jahre 1750 nach-
weisen lassen. Mit der eigentlichen Kunst
war es hier damals freilich schon lange
vorüber.
Nach Köln kam dann Siegburg in die
Reihe. Allerdings scheint das Handwerk
des Steinzeugmachens in Siegburg an sich
älter, als in Köln gewesen zu sein. In
künstlerischer Beziehung erwacht Siegburg
aber erst durch den Einfluß Kölns und
zwar nicht vor der Mitte des XVI. Jahrhun-
derts. Mit regelrechten Nachbildungen Köl-
ner Arbeiten wird hier sogar zunächst der
Anfang gemacht, und erst etwa zehn Jahre
später beginnt hier wirkliche Selbständig-
keit, freilich doch immer noch auf Grund
der Kölner Vorbilder. Und nun ist es
Falke möglich gewesen, hier die Tätigkeit
einer ganzen Reihe von Persönlichkeiten
fester zu umreißen, unter denen die Tätig-
keit dreier die aller anderen überragt:
die des Monogrammisten F. T. und die
von Anno und Christian Knütgen. Von
diesen muß der Monogrammist F. T., der
aber kein eigentlicher Meister und Werk-
stattbesitzer gewesen sein kann, als der
erste selbständige Künstler des Siegburger
Steinzeugs betrachtet werden, der dessen
eigenen Stil begründet hat (Abb. 2). Auf
ihn gestützt, erhebt sich dann Meister
Anno Knütgen, als Vertreter eines ersicht-
lich sehr umfangreichen Werkstattbetriebes,
um dann bald der unbestrittene Führer
auf diesem Gebiete zu werden, aus der
Gotik heraus über die Frührenaissance bis in die Hochrenaissance hinein. Er ist die
erste greifbare, wirklich bedeutende künstlerische Persönlichkeit auf dem Gebiet des
rheinischen Steinzeugs, der neue Gefäßformen, neue Verzierungsmittel erfindet, ja
selbst in der Anwendung der später im rheinischen Steinzeug so allgemein verwandten
Äbb. 8. Ringkrug aus Raerener Steinzeug, Werk-
statt des Baldem Mennicken □
□ Sammlung Hetjens