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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 1.1909

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12. Heft
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Brosch, L.: Fra Vittore Ghislandi
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https://doi.org/10.11588/diglit.24117#0394

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378

Der Cicerone

Heft 12

Äbb. 1. V. GHISLÄNDI, Porträt einer alten Frau □

□ Galerie Carrara

Brot gesichert war, ernsten Studien sich zu widmen und lernte an Tizian und Paolo
Veronese. In den Werken, die wir von ihm kennen, hat er jedoch nichts, das an
die zwei großen Venezianer erinnern könnte; immerhin wird sich vielleicht von seinen
Jugendarbeiten noch manches, unter fremder Flagge, in den Galerien des Nordens
befinden. Fra Ghislandi verweilte 13 Jahre in Venedig, ging dann für kurze Zeit
nach Bergamo und kehrte später wieder in die Dogenstadt zurück. Hier war ge-
rade im Porträtfach der Eklektiker Sebastiano Bombelli aus Udine tonangebend, dem
sich Vittore anschloß. Unter Bombelli wurde er seinerseits ein Maestro, der seinen
Meister bald überholte, was diesem so zu Herzen ging, daß er den jungen Zögling
aus seiner Werkstatt verjagte. In kurzem fehlte es nicht an Bestellungen: Senatoren,
hohe Würdenträger ließen sich malen, so daß sein Ruf bis nach Rom drang, wohin
Kardinal Ottoboni ihn vergebens einlud. Lernlust bewog ihn später, sich nach Mai-
land zu begeben. So wurde unser Meister immer sattelfester, sein Ruf drang weit
über die Älpen, und manche seiner Gemälde kamen nach England, Lissabon, Wien,
Paris usw. — wo vieles noch zu finden sein dürfte. Selbst G. B. Tiepolo, als dieser
im Jahre 1733 in Bergamo weilte, um die Colleoni-Kapelle auszumalen, ließ sich von
 
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