Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 1.1909
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https://doi.org/10.11588/diglit.24117#0402
DOI issue:
12. Heft
DOI article:Polaczek, Ernst: Beiträge zur Geschichte der Straßburger Keramik, [1]: die Anfänge der Fayence-Industrie
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Der Cicerone
Heft 12
Hbb. 2. Blaudekorierte Fayenceplatte mit der Marke PH □
□ Straßburg, Kunstgewerbemuseum
Stücke mit den gewöhnlichen Hamiong-Marken: Eine ovale Platte im Straßburger
Kunstgewerbemuseum mit der Marke PH (Abb. 2), eine achteckige Platte mit dem
ostasiatischen Blumentischchen in der Mitte, bezeichnet JH, in elsässischem Privat-
besitz, endlich einen Teller, gleichfalls mit der Marke JH, außerdem aber mit der
Formnummer 30 bezeichnet, im Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg (Äbb. 3).
Die beiden letzterwähnten Stücke können, nach Ausweis der Marke, die sie
tragen, erst nach 1755 entstanden sein. Die PH-Platte des Straßburger Museums
hingegen führt in die Zeit zwischen 1730 und 1755. Alle diese Stücke haben Behang-
muster, die fürs erste an den für Rouen charakteristischen Dekor erinnern. Außer-
dem besitzt das Straßburger Museum drei P H bezeichnete Äpothekerschnabelkannen
mit blauen Rocail-Kartuschen und zwei zylindrische Apothekergefäße, die auf dem
nichtglasierten Boden außer der Marke PH noch die Malermarken h und JHK in
Ligatur zeigen. Diese Gefäße stammen sämtlich aus Straßburger Apotheken, zum
Teil aus einer, deren Konzession Paul Hannong von einem H. Bessiere, der aus
Mangel an Mitteln sein Gewerbe nicht ausüben konnte, im Jahre 1747 erworben hat;
sie liefern den sozusagen urkundlichen Beweis, daß die Maler h und JHK Arbeiter
der Paul Hannongschen Fabrik gewesen sind.
Ihre Marken, die hier in Verbindung mit PH erscheinen, kommen jedoch auch
isoliert sehr häufig vor, und zwar an flachem und hohlem Fayencegeschirr mit blauen
Behangmustern von jener Art, die Brinckmann zuletzt im Hamburger Jahresbericht für
1907 geschildert hat. Birnen, Trauben, Nelken, Rosen wachsen vom Rande her gegen
die Mitte, ja bilden zuweilen auf Platten das Zentralmotiv; häufiger allerdings bildet
die Mittelfüllung, besonders auf größeren länglichen Platten, ein Zweig mit einem Vogel.
Es sind ähnliche Motive, wie auf der oben abgebildeten Platte von Paul Hannong.
Als Randverzierung sind Spiralen und das in Abb. 8 gegebene Motiv besonders be-
Der Cicerone
Heft 12
Hbb. 2. Blaudekorierte Fayenceplatte mit der Marke PH □
□ Straßburg, Kunstgewerbemuseum
Stücke mit den gewöhnlichen Hamiong-Marken: Eine ovale Platte im Straßburger
Kunstgewerbemuseum mit der Marke PH (Abb. 2), eine achteckige Platte mit dem
ostasiatischen Blumentischchen in der Mitte, bezeichnet JH, in elsässischem Privat-
besitz, endlich einen Teller, gleichfalls mit der Marke JH, außerdem aber mit der
Formnummer 30 bezeichnet, im Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg (Äbb. 3).
Die beiden letzterwähnten Stücke können, nach Ausweis der Marke, die sie
tragen, erst nach 1755 entstanden sein. Die PH-Platte des Straßburger Museums
hingegen führt in die Zeit zwischen 1730 und 1755. Alle diese Stücke haben Behang-
muster, die fürs erste an den für Rouen charakteristischen Dekor erinnern. Außer-
dem besitzt das Straßburger Museum drei P H bezeichnete Äpothekerschnabelkannen
mit blauen Rocail-Kartuschen und zwei zylindrische Apothekergefäße, die auf dem
nichtglasierten Boden außer der Marke PH noch die Malermarken h und JHK in
Ligatur zeigen. Diese Gefäße stammen sämtlich aus Straßburger Apotheken, zum
Teil aus einer, deren Konzession Paul Hannong von einem H. Bessiere, der aus
Mangel an Mitteln sein Gewerbe nicht ausüben konnte, im Jahre 1747 erworben hat;
sie liefern den sozusagen urkundlichen Beweis, daß die Maler h und JHK Arbeiter
der Paul Hannongschen Fabrik gewesen sind.
Ihre Marken, die hier in Verbindung mit PH erscheinen, kommen jedoch auch
isoliert sehr häufig vor, und zwar an flachem und hohlem Fayencegeschirr mit blauen
Behangmustern von jener Art, die Brinckmann zuletzt im Hamburger Jahresbericht für
1907 geschildert hat. Birnen, Trauben, Nelken, Rosen wachsen vom Rande her gegen
die Mitte, ja bilden zuweilen auf Platten das Zentralmotiv; häufiger allerdings bildet
die Mittelfüllung, besonders auf größeren länglichen Platten, ein Zweig mit einem Vogel.
Es sind ähnliche Motive, wie auf der oben abgebildeten Platte von Paul Hannong.
Als Randverzierung sind Spiralen und das in Abb. 8 gegebene Motiv besonders be-