Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 1.1909
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DOI Heft:
13. Heft
DOI Artikel:Fuhse, Franz: Braunschweiger Tische
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Braunschweiger Tische
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arbeiten, darinn keine Hinderung von der Gilde gemacht werde", ist ihm die Möglich-
keit geboten, unbehindert in der Korallenfabrik arbeiten zu können. Die Gilde ver-
sucht zwar (Polizei-Akten d. d. 22. Febr. 1766) durch eine Eingabe eine Änderung des
Reskriptes herbeizuführen, weil der Ausdruck „Tischler“ zu allgemein sei und darunter
auch Pfuscher verstanden werden könnten, aber Serenissimus verfügt zum Schutze
Eggelings abermals am 29. März (Polizei-Akte) nachdrücklich, „daß einem jeden Tischler
erlaubt seyn und bleiben solle, für die Corallen-Fabric zu arbeiten“. Auch der Ein-
wand, daß van Selow jetzt nur bei Eggeling arbeiten lasse, während er dem zünftigen
Meister Wemmering, der früher für ihn tätig gewesen sei, noch über 100 Taler
schulde, verschlägt nicht (Polizei-Akte d. d. 27. Febr. 1766). Eggeling hat es offenbar
verstanden, van Selows Zuneigung und Vertrauen zu gewinnen, denn ihm, nicht
Pfeiffer, übergibt er die Fabrik, und der Herzog, auch mit dieser Wendung einver-
standen, gestattet, daß Eggeling 1000 Taler gegen hypothekarische Sicherheit aus der
fürstl. Leihhauskasse zur Bezahlung der vorrätigen Waren vorgeliehen werden (1767,
9. Aug., Subskr. 36 216). Auch Pfeiffer bleibt in der Fabrik, die aber selbst unter der
neuen Leitung zu frischem Leben nicht zu gedeihen vermag. Denn am 25. Okt. 1772
(Polizei-Akte) berichtet Pfeiffer: „weil aber derselbe (Eggeling) dabey (bei der Korallen-
fabrik) nicht subsistiren konte, so war ich genötiget von mir selbsten davon zu ab-
strahiren, weil ich kein Geld von ihnen mehr erhielte, ich auch hierauf gantz unter-
thänigst um eine gnädige Unterstützung gebethen, habe aber solche Gnade nicht
erhalten, und also in diese Nahrlosen Zeiten, das Meinige zugesetzet, und dieses Jahr
bey mir so weit gekommen, daß ich nicht die 24 rf. Haus Miethe vor 1 ]/„ Jahren be-
zahlen kann, Also“ — bittet er den Herzog neuerdings um eine Unterstützung.
Damit schließen die Akten über die Braunschweigische Korallenfabrik und diese
selbst wird nicht länger bestanden haben. Trotz aller Fürsorge des Herzogs, trotz
seiner legislativen wie materiellen Unterstützung, war das Unternehmen nicht zu halten.
Es trug von vornherein den Keim des Todes in sich.
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arbeiten, darinn keine Hinderung von der Gilde gemacht werde", ist ihm die Möglich-
keit geboten, unbehindert in der Korallenfabrik arbeiten zu können. Die Gilde ver-
sucht zwar (Polizei-Akten d. d. 22. Febr. 1766) durch eine Eingabe eine Änderung des
Reskriptes herbeizuführen, weil der Ausdruck „Tischler“ zu allgemein sei und darunter
auch Pfuscher verstanden werden könnten, aber Serenissimus verfügt zum Schutze
Eggelings abermals am 29. März (Polizei-Akte) nachdrücklich, „daß einem jeden Tischler
erlaubt seyn und bleiben solle, für die Corallen-Fabric zu arbeiten“. Auch der Ein-
wand, daß van Selow jetzt nur bei Eggeling arbeiten lasse, während er dem zünftigen
Meister Wemmering, der früher für ihn tätig gewesen sei, noch über 100 Taler
schulde, verschlägt nicht (Polizei-Akte d. d. 27. Febr. 1766). Eggeling hat es offenbar
verstanden, van Selows Zuneigung und Vertrauen zu gewinnen, denn ihm, nicht
Pfeiffer, übergibt er die Fabrik, und der Herzog, auch mit dieser Wendung einver-
standen, gestattet, daß Eggeling 1000 Taler gegen hypothekarische Sicherheit aus der
fürstl. Leihhauskasse zur Bezahlung der vorrätigen Waren vorgeliehen werden (1767,
9. Aug., Subskr. 36 216). Auch Pfeiffer bleibt in der Fabrik, die aber selbst unter der
neuen Leitung zu frischem Leben nicht zu gedeihen vermag. Denn am 25. Okt. 1772
(Polizei-Akte) berichtet Pfeiffer: „weil aber derselbe (Eggeling) dabey (bei der Korallen-
fabrik) nicht subsistiren konte, so war ich genötiget von mir selbsten davon zu ab-
strahiren, weil ich kein Geld von ihnen mehr erhielte, ich auch hierauf gantz unter-
thänigst um eine gnädige Unterstützung gebethen, habe aber solche Gnade nicht
erhalten, und also in diese Nahrlosen Zeiten, das Meinige zugesetzet, und dieses Jahr
bey mir so weit gekommen, daß ich nicht die 24 rf. Haus Miethe vor 1 ]/„ Jahren be-
zahlen kann, Also“ — bittet er den Herzog neuerdings um eine Unterstützung.
Damit schließen die Akten über die Braunschweigische Korallenfabrik und diese
selbst wird nicht länger bestanden haben. Trotz aller Fürsorge des Herzogs, trotz
seiner legislativen wie materiellen Unterstützung, war das Unternehmen nicht zu halten.
Es trug von vornherein den Keim des Todes in sich.