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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 1.1909

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16. Heft
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Ausstellungen
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Ausstellungen

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porträts von F. Lampi und die Bildnisse des
Barons F. Puszet und seiner Frau, um 1805 in
Krakau von dem Nürnberger Josef Stieler qe-
malt. P. E.

S

LONDON= ■ =— =-

Die große Äusstellungssaison hat nun be-
gonnen, und die Massendarbietungen wetteifern
miteinander die Besucher anzuziehen; aber auch
eine ganze Reihe von kleineren gewählteren
Ausstellungen sind jetzt zu sehen. Hier braucht
über alle nur kurz beriditet zu werden. Die
Royal Äcademy ist weder besser noch
schlechter wie bisher; noch immer enthält sie
jene Masse unindividueller Bilder, die zum
großen Teil aus akademischem Rezept und
kleinlichem, plattestem Realismus sich seltsam-
lich zusammenmischen, darunter Stücke des
Präsidenten Poynter und Herkomers. — In der
New Gallery herrscht jetzt ein neues Regime
insofern, als die Aussteller je 10 Pfund zu den
Kosten der Ausstellung beitragen. Nicht weniger
als 100 Künstler tun dies. Ein ehrbarer Durch-
schnitt ist erreicht, mehr kaum. — Von den
Einzeldarbietungen überragt alle um Hauptes-
länge die des P. Wilson Steer vom New
Englisch Art Club, der bei William Marchant
(Goupil Gallery) 27 Werke, Landschaften und
Porträts, ausstellt. Ein Malerauge und eine
Malerhand vereinigen sich hier mit einem tiefen
Interesse für alles Lebende, Bewegende, und
schaffen so Werke von einer eigentümlichen
Kombination von Objektivität und Individualität,
die stark fesselt. — Interessant sind die Stim-
mungsstudien von Ärnesby Brown, der in
zahlreichen Bildern und Skizzen die Tages-
stunden und ihr ewig wechselndes Licht, ihre
Kühle und Wärme schildert (in den Leicester
Galleries). — Bei Messrs. Dowdeswell,
deren Hauptgebiet eigentlich alte Meister sind
— bald werden sie eine Ausstellung der Werke
Jan Steens veranstalten, darunter Bilder aus
dem Besitze der Dukes von Rutland & Wel-
lington, des Earl von Northbrook, des Mr. Otto
Beit, Mr. George Salting usw. — sah man kürz-
lich recht nette und sorgfältig ausgeführte Aqua-
relle von John Fulleylove, wie sie hier zu-
lande viele Liebhaber finden.

Im kommenden Oktober wird in den Grafton
Galleries eine sehr bedeutende Ausstellung
der Werke großer Meister in englischem
Privatbesitz stattfinden, die u.a. auch wichtige,
bisher noch nie öffentlich ausgestellte Bilder
enthalten wird. Der erzielte Reingewinn soll

dem Fonds der National Gallery zufließen, da-
mit diese bei einer etwa eintretenden plötz-
lichen Notwendigkeit sich in etwas stärkerer
Position als Käuferin befindet. Zugleich soll
das weiteste Interesse an den großen Kunst-
werken in englischem Besitz und das Gefühl
nationaler Verantwortlichkeit im Publikum ge-
weckt werden. An der Spitze des Komitees
steht der Earl von Plymouth, einer der Trustees
der National Gallery. Dem Komitee gehören
die Spitzen der Aristokratie, die Eigentümer
großer Sammlungen und Vertreter der Kunst
an, u. a. der Herzog von Westminster, der
Earl von llchester; Lord Balcarres, Sir Ch.
Holroyd, Sir J. Spielmann, James L. Caw, Sidney
Colvin, Alfred East, Charles Ricketts, Wilson

Steer usw. * *

*

Britisches Museum: Ausstellung von
Dürerholzschnitten und Radierungen im Kupfer-
stichsaal, darunter Dürers Kopien der sogen.
Tarocchikarten und einige Studien in Wasser-
farben (vergl. Cicerone S. 487).

Ägyptische Altertümer in Kings College,
Strand; in den Räumen der Society of Änti-
quaries in Burlington House, Piccadilly, und in
Universily College, Gower-street: Ergebnisse
neuester Ausgrabungen.

Messrs. Spink, King Street, St. James: Hier
ist eine antike Bronzestatue zu sehen: eine be-
kleidete Frauenfigur oder eine Göttin, etwas
höher als ein Meter und in vollkommenem Zu-
stande, die von der Galeere des Caligula aus
dem Nemisee stammen soll. Sie und einige
andere Funde sollen vor den Äugen der italie-
nischen Regierung verborgen gehalten worden
und dann schließlich nach London gekommen
sein.

Francis Harveys Galleries, 4 St. James
Street: 82 farbige Stiche nach den Holbeinschen
Porträts in Windsor Castle, meist von Barto-
lozzis Hand aus dem Jahre 1812.

Goupil Gallery, Regent Street: Aquarelle
des verstorbenen kühnaugigen H. B. Brabazon.

Albert Hall: Ausstellung des „Londoner
Salon“: Mehr als 2000 Bilder sind hier ohne Jury
zusammengebracht, um jeder Cliquenwirtschaft
Abbruch zu tun. Schon im vorigen Jahre fand
eine gleiche Ausstellung statt. Die diesjährige
weist natürlich wieder die derartigen Märkten
immanenten Schwächen auf. F.

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PARIS -—-

Der Herbstsalon wird in diesem Jahre am
28. September eröffnet werden. Als bemerkens-
werteste Kollektivausstellungen wird er in einer

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