Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 1.1909
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https://doi.org/10.11588/diglit.24117#0556
DOI Heft:
17. Heft
DOI Artikel:Hofmann, Friedrich Hermann: Die Porzellan-Ausstellung im Bayrischen Nationalmuseum, [1]
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Der Cicerone
Heft 17
Frankenthal. Äsien und Afrika (Nr. 1276, 1277)
Sehr amüsant ist auch die Zusammenstellung von verschiedenen chinesischen
Figuren Bastellis zu einer Gruppe.
Ein besonderer Glücksfall war es ferner, daß dem Werk Bastellis auch ein voll-
ständiges Exemplar der Kreuzigungsgruppe, der Kruzifixus mit den beiden Assistenz-
figuren Maria und Johannes, noch im alten Originalgehäuse angereiht werden konnte,
das erst im Vorjahre gelegentlich der Denkmäler-Inventariation in der Sakristei der
Pfarrkirche Vilseck in der Oberpfalz entdeckt worden war.
Endlich ergab sich auch für die Datierung der Bastellifiguren ein wertvoller
Fingerzeig: die bekannte Nymphenburger Gruppe „der Lauscher am Brunnen“ (Nr. 622)
ist auch in einer gleichzeitigen Frankenthaler Nachbildung ausgestellt (Nr. 1356). Frag-
mente dieser Gruppe befinden sich übrigens auch unter dem vor einigen Jahren in
Frankenthal auf dem Areal der Fabrik ausgegrabenen Abfallporzellan. Nun trägt das
Frankenthaler Stück die Löwenmarke und die eingedrückten Initialen PH. Da Paul
Hannong die Fabrik schon 1759 seinem Sohn Joseph Adam übergab, muß die Kopie,
mithin naturgemäß auch das Nymphenburger Original, bereits vor 1759 hergestellt
sein. Also eine für die Leistungsfähigkeit der Münchener Manufaktur vor ihrer Über-
siedelung nach Nymphenburg wertvolle Feststellung, die gleichzeitig den Nachweis
ergibt, daß Bastelli auch schon in Neudeck ob der Au tätig war. Auf die außer-
Der Cicerone
Heft 17
Frankenthal. Äsien und Afrika (Nr. 1276, 1277)
Sehr amüsant ist auch die Zusammenstellung von verschiedenen chinesischen
Figuren Bastellis zu einer Gruppe.
Ein besonderer Glücksfall war es ferner, daß dem Werk Bastellis auch ein voll-
ständiges Exemplar der Kreuzigungsgruppe, der Kruzifixus mit den beiden Assistenz-
figuren Maria und Johannes, noch im alten Originalgehäuse angereiht werden konnte,
das erst im Vorjahre gelegentlich der Denkmäler-Inventariation in der Sakristei der
Pfarrkirche Vilseck in der Oberpfalz entdeckt worden war.
Endlich ergab sich auch für die Datierung der Bastellifiguren ein wertvoller
Fingerzeig: die bekannte Nymphenburger Gruppe „der Lauscher am Brunnen“ (Nr. 622)
ist auch in einer gleichzeitigen Frankenthaler Nachbildung ausgestellt (Nr. 1356). Frag-
mente dieser Gruppe befinden sich übrigens auch unter dem vor einigen Jahren in
Frankenthal auf dem Areal der Fabrik ausgegrabenen Abfallporzellan. Nun trägt das
Frankenthaler Stück die Löwenmarke und die eingedrückten Initialen PH. Da Paul
Hannong die Fabrik schon 1759 seinem Sohn Joseph Adam übergab, muß die Kopie,
mithin naturgemäß auch das Nymphenburger Original, bereits vor 1759 hergestellt
sein. Also eine für die Leistungsfähigkeit der Münchener Manufaktur vor ihrer Über-
siedelung nach Nymphenburg wertvolle Feststellung, die gleichzeitig den Nachweis
ergibt, daß Bastelli auch schon in Neudeck ob der Au tätig war. Auf die außer-