Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 1.1909
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https://doi.org/10.11588/diglit.24117#0558
DOI Heft:
17. Heft
DOI Artikel:Hofmann, Friedrich Hermann: Die Porzellan-Ausstellung im Bayrischen Nationalmuseum, [1]
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Der Cicerone
Heft 17
Frankenthal. Liebespaar in der Gartenlaube (Nr. 1288)
Schuld an dieser Wertminderung sind vor allem auch die vielfachen Wieder-
holungen in Bewegungsmotiven, Ausstattungsstücken usw. Auch die Verwendung des
gleichen Modells mit kleinen Änderungen in verschiedenen Folgen zeugt nicht eben von
besonderer Erfindungsgabe und plastischer Gestaltungskraft. So ist z. B. die „Erde“
des großen Tafelaufsatzes mit den vier Elementen wieder ausgeformt als „Flora“
in der Götterserie oder als „Frühling“ in der Jahreszeitenfolge. Welcher Gegensatz
zu den unerschöpflichen Einfällen Bastellis!
Für die Figuren Auliczeks macht sich der veränderte Geschmack, wie bereits
gestreift, auch in der Farbengebung geltend. Bei den meisten Stücken grelle Farben, in
breiten Flächen hingesetzt, in ihrer Leuchtkraft selten durch ein Muster gemildert,
sondern im Gegenteil durch die scharfe Glasur noch gehoben. Auch die Behandlung
der Fleischteile ist unzart und unwahr. Am sgmpatischsten berührt die Farbenwahl
noch bei der Figur des Sommers (Nr. 698). Im Gegensatz zu dieser Farbenfreudigkeit,
für die vor allem die Figur des Mars (Nr. 694) ein wenig erfreuliches Beispiel bietet,
bleiben die meisten großen Stücke ganz weiß. Sehr selten scheint, auch in verhältnis-
mäßig später Zeit, die Anwendung von Biskuit gewesen zu sein.
Wie sich Auliczek bei seiner Gedankenarmut noch lange nach Bastellis Tod (+ 1765)
das künstlerische Erbe seines Vorgängers zu nutze zu machen wußte, zeigen vor allem
Der Cicerone
Heft 17
Frankenthal. Liebespaar in der Gartenlaube (Nr. 1288)
Schuld an dieser Wertminderung sind vor allem auch die vielfachen Wieder-
holungen in Bewegungsmotiven, Ausstattungsstücken usw. Auch die Verwendung des
gleichen Modells mit kleinen Änderungen in verschiedenen Folgen zeugt nicht eben von
besonderer Erfindungsgabe und plastischer Gestaltungskraft. So ist z. B. die „Erde“
des großen Tafelaufsatzes mit den vier Elementen wieder ausgeformt als „Flora“
in der Götterserie oder als „Frühling“ in der Jahreszeitenfolge. Welcher Gegensatz
zu den unerschöpflichen Einfällen Bastellis!
Für die Figuren Auliczeks macht sich der veränderte Geschmack, wie bereits
gestreift, auch in der Farbengebung geltend. Bei den meisten Stücken grelle Farben, in
breiten Flächen hingesetzt, in ihrer Leuchtkraft selten durch ein Muster gemildert,
sondern im Gegenteil durch die scharfe Glasur noch gehoben. Auch die Behandlung
der Fleischteile ist unzart und unwahr. Am sgmpatischsten berührt die Farbenwahl
noch bei der Figur des Sommers (Nr. 698). Im Gegensatz zu dieser Farbenfreudigkeit,
für die vor allem die Figur des Mars (Nr. 694) ein wenig erfreuliches Beispiel bietet,
bleiben die meisten großen Stücke ganz weiß. Sehr selten scheint, auch in verhältnis-
mäßig später Zeit, die Anwendung von Biskuit gewesen zu sein.
Wie sich Auliczek bei seiner Gedankenarmut noch lange nach Bastellis Tod (+ 1765)
das künstlerische Erbe seines Vorgängers zu nutze zu machen wußte, zeigen vor allem