Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 1.1909

DOI Heft:
17. Heft
DOI Artikel:
Entdeckungen
DOI Artikel:
Denkmalpflege
DOI Artikel:
Institute und Vereine
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.24117#0571

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Entdeckungen s Denkmalpflege s Institute und Vereine

547

VENEDIG . .

In einer Dachkammer der San Giuliano-Kirche
entdeckte man eine Änzahl von Bildern, die
auch im alten Führer von Venedig des Sanso-
vino erwähnt werden. Die aufgefundenen Ge-
mälde sind folgende: „Christus mit dem Kreuz
auf dem Wege zur Kreuzigung“ (2,62 :.3,20)
von Tintoretto, wahrscheinlich ein Werkstatt-
bild; dann zwei Bilder von Palma Giovane
„Christus wird von Pilatus dem Volke gezeigt“
(2,97 : 3,20) und „Auferstehung Christi“ (3,66 :1,10).
Leonardo Corona ist mit vier Bildern vertreten,
die in nodi größeren Dimensionen gehalten
sind; dieser Meister, der 1561 in Murano ge-
boren war, starb bereits 1605. Die aufgefundenen
Gemälde sind folgende: „Kreuzaufrichtung“,

„Geißelung Christi“, „Äufsetzung der Dorn-
krone“, „Erscheinung Christi“. Zwei ähnliche
Bilder Fiamengos stellen das „Gebet im Garten
Gethsemane“ und die „Fußwaschung“ dar. Von
Ä. Vicentino wurden zwei Orgelflügel entdeckt
und zwei Bilder biblischen Inhalts; schließlich
zwei Mosaikkartons von unbekannter Hand,
die in der Markuskirche ausgeführt sind. Alle
Werke befinden sich in einem elenden Zustand
und sollen restauriert werden. Br.

8

ZÜRICH ■

Wandgemälde der ehemaligen St. Stephans-
kapelle. Beim Abbruch des Quartiers „Zum
goldenen Winkel“ in Züridi kamen Reste der
ehemaligen St. Stephanskapelle zum Vorschein,
ein Turmchor und ein einschiffiges Langhaus,
die nach der Zerstörung im alten Zürichkrieg 1445
wieder aufgebaut, aber bereits 1525 geschlossen
und nach 1528, nach Abbruch des Turmes, zu
einem Wohnhaus eingerichtet wurden. Neben
wenigen Trümmern der einfachen, zum Teil noch
romanischen Bauglieder in Haustein, fanden sich
an der Ostwand des ehemaligen Schiffs nördlich
des Chorbogens Reste von hochinteressanten,
auch künstlerisch bedeutsamen Wandmalereien,
eine ungemein realistische, farbenkräftige und
flott gezeichnete Darstellung des Martyriums
der Heiligen Felix, Regula und Exuperans.
Drofessor Dr. J. R. Rahn, der die gefundenen
Überreste der Kapelle in dem soeben erschie-
nenen Heft 1 vom XL Bande des „Anzeigers
für schweizerische Altertumskunde “ (S. 61 ff.)
einer einläßlichen, sorgfältig illustrierten Be-
sprechung und Würdigung unterzieht, macht auf
die nahe Verwandtschaft dieses ä tempera ge-
malten, nun abgehobenen und im Landesmuseum
aufbewahrten Züricherischen Wandbildes mit

den weiland im Corragionischen Hause in Luzern
befindlichen, jetzt gleichfalls im Landesmuseum
verwahrten Wandgemälden aufmerksam, die
um 1523 wahrscheinlich von Hans Leu dem
Jüngeren geschaffen wurden. C. H. B.

DENKMALPFLEGE

MAINZ

Die Restaurationsarbeiten am kurfürstlichen
Schloß schreiten langsam, aber erfreulich vor-
wärts. Sobald sie noch etwas weiter gediehen
sind, schreitet man zu einer Neuordnung zu-
nächst der prähistorischen Sammlungen, an die
sich dann die Neuaufstellung des Abzugskabi-
netts und schließlich die so sehr wünschens-
werte, nach moderneren Gesichtspunkt zu ge-
staltende Neuordnung der Gemäldesammlung
schließt. —

Die Stadtverordnetenversammlung hat den
von Hermann Hendrich angebotenen Wagner-
tempel in den städtischen Anlagen genehmigt.
Derselbe wird mit Fresken des Malers ausge-
schmückt werden.

INSTITUTE und VEREINE

NÄNCY

Gelegentlich der Ausstellung zu Nancy fand
Anfang August hier ein kunstgewerblicher
Kongreß statt, an dem auch Abgesandte aus
München teilnahmen. Die Künstler Nancys be-
mühen sich ernst und eifrig einen neuen Zeitstil
in der Außen- und Innenarchitektur zu finden.
Ihre energischen Kraftanstrengungen verdienen
auch unser Interesse und eine besondere Hoch-
achtung, wenn man erfährt, wie schwer es jede
französische Provinzstadt hat, gegen das Über-
gewicht von Paris aufzukommen. Die Ecole
de Nancy, alliance provinciale des industries
d’art, findet in Paris keinen Rückhalt. Alle ihre
Resultate hat sie aus eigener Kraft erzielt.
Sind sie heute unvollkommen, so liegt es daran,
daß die junge Bewegung, wie einst die Mün-
chener, noch an den Kinderkrankheiten leidet.
Die Linien sind unruhig, pathetisch und die
Architektur überladen und gequält. Mir scheint,
die Künstler Nancys sehen noch zu begeistert
zu ihrem Meister, dem verstorbenen Emile Galle
auf, der wenig Sinn für konstruktiv gebaute
Möbel hatte und seine Stühle und Tische allzu
 
Annotationen