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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 1.1909

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18. Heft
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Hofmann, Friedrich Hermann: Die Porzellan-Ausstellung im Bayrischen Nationalmuseum, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.24117#0586

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558

Der Cicerone

Heft 18

1776). Keineswegs kann aber als dargestellte
Persönlichkeit die Gemahlin Karl Theodors,
Elisabeth Auguste, die 1742 heiratete, in Be-
tracht kommen. Es ist vielmehr sicher ein
Porträt der Mannheimer Schauspielerin Josepha
Seiffert, der nachmaligen Gräfin Heydeck. Das
gleiche Porträt kehrt in mehreren Porzellanfiguren
von Links Hand wieder, so in der Gruppe
der drei Grazien (Nr. 1746), bei der Venus
(Nr. 1777). Möglicherweise bezieht sich übrigens
die Graziengruppe auf die Geburt des Lieb-
lingssohnes Karl Theodors, des 1769 geborenen
Fürsten Karl von Bretzenheim, dessen Mutter
die Gräfin Heydeck war.

Weiterhin ist bei den Jahreszeitenbüstchen
auffallend, daß sich der Name „Cleer“ oder „Clair“
in verschiedenen bis jetzt bekannt gewordenen
Exemplaren eingeschrieben findet.1) Man hat

Frankenthal. Sultan und Sklavin
(Nr. 1781) □

aus dieser Tatsache den Schluß gezogen, daß
dieser Cleer (Clair) jene Figürchen auch model-
liert hat. Wie irrtümlich diese Annahme war,
ersieht man ohne weiteres aus der Tatsache,
daß die beiden ausgestellten Serien neben dem
Namen „Clair“ auch den Namen „Rohr“ in
gleicher Weise eingeritzt tragen. (Vgl. Nr. 1768 ff.)
Clair war eben gleich wie Rohr nur ein ein-
facher Ausformer, der mit dem Modell, das alle
Merkmale der Kunst Konrad Links trägt, nicht
das geringste zu tun hat. Aus dieser jetzt
wohl einwandfrei erwiesenen Feststellung ergibt
sich des weiteren die Richtigkeit der von mir
bereits anderwärts öfters aufgestellten Behaup-
tung, daß auch jener Adam Clair, der Anfang
des XIX. Jahrhunderts fast alle Arbeiten der
Nymphenburger Manufaktur nach Modellen
Melchiors mit seinem Monogramm bezeichnete,

Frankenthal. Türkin und Sklave
(Nr. 2213) □

*) Näheres siehe im Porzellankatalog des Bayer.
Nationalmuseums, Nr. 726.
 
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