Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 1.1909

DOI issue:
18. Heft
DOI article:
Hofmann, Friedrich Hermann: Die Porzellan-Ausstellung im Bayrischen Nationalmuseum, [2]
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.24117#0589

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Die Porzellan-Ausstellung im Bayrischen Nationalmuseuni

561

Frankenthal. Ruhende Venus (Nr. 1874)

wie Venus mit Amor (Nr. 1734), Diana und Aktäon (Nr. 1743), Amphitrite (Nr. 1742) usw.,
ferner die Gruppen Raub der Sabinerinnen, Raub der Helena (Nr. 1743, 1745) u. a.,
charakteristisch für die Zeit durchweg nur weiß glasiert.

Bei einem dieser späten Stücke (Nr. 1745) ist es interessant, daß die alte Löwen-
marke mit dem Hannongmonogramm wieder auftaucht. Es ist dies wohl nur irgend
eine antiquarische Spielerei, ähnlich wie in Nymphenburg bei späteren Arbeiten Auli-
czeks die frühe Hexegrammarke wieder ab und zu vorkommt.

Melchiors plastische Tätigkeit in Frankenthal war im Verhältnis zu der Länge
der Zeit, die er dort angestellt war, eben keine sehr bedeutende. Zuerst schöpft er
seine Sujets noch aus dem Leben und Treiben der Kinderwelt, wie in Höchst; ja er
läßt sogar (noch 1785) Höchster Modelle ausformen (Nr. 1863). Hierher gehört auch
die große Gruppe „Schäferin im Turm“ von 1785. Dann treten statt der Kinder viel-
fach Putten auf; ein beliebtes, oft variiertes Motiv ist auch der schlafende Amor oder
die schlafende Venus. Vollständig in klassizistischem Geschmack ist endlich die große
Apotheose auf das 50jährige Regierungsjubiläum Karl Theodors in der Pfalz gehalten
(von 1792), ein Engel und ein Mädchen, die das Doppelporträt des Gefeierten und
seiner Gemahlin bekränzt (Nr. 1875). Ebenso die letzte Arbeit, die Melchior für die
Frankenthaler Manufaktur ausgeführt hat, eine sitzende Clio.

Bezeichnender Weise wird jetzt bei den Arbeiten Melchiors auch die Biskuit-
technik mit Vorliebe angewandt. In Nymphenburg dagegen ist eigentlich nur ein Stück
figürlicher Plastik vor dem Ausgang des XV11I. Jahrhunderts in Biskuit bekannt ge-
worden (Nr. 704).

Die bei verschiedenen Figuren dieser Periode eingeritzten Buchstaben AC beziehen
sich, wie oben bereits gestreift, auf den jüngerenClair,denselben,der später gleichzeitig wieder
 
Annotationen