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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 1.1909

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18. Heft
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Uhde-Bernays, Hermann: Der IX. Internationale Kunsthistorische Kongreß
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https://doi.org/10.11588/diglit.24117#0596

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568

Der Cicerone

Heft 18

gründer der modernen Malerei. Dann folgte
ein Vortrag Venturis della posizione ufficiale
della storia dell’arte rispetto alle altre discipline
storiche.

Äm Nachmittag wurde die Ausstellung zur
Geschichte der bayrischen Miniaturmalerei in
der Hof- und Staatsbibliothek unter Führung
des Oberbibliothekars Dr. Lei ding er be-
sichtigt. Um 4‘/2 Uhr schlossen sich vier Vor-
träge im zoologischen Hörsaale der Akademie
an: Comte Vay de Vaya de l’esthetisme] et
les impressionistes du Japon; F. Sarre, Mit-
teilungen über einige neue Veröffentlichungen
zur Kunstgeschichte Vorderasiens; M. Schmid,
Über Hochschulmuseen und kunstgeschichtlichen
Unterricht; H. Ä. Schmid, Über Hans Holbeins
d. J. Basler Jahre.

Äm Samstag, 18. September, sprachen: von
Schubert-Soldern, Theoretische und prak-
tische Erfordernisse einer Systematik der Kunst-
wissenschaften und die Möglichkeit ihrer Berück-
sichtigung, nebst konkreten Vorschlägen bezüg-
lich der Gruppierung des Stoffes; E. Rählmann,
Die Maltechnik der alten Meister, beurteilt nach
der mikroskopischen Untersuchung von Bruch-
stücken ihrer Gemälde; W. Waetzoldt, Vor-
schläge zur Farbenterminologie; E. Verga, Über
die Raccolta Vinciana; G/Gerola, Ritratli stam-
mi di cavalieri tedeschi dei secoli XIV—XVI
affrescati in S. Giorgetto di Verona; Ä. Venturi,
della pittura gotica in Italia nelle prime decadi
del secolo XV; J. Destree, Recherches sur les
auteurs des tapisseries flamandes du XV et XVI
siede. Zwischen den Vorträgen lag die Besich-
tigung der ethnographischen Sammlung, wo
L. Scherman einen Vortrag über die Bezie-
hungen zwischen klassischer und asiatischer
Kunst hielt, sowie der vier bedeutendsten Münch-
ner Kirchen, letztere unter Führung Dr. R. Hof f-
manns.

Der Sonntag brachte für eine große Zahl von
Teilnehmern einen unter Führung von Prof.
Riehl, Dr. Bassermann-Jordan, Dr. Ä.
Hoffmann, Dr. Ä. Warburg schön verlaufen-
den Ausflug nach Landshut und der Trausnitz.
Äm Abend empfing der Ehrenpräsident der
Münchner kunstwissenschaftlichen Gesellschaft,
Prinz Rupprecht von Bayern, in der Ämalienburg
des Nymphenburger Parkes. Dieser Abend, an
welchem die Kunst Cuvillies im Glanze der zahl-
reichen Wachskerzen in ihrer ursprünglichen
Schönheit wieder erstand, hat zweifellos die
Höhe aller Veranstaltungen gebildet.

Der 20. September, der letzte Tag, führte in
das Bayrische Nationalmuseum, wo Dr. Buch-
heit die gotischen Tafelbilder der Münchner

Schule zeigte und besonders über Mälesskircher
und Polack wichtige, auf dokumentarischen Be-
legen beruhende Erklärungen gab, und Dr. F. H.
Hof mann die Ausstellung alten bayrischen Por-
zellans (vergl. die vorige und diese Nummer des
Cicerone) erläuterte. Hatte sich schon hier die
große Zahl der Anwesenden fast störend be-
merkbar gemacht, so erreichte sie am Nachmit-
tage bei der Besichtigung der Residenz eine
wirklich unerfreuliche Höhe, so daß selbst die
kundigste Leitung sich diesen Scharen nicht hat
gewachsen erweisen können. Währenddie innern
Räume der Residenz durch Dr. W. M. Schmid
gezeigt wurden, führte Münzdirektor Riederer
in der k. Schatzkammer und Dr. v. Buerkel
sprach bei der Ausstellung seltener orientalischer
Teppiche über deren Wert undBedeutung. Gleich-
zeitig wurde Gelegenheit gegeben, audi die
herabgenommenen Imperatorenbilder zu be-
sichtigen, über deren Meister sich bekanntlich
im Laufe der letzten Zeit verschiedene Urteile
gebildet haben. Mit absoluter Einstimmigkeit
äußerten sich berufene Forscher wie Dr. Gronau,
Dr. Schäffer, Dr. Fischei in Gemeinschaft mit
Geheimrat von Tschudi dahin, daß bei allen
diesen Stücken in keiner Weise die persönliche
Autorschaft Tizians in Betracht kommen könne.
Damit ist auch diese Angelegenheit endgültig
erledigt.

Äm Vormittag und Nachmittag hielten Vor-
träge: B. Riehl über Rokokostudien im bay-
rischen Donautal, J. Baum über die Ulmer
Plastik am Ende des 15. Jahrhunderts, Cohn-
Wiener über die Quellen der Bamberger Plastik
in Deutschland, B. Läzär über den ungarischen
Maler Szinyei-Merse, Ä. Jehn über eine neue
Art der Restaurierung der durch Licht oder Luft
beschädigten Gemälde auf dem Wege einer viel-
leicht homöopathisch zu bezeichnenden Methode.

In der Schlußsitzung, die im Anschluß an
die ebengenannten beiden letzten Vorträge ab-
gehalten wurde, berichtete Prof. Goldschmidt
im Aufträge der verschiedenen Kommissionen
über die Ergebnisse und Beschlüsse. Die letz-
teren lauten:

1. Die Aufstellung der Kosten zur eventuellen
Ausgestaltung des Repertoriums für Kunst-
wissenschaft hat eine derartige Summe ergeben,
daß keine Aussicht zur Verwirklichung besteht.
„Wir werden uns begnügen müssen, die bereits
vorhandenen kunstwissenschaftlichen Zeitschrif-
ten zu ersuchen, möglichst den Wünschen der
Kunsthistoriker, wie diese auf dem Kongreß
ausgesprochen wurden, entgegenzukommen.“
(Damit ist also die von einem bestimmten Kreise
dringend gewünschte Erhebung des Repertoriums
für Kunstwissenschaft zur offiziellen Zeitschrift
 
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