Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 1.1909

DOI Heft:
18. Heft
DOI Artikel:
Literatur
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.24117#0612

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
584

Der Cicerone

Heft 18

Durch den Verlag von Bruno Cassirer,
Berlin W., Derfflingerstr. 16, erläßt die Graphi-
sche Gesellschaft ein Rundschreiben, das zu
einer Subskription auf ihre zweite außerordent-
liche Veröffentlichung hinweisen soll. Dieselbe
soll den sogenannten Tarocchi, einer Reihe
von italienischen Kupferstichen des XV. Jahr-
hunderts, die in 50 Darstellungen die verschie-
denen Gebiete und Vorstellungskreise des mensch-
lichen Lebens versinnbildlichen, und die man
treffend als ein „Lehrbilderbuch“ bezeichnet hat,
gelten. Es sollen die beiden bekannten Folgen
dieser künstlerisch reizvollen wie gegenständlich
interessanten Bilderreihe, deren Verhältnis zu
einander strittig ist, in Kupfertiefätzung in der
genauen Größe der Originale nach den besten
erhaltenen Exemplaren nebeneinander abgebildet
werden.

Der Preis der Veröffentlichung, die also aus
100 Abbildungen auf 50 Tafaln bestehen wird,
ist auf Mk. 60.— für das kartonierte Fxemplar
festgesetzt worden. Das Werk, das in der
ersten Hälfte des nächsten Jahres erscheinen soll,
wird nur für die Subskribenten gedruckt und
nicht in den Handel gebracht werden. Nach dem
Erscheinen wird der Preis der etwa übrig blei-
benden Exemplare auf Mk. 100.— erhöht werden.

Da die Veröffentlichung nur unternommen
werden kann, wenn sich eine genügend große
Anzahl von Subskribenten zusammen findet, so
dürfte es sich für alle Interessenten empfehlen,
sogleich ihre Anmeldung bei dem obengenannten
Verlag zu vollziehen.

Evtl, wird auch eine englische Ausgabe vor-
gesehen, falls genügend Wünsche dieser Art
geäußert werden.

Unter dem Titel „Gefälschte Kunstwerke“
hat der speziell um die deutsche christliche
Kunst verdiente Stephan Beißel im Verlag
von Herder zu Freiburg kürzlich ein amüsantes
Schriftchen veröffentlicht, das man Kunstfreunden
und Antiquitätensammlern wohl empfehlen kann.
Im wesentlichen fußt das Buch auf einer reichen
Sammlung von Material, das aber wohl nicht
immer einwandfrei ist, und manches „on dit“
als Tatsachen gibt. Jedenfalls trägt die Schrift
dazu bei, erfolgreich gegen die Fälscherkünste
anzugehen und vor allen Dingen solchen Samm-
lern, die selbst keine Kenner sind, die Äugen
über die beliebtesten Tricks dieses leider immer
erfolgreicheren Handels zu öffnen.

Wichtiger erschiene allerdings im Interesse
des Sammelwesens die Veröffentlichung der Ver-
handlungen des jährlich tagenden Fälscher-
kongresses. Versuche, diese zu erreichen,
sind bereits von verschiedenen Seiten gemacht
worden, indes scheint es, als sei der Moment
noch nicht gekommen, diesem lebhaften Wunsch
der Sammler zu entsprechen. Wer die Ver-
hältnisse des Kunstmarktes einigermaßen über-
schaut, wird leicht erkennen, daß einem so
„bösen Feind“, wie es der Fälscher nun einmal
ist, nur zu Leibe gerückt werden kann, wenn
man ihm immer wieder seine Kniffe absieht
und sich dieselben wohlweislich merkt. In
erster Linie soll der Fälscherkongreß den
öffentlichen Sammlungen zugute kommen, die
vor jedem Reinfall geschützt werden müssen.
Hoffentlich schreiten indes die Erkenntnisse bald
soweit fort, daß trotz der gegenwärtigen Heim-
lichkeit der Verhandlungen wenigstens die Re-
sultate auch dem privaten Sammelwesen nutz-
bar gemacht werden können.
 
Annotationen