Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 1.1909
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https://doi.org/10.11588/diglit.24117#0659
DOI Heft:
20. Heft
DOI Artikel:Halm, Philipp Maria: Das Maximiliansmuseum in Augsburg
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Das Maximiliansmuseum in Äugsburg
631
Äbb. 5. Der Elias Holi-Saal im Maximiliansmuseum in Augsburg
der ehemaligen Sammlung Riedinger, des XV1I1. Jahrhunderts dar. Neben dieser Reich-
haltigkeit der Schmiedearbeiten tritt der Bronze- und Messingguß in der Sammlung
bedeutend zurück. Ein paar zierliche Kanonenmodelle, ein paar fein modellierte Tisch-
glocken, etliche Brunnenmasken und Ausgüsse verraten zu wenig von der hohen
Blüte des Gelb- und Rotgusses zu jener Zeit, als Hubert Gerhard und Adrian de
Vries ihre Prachtbrunnen schufen. Von letzterem nur findet sich im Vestibül des
großen Treppenhauses ein prächtiger Triton.
Endlich betreten wir von der Eisensammlung aus den ehemaligen Prunksaal des
Hauses mit seinen fünf hohen Fenstern an den beiden Längsseiten und einem schönen Kamin
von 1548 an der einen Schmalseite (Abb. 4 u. 5. Ein färben- und figurenreiches Decken-
bild, der Olgmp und die vier Weltteile, eine breite aber flotte Malerei vom Ende des
XVII. Jahrh. verleiht dem Raum etwas Ernstes, Feierliches. Man hat mit ebenso feinem
Geschmack als mit gutem Grund diesen imposanten Saal dem großen Elias Holl ge-
widmet. Von den Wänden herab grüßen uns Porträts des Meisters und seiner Frau,
in den Fensterkästen liegen seine eigensten Geräte, der Degen, der Stock, die Zirkel,
die Maßsläbe. Vermessungsbücher, Entwürfe und die zahlreichen Modelle von Bauten
seiner Hand lassen uns das Bild des großen Baukünstlers erst recht lebendig gestalten.
Unter den Modellen beanspruchen natürlich die des Augsburger Rathauses das größte
Interesse. Wie Holl, zuerst ganz erfüllt von palladianischen und sansovinischen Ideen
in den zwei ersten Modellen, sich allmählich zu dem schlichten aber trotzdem gewaltigen
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Äbb. 5. Der Elias Holi-Saal im Maximiliansmuseum in Augsburg
der ehemaligen Sammlung Riedinger, des XV1I1. Jahrhunderts dar. Neben dieser Reich-
haltigkeit der Schmiedearbeiten tritt der Bronze- und Messingguß in der Sammlung
bedeutend zurück. Ein paar zierliche Kanonenmodelle, ein paar fein modellierte Tisch-
glocken, etliche Brunnenmasken und Ausgüsse verraten zu wenig von der hohen
Blüte des Gelb- und Rotgusses zu jener Zeit, als Hubert Gerhard und Adrian de
Vries ihre Prachtbrunnen schufen. Von letzterem nur findet sich im Vestibül des
großen Treppenhauses ein prächtiger Triton.
Endlich betreten wir von der Eisensammlung aus den ehemaligen Prunksaal des
Hauses mit seinen fünf hohen Fenstern an den beiden Längsseiten und einem schönen Kamin
von 1548 an der einen Schmalseite (Abb. 4 u. 5. Ein färben- und figurenreiches Decken-
bild, der Olgmp und die vier Weltteile, eine breite aber flotte Malerei vom Ende des
XVII. Jahrh. verleiht dem Raum etwas Ernstes, Feierliches. Man hat mit ebenso feinem
Geschmack als mit gutem Grund diesen imposanten Saal dem großen Elias Holl ge-
widmet. Von den Wänden herab grüßen uns Porträts des Meisters und seiner Frau,
in den Fensterkästen liegen seine eigensten Geräte, der Degen, der Stock, die Zirkel,
die Maßsläbe. Vermessungsbücher, Entwürfe und die zahlreichen Modelle von Bauten
seiner Hand lassen uns das Bild des großen Baukünstlers erst recht lebendig gestalten.
Unter den Modellen beanspruchen natürlich die des Augsburger Rathauses das größte
Interesse. Wie Holl, zuerst ganz erfüllt von palladianischen und sansovinischen Ideen
in den zwei ersten Modellen, sich allmählich zu dem schlichten aber trotzdem gewaltigen