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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 1.1909

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21. Heft
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Stoehr, August: Beiträge zur Geschichte der Fayencefabrik in Ansbach, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.24117#0694

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666

Der Cicerone

Heft 21

deutschen Fayencefabriken später als die datierten Fayencen der grünen Familie er-
richtet wurden, die damals schon bestehenden ihrer Fabrikation oder Markierung nach
in größerem Umfange bekannt sind.

Planmäßige Nachforschungen nach bezeichneten Stücken, vor allem solchen,
welche etwa auf Popp oder einen der anderen Änsbacher Maler zurückzuführen wären,
ergaben die Richtigkeit der Annahme, daß die Fabrik Ansbach die Erzeugerin der
Fayencen der grünen Familie ist.

Das Nationalmuseum in München bewahrt einen Maßkrug, der mit Chinoiserien
bemalt ist und die Signatur Po: 1734 trägt. Das Hamburger Museum besitzt einen
Po gezeichneten Wappenkrug. Im Germanischen Museum befindet sich ein Enghalskrug,

^P.V

1731

der mit chinesischen Blumen dekoriert und mit

bezeichnet ist.

Die Signaturen Po. und P. können wir ohne weiteres mit Popp auflösen, wenn
wir den bei den Ansbacher Malern geübten Brauch beobachten, den Namen nur zum
Teil auszuschreiben.

Ein bimförmiges Krüglein, das mit chinesischen Blumen und Vögeln auf das
feinste dekoriert ist, im Germanischen Museum, trägt am Henkel die Bezeichnung Uz.
Ein Fayencemaler dieses Namens läßt sich von 1727—1736 in den Ansbacher Kirchen-
büchern nachweisen.

Vor kurzem erwarb ich eine Platte von 43 cm Durchmesser, wohl das größte
bisher bekannt gewordene Exemplar der grünen Familie, das auf der Rückseite außer
den auf diesen Stücken stets vorhandenen roten Blumenzweigen noch die Buchstaben

\x/-

M . in Rot trägt (Abbildung 6); da der Maler Wolfgang Meyerhöfer,

um 1724—1726 für Ansbach gesichert ist, dürfen wir ohne Zweifel ihn als Maler
der Platte ansprechen.

Zu dem gleichen Resultat, daß die grüne Familie sichere Erzeugnisse Ansbachs
sind, gelangt W. Stengel in seinem Aufsatze über „Deutsche Keramik im Germanischen
Museum", und Braun-Troppau in dem dieser Tage erschienenen Artikel „Über Ans-
bacher Fayencen aus den dreißiger Jahren des 18. Jahrhunderts1).

Es freut mich besonders, daß Braun meine zu ihm geäußerte Anschauung, das
sog. Kastellsche Wappen sei nichts anderes als der Brandenburgische schwarz-weiß
gevierte Schild, den der Maler mit der roten Farbe malte, weil er sie gerade für die
Päonien des unteren Randes im Pinsel hatte, auch zu der seinigen machte. Ob der
Ansbacher Fayencemaler die Existenz eines Gräflich Kastellschen Wappens, das in rot-
weiß geviert ist, überhaupt gekannt hat? Vielleicht hätte er dann doch zum schwarzen
Farbtopf gegriffen!

Neben diesen köstlichen Fayencen treten aber auch noch andere auf, die gleich-
falls orientalische Porzellane zum Vorbild haben und dem ersten Drittel des 18. Jahr-
hunderts angehören. Sie suchen gewisse für den Export gefertigte Japanporzellane,

’) Zeitschrift des nordböhmischen Gewerbemuseums in Reichenberg. 1908.
 
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