Der Grapt)ik[ammler
Auslegung“ vorkommt, die des Peter Maler zu
Ulm, die des „Meifters der Glaubensartikel“
(Dinckmut 1485), die des Cerenz- Meifters und
die einiger anderer aus verfd)iedenen ttlerken
zufammen. Hm höcßften [teilt er mit Recht die
Illuftrationen zu „Bidpai, Buch der CUeisßeit“
und mit gleichem Recht verweift er die der
„Scßwäbifcßen Chronik Livers“ (Dinckmut) und
des „Cerenz“ (Dinckmut 1486) auf eine tiefere
Stufe. Verfudbe, ftiliftifdje 3ufammenl)änge
zwifcßen Einzelbolzfcßnitten und Bucßbolz-
fcbnitten feftzuftellen und fogar einige der Ar-
beiten der aufgeftellten Illuftratoren der erfteren
Hrt zuzuweifen, führen zu beachtenswerten Er-
gebniffen. Man kann z. B. der Beftimmung des
„Gebets auf dem Friedbof“ (Scbr. 1836a) an den
Meifter der Dinckmutfcßen Cerenz beiftimmen
und ebenfalls der Anregung einiger weiterer
Blätter an diefen.
In einem lebten Kapitel wird das Abklingen
der Fjolzfcßnitt-Illuftration in Ulm gefcbildert.
die die tüchtigen Formfcbneider fcbon gegen
Ende der achtziger fahre auszuwandern be-
ginnen undbefonders in Nürnberg Arbeit finden,
wie die in Ulm verbleibenden nur noch unbe-
deutende Aufträge von den Verlegern erhalten,
wie die ganze Bucbbßrftellung ßßrabßnkt, wird
febr klar berausgeftellt. Für diefe 3eit gab es
wenig Vorarbeiten, fo daß der Verfaffer meift
ganz felbftändig fein Material fammeln mußte.
Er hat dabei mit Gründlichkeit und Kritik in
den Kreis diefer meift nicht febr bocbftebenden
Fjolzfcßnitte Ordnung gebracht und in über-
zeugender CUeife mehrere Meifter unterfchieden.
Es heben [ich zwei febr deutlich heraus: der
fcbon in den achtziger Jahren tätige „Meifter
der Glaubensartikel“, der jeljt unverkennbar
Anlehnung an Nürnberger fjolzfchnitte und an
Stiche Scbongauers fud)t und der Meifter, der
u. a. die Illuftrationen zu der 1496 bei Reger
erfcheinenden „Rbodiae obsidio“ von Caourfin
febnitt. Neben fie kann nur ein dritter von Be-
deutung geftellt werden; von ihm find drei
Schnitte in Druckwerken Regers und Dinck-
muts nachweisbar, die das befte find, was in
Ulm zu diefer 3eit gefebnitten wurde, deil
deutet an, es könne für pe der junge Dürer in
Betracht kommen, ohne doch für diefe Cßefe
entfchloffen einzutreten. Sie ift tatfäcblicb auch
auf keine deife wirkfam zu verteidigen.
das fonft in diefer 3ßü entfteht, ift, die
Einzelbolzfcbnitte FJans fjuffers und Michel
Scborpps mit eingefcbloffen, handwerkliche Ar-
beit. Mit der Jahrhundertwende hat Ulm feine
Rolle ausgefpielt, nnd fo fchließt deil feine
Unterfudbung febr richtig bei den beiden lebten,
wenig bedeutenden Drucken Schäfflers vor 1501.
Man wird von dem Buch den Eindruck mit-
nehmen, daß das umfangreiche Material mit
Umficht und Sachkenntnis gefammelt ift. Jedem,
der nicht in der Lage ift, Einzelunterfucbungen
oder große Sammelwerke zu benutzen, wird es
einen guten Überblick gewähren. Die forgfäl-
tigen kurzen Kataloge aller illuftrierten Ulmer
Drucke am Schluß des Bandes find zu rafeßem
Nacbfdjlagen febr geeignet. Über folcbe Brauch-
barkeit hinaus ift das derk aber dadurch ge-
führt, daß in knapper und überzeugender Dar-
ftellung Ordnung in ein nicht leicht zu über-
lebendes Gebiet der Kunftgefcbicbte gebracht
iß. Mögen auch hier und da noch Korrekturen
möglich oder notwendig fein, fo iß doch im
ganzen eine gefcßloßene und einigermaßen
erfeßöpfende Gefcbicßte des Ulmer FJolzfcßnitts
zuftande gekommen, an die immer wieder
anzuknüpfen fein wird.
Kurt 3oege von Manteuffel.
Joseph Meder, Die Handzeichnung, ihre Tech-
nik und Entwicklung. Kunstverlag Anton
Schroll & Co., Wien.
Als Jofeph Meders von den Facßgenoßen
feit langem erwartetes derk über die Fjand-
zeießnung erfeßien, fand es weit über den engen
Kreis der Forfcßer und Sammler eine begeißerte
Aufnahme. Das Bedürfnis nach einem das weite
Gebiet der Fjandzeicßnung umfaßenden Fjand-
bueß war allgemein, war felbft in der Laien-
welt lebendig. Kein dunder, daß bei foviel
Nachfrage im Caumel aller derte auch dies
ernfte derk gelehrter Arbeit von der Speku-
lation ergrißen und verbreitet wurde, fcßneller
als man erwarten durfte. Die neue Außage ift
foeben erfeßienen1.
Nur wer wie Jofepß Meder, erft als Affiftent
Scßoenbrunners, dann als Direktor, fo mit der
Albertina verwaeßfen konnte, war imftande, ein
fo ausführliches und gediegenes derk über die
Fjandzeicßnung zu feßreiben. Das Buch iß das
langfam gereifte Ergebnis einer Lebensarbeit,
keine beftellte Arbeit, fondern die Frucht liebe-
voller Verfenkung in den Gegenftand, den es
in größter Vollftändigkeit nach allen Seiten zu
ergründen galt. Gewiß gab es eine Menge
Vorarbeiten, alte und neue. Aber wie entlegen,
wie veraltet und dilettantifcß find viele der
alten und wie verwirrend in ißren verfeßiede-
nen Frageftellungen die pfgcßologifchen, äßße-
tifeßen, teebnifeben, ßißorifcben Einzelunter-
fueßungen der Neueren! Alles galt es von
Grund auf nachzuprüfen, was über „diegrapßi-
feßen Mittel der 3Gi(^nun9“ im erßen Fjaupt-
teil des Buches zu fagen war. Und das bat Meder
mit musterhafter Gewißenßaftigkeit getan. Jeder,
der fieß mit dem Gebiete befcßäftigt, wird Meder
für feine felbftändig gemachten Beobachtungen
über die vermiedenen alten Uecßniken und die
gewißenßafte Interpretation der Fachliteratur
von Villard de Fjonnecourt und Alberti an bis
1 Die 2. ÄufL, CHien 1923, liegt uns gleichfalls vor. Sie
ift nicht wefentlich verändert. Die Literaturnachweife
wurden vermehrt und ergänzt. D. Red.
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Auslegung“ vorkommt, die des Peter Maler zu
Ulm, die des „Meifters der Glaubensartikel“
(Dinckmut 1485), die des Cerenz- Meifters und
die einiger anderer aus verfd)iedenen ttlerken
zufammen. Hm höcßften [teilt er mit Recht die
Illuftrationen zu „Bidpai, Buch der CUeisßeit“
und mit gleichem Recht verweift er die der
„Scßwäbifcßen Chronik Livers“ (Dinckmut) und
des „Cerenz“ (Dinckmut 1486) auf eine tiefere
Stufe. Verfudbe, ftiliftifdje 3ufammenl)änge
zwifcßen Einzelbolzfcßnitten und Bucßbolz-
fcbnitten feftzuftellen und fogar einige der Ar-
beiten der aufgeftellten Illuftratoren der erfteren
Hrt zuzuweifen, führen zu beachtenswerten Er-
gebniffen. Man kann z. B. der Beftimmung des
„Gebets auf dem Friedbof“ (Scbr. 1836a) an den
Meifter der Dinckmutfcßen Cerenz beiftimmen
und ebenfalls der Anregung einiger weiterer
Blätter an diefen.
In einem lebten Kapitel wird das Abklingen
der Fjolzfcßnitt-Illuftration in Ulm gefcbildert.
die die tüchtigen Formfcbneider fcbon gegen
Ende der achtziger fahre auszuwandern be-
ginnen undbefonders in Nürnberg Arbeit finden,
wie die in Ulm verbleibenden nur noch unbe-
deutende Aufträge von den Verlegern erhalten,
wie die ganze Bucbbßrftellung ßßrabßnkt, wird
febr klar berausgeftellt. Für diefe 3eit gab es
wenig Vorarbeiten, fo daß der Verfaffer meift
ganz felbftändig fein Material fammeln mußte.
Er hat dabei mit Gründlichkeit und Kritik in
den Kreis diefer meift nicht febr bocbftebenden
Fjolzfcßnitte Ordnung gebracht und in über-
zeugender CUeife mehrere Meifter unterfchieden.
Es heben [ich zwei febr deutlich heraus: der
fcbon in den achtziger Jahren tätige „Meifter
der Glaubensartikel“, der jeljt unverkennbar
Anlehnung an Nürnberger fjolzfchnitte und an
Stiche Scbongauers fud)t und der Meifter, der
u. a. die Illuftrationen zu der 1496 bei Reger
erfcheinenden „Rbodiae obsidio“ von Caourfin
febnitt. Neben fie kann nur ein dritter von Be-
deutung geftellt werden; von ihm find drei
Schnitte in Druckwerken Regers und Dinck-
muts nachweisbar, die das befte find, was in
Ulm zu diefer 3eit gefebnitten wurde, deil
deutet an, es könne für pe der junge Dürer in
Betracht kommen, ohne doch für diefe Cßefe
entfchloffen einzutreten. Sie ift tatfäcblicb auch
auf keine deife wirkfam zu verteidigen.
das fonft in diefer 3ßü entfteht, ift, die
Einzelbolzfcbnitte FJans fjuffers und Michel
Scborpps mit eingefcbloffen, handwerkliche Ar-
beit. Mit der Jahrhundertwende hat Ulm feine
Rolle ausgefpielt, nnd fo fchließt deil feine
Unterfudbung febr richtig bei den beiden lebten,
wenig bedeutenden Drucken Schäfflers vor 1501.
Man wird von dem Buch den Eindruck mit-
nehmen, daß das umfangreiche Material mit
Umficht und Sachkenntnis gefammelt ift. Jedem,
der nicht in der Lage ift, Einzelunterfucbungen
oder große Sammelwerke zu benutzen, wird es
einen guten Überblick gewähren. Die forgfäl-
tigen kurzen Kataloge aller illuftrierten Ulmer
Drucke am Schluß des Bandes find zu rafeßem
Nacbfdjlagen febr geeignet. Über folcbe Brauch-
barkeit hinaus ift das derk aber dadurch ge-
führt, daß in knapper und überzeugender Dar-
ftellung Ordnung in ein nicht leicht zu über-
lebendes Gebiet der Kunftgefcbicbte gebracht
iß. Mögen auch hier und da noch Korrekturen
möglich oder notwendig fein, fo iß doch im
ganzen eine gefcßloßene und einigermaßen
erfeßöpfende Gefcbicßte des Ulmer FJolzfcßnitts
zuftande gekommen, an die immer wieder
anzuknüpfen fein wird.
Kurt 3oege von Manteuffel.
Joseph Meder, Die Handzeichnung, ihre Tech-
nik und Entwicklung. Kunstverlag Anton
Schroll & Co., Wien.
Als Jofeph Meders von den Facßgenoßen
feit langem erwartetes derk über die Fjand-
zeießnung erfeßien, fand es weit über den engen
Kreis der Forfcßer und Sammler eine begeißerte
Aufnahme. Das Bedürfnis nach einem das weite
Gebiet der Fjandzeicßnung umfaßenden Fjand-
bueß war allgemein, war felbft in der Laien-
welt lebendig. Kein dunder, daß bei foviel
Nachfrage im Caumel aller derte auch dies
ernfte derk gelehrter Arbeit von der Speku-
lation ergrißen und verbreitet wurde, fcßneller
als man erwarten durfte. Die neue Außage ift
foeben erfeßienen1.
Nur wer wie Jofepß Meder, erft als Affiftent
Scßoenbrunners, dann als Direktor, fo mit der
Albertina verwaeßfen konnte, war imftande, ein
fo ausführliches und gediegenes derk über die
Fjandzeicßnung zu feßreiben. Das Buch iß das
langfam gereifte Ergebnis einer Lebensarbeit,
keine beftellte Arbeit, fondern die Frucht liebe-
voller Verfenkung in den Gegenftand, den es
in größter Vollftändigkeit nach allen Seiten zu
ergründen galt. Gewiß gab es eine Menge
Vorarbeiten, alte und neue. Aber wie entlegen,
wie veraltet und dilettantifcß find viele der
alten und wie verwirrend in ißren verfeßiede-
nen Frageftellungen die pfgcßologifchen, äßße-
tifeßen, teebnifeben, ßißorifcben Einzelunter-
fueßungen der Neueren! Alles galt es von
Grund auf nachzuprüfen, was über „diegrapßi-
feßen Mittel der 3Gi(^nun9“ im erßen Fjaupt-
teil des Buches zu fagen war. Und das bat Meder
mit musterhafter Gewißenßaftigkeit getan. Jeder,
der fieß mit dem Gebiete befcßäftigt, wird Meder
für feine felbftändig gemachten Beobachtungen
über die vermiedenen alten Uecßniken und die
gewißenßafte Interpretation der Fachliteratur
von Villard de Fjonnecourt und Alberti an bis
1 Die 2. ÄufL, CHien 1923, liegt uns gleichfalls vor. Sie
ift nicht wefentlich verändert. Die Literaturnachweife
wurden vermehrt und ergänzt. D. Red.
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