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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 16.1924

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Die Zeit und der Markt
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https://doi.org/10.11588/diglit.41564#0224

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Programms und dem idealen Aufwärtsftreben
eines Gnterneßmens, das fid) beule längft einen
vorderßen Pla£ innerhalb des europäifeßen Ver-
legertums erkämpft \)at. Für einen Mann wie
Piper war die Arbeit des Verlegers in erfter
Linie ein fcböpferifcb - künftlerifd)es CCIerk, in
zweiter oder dritter Linie vielleicht erft das Ge-
fcßäft. Immer ift es die Freude am Objekt ge-
wefen, die feine Aktivität beflügelt bat und zu
dem einen Buch gefeilte ficb aus feböpferifebem
(Hunfcß ßersus das näcbfte. Nicht vergeffen
darf man in diefem 3ufammenbang, daß gerade
diefer Verlag im Künftlerifcljen zuerft die 3eicben
feiner 3eit verbanden bat, daß er mehr als ein-
mal Bahnbrecher gewefen ift auf Siegen, deren
gefcbäftlicbe Opportunität erft ein Jahrzehnt
fpäter betätigte. Neidlos können fid) gerade
die Mitftrebenden der Arbeit diefer zwanzig
Jahre freuen und eberifo neidlos wünfehen, daß
er auf dem alten Siege mit neuem und noch
größerem Erfolg vorangeht. — Der Alrnanad)
felbft aber, der jedem Freunde der Kunft und
Literatur ein lieber Begleiter fein follte, ift ein
Spiegelbild diefes verlegerifcben Südens, ein
Extrakt deffen, was die voluminöfen Bände
widerfpiegeln. Die wertvoliften Autoren und
Künftler des Verlages kommen l)'"er zu Slort
und die Bildbeigaben find nicht zuletzt auch In-
begriff und Ausdruck eines univerfalen Pro-
gramms, das Größe der Einfeitigkeit und Freude
am einzelnen Slerk bekundet.
All das kann man von dem Verlagsmanifeft
des Berliner Propyläen-Verlages leider nicht
fagen. Der fogenannte „Spiegel“, als Jahr-
buch frifiert, ift 3ufaIl und Ausfchnitt einer Pro-
duktion, die doch wohl in erfter Linie der Ma-
febine opfert. Slenn Bücberdrucken identifcb
wäre mit verlegerifcbem Aufbau, gebührte dem
Propyläen-Üllftein-Verlag zweifellos die Palme.
Denn hier ift die Maffe das Erftaunlicbe. Aber
diefer Maffenproduktion auf allen Gebieten fehlt
der eigentlich feböpferifebe Sinn. Manches von
dem, was die Üllftein-Maßbinen produzieren,
ift wertvoll, vieles dagegen iiberfliiffig und pure
Sliederbolung deffen, was längft da ift. Einer
Propyläen-Kunftgefd)id)te z. B. fehlt vollkommen
die innere Dafeinsberechtigung, einmal, weil die
febon viel beffer da ift und zweitens weil pe in
Programm und Ausführung nichts Neues zu ver-
geben bat. Und ähnlich ift für den Sliffenden
eine Serie wie „die führenden Meißer“ nichts
als (Hiederßolung, die aud) durch Autorennamen
nod) lange keine Dafeinsberechtigung erhält.
Von mir aus feil diefer Maffenproduktion von
Kunftbücbern und literarifeben Klerken gern der
äußere gefcbäftlicbe Erfolg befebieden fein, eine
Catfache aber, zu der man fid) mit Freuden be-
kennen könnte, ift die Arbeit diefes Verlages be-
pimmt nid)t. Cro1}dem ift aud) der letzte „Spiegel“
(Jahrbuch des Propyläen-Veriages) äußerlich eine
wohlgefällige Erfcßeinung. Drucktechnifd) und

der Aufmachung nach impofant, wirbt der
„Spiegel“ zweifellos für die Veröffentlichungen
einer erftaunlicben Jahresernte — aber fd)ließlid)
fragt man ßcb doch, ob dafür gerade ein „Jahr-
buch“ nötig ift. Denn diefes müßte doch inner-
lich irgendwie mit der 3ßit zufammenbängen,
CHegweifer und Berater fein, während in öüaßr-
beit der „Spiegel“ nichts anderes als ein im
Volumen vergrößerter Spezialprofpekt des einen
Verlages ift. Beftenfalls rangiert deshalb diefes
Jahrbuch unter den verlegerifcben Almanacben
und felbft da iß es eine Enttäufcßung. B.
Hans Gräber, Studien zur Kunst. Benno
Schwabe & Co., Verlag. Basel 1923.
In einem fcßmalen Bande bat der Basler Kunft -
ßiftoriker, dem wir dis ausgezeichneten Bücher
über Piero della Francesca und Konrad Klitj
danken, eine Reiße von Auffä^en vereinigt, die
pd) vorwiegend mit modernen Künftlerperfön-
licßkeiten und allgemeineren kunfttheoretifeßen
Problemen befaffen. ünter den erftgenannten
feien als befonders wertvoll die Studien über
Degas, Mund), Fjodler, G. Giacometti, Amiet,
dazu ein ausgezeichneter zufammenfaffender Bei-
trag „3ur franzöpfeßen Malerei des 19. Jahrhun-
derts“ ßervorgeßoben; unter den Letjteren, die.
an der Spitze diefer Sammlung fteßen, find die
Auffätje über „Kunft und Nicßtkunft“, „Vom Ge-
farritkunftwerk“, „Vom Kunftfammler“ von einer
fjoße der Auffaffung getragen, die den üblichen
Durcßfd)nitt fogenannter Cagesfchriftftellerei bei
weitem überragt. Aud) in diefem Bande ge-
fammelter Auffätje erweift fiel) Gräber als eine
Perfönlicßkeit von nid)t alltäglid)er Begabung,
die ein intuitives Gefühl gegenüber der Kunft
auszeießnet. Die Lektüre eines folcßen Buches
ift nicht nur für den Laien wertvoll, fondern
aud) dem Fachmann ein Genuß. Biermann.
Selbstbildnisse schweizerischer Künst-
ler der Gegenwart. Herausgegeben von
Georg Reinhart und Paul Fink. Zürich 1918.
Verlag Orell Füssli.
Krieg, Revolution und andere ümßände mögen
ürfaeße fein, daß wir erft jet>t von diefer über-
aus reizvollen Veröffentlichung Kenntnis er-
halten, die ißr Entfteßen einer Ausftellung des
öüintertburer Kunftvereins verdankt. Der Ge-
danke nämlich, in einer Gefamtfcßau einmal die
Selbftporträts moderner Schweizer Künftler zu
vereinigen, ßat pcß als ungemein frud)tbar er-
wiefen. Denn diefe Ausftellung war nicht nur
rein ikonograpßifd) intereffant, pe gab aud)
einen Spiegel moderner Kunft an pd), wie er
beffer gar nicht gedacht werden kann. Stäikßes
feelifcßes Bekenntnis des Schöpfers zu feinem
Cüerk und zum Duktus der 3eit pnd das Sig-
num diefer feßönen Veröffentlichung, auf die
wenigftens kurz ßingewiefen fei. 69 vorzüg-

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