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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 16.1924

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Zoege von Manteuffel, Kurt: Die Zeichnungen von Franz Horny im Dresdner Kupferstichkabinett
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https://doi.org/10.11588/diglit.41564#0297

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mit dem Wirten und dem Jäger“ (Äbb. bei Lid)tenberg und Jaffe: hundert Jahre deutfd)-
römifcher Landfchaftsmalerei, Berlin 1907, Cafel 5), Jo bemerkt man wohl noch die
Nachwirkung der ge[d)ilderten Arbeitsweife. Stärker aber drängen fich die Unterfd)iede
auf. Der Strich hat eine größere Freiheit und gleitet beweglicher ßin; weiße Flächen
wed)feln mit dunklen ab, und das ängftliche Anbringen von Querlagen ift durch ent-
fchloffene Verwendung fleckenßafter Ciefen erfetjt. Das Blatt zeigt in Auffa|Jung und
Geftaltung, was die Befreiung aus der Enge (Heimarifcher Kunftübung und die Einwirkung
der neuen Umgebung gezeitigt hatten. Die italienifdje Landfchaft mit ihren plaftifchen
Formen und das Vorbild Jofeph Anton Kochs lehrten den jungen Künftler die Umriffe
in formbezeichnende Linien faffen und Licht und Schatten in großen Maffen [eben.
In die unmittelbare Nähe diefer Arbeit muß wegen der gleichartigen 3^id)enweife und
Naturauffaffung eine „(Baldige Berglandfcßaft“ gefegt werden (Abb. 2). Mit der Feder
in Sepia kalligraphifch ausgeführt, hat fie den Reiz der Klarheit und Kühle. Beiden
3eid)nungen geben die weiten leeren Flächen, die kräftige Ausprägung der einzelnen
Linie eine an deutfdje Meifter des 16. Jahrhunderts erinnernde ßerbigkeit. Erft fpäter
fcheint ßorng dazu gelangt zu fein, feinere Linien, zartere Strichführung, vermittelnde
Übergänge zu fuchen.
Olevano und feine Umgebung haben die fchönften Vorwürfe geboten. Außer dem
genannten zeigen fünf weitere Blätter Anfid)ten der Stadt. Immer ift der Standpunkt
fo gewählt, daß ihr fchöner Aufbau zur Geltung kommt. Darin offenbart fich das
Streben nach plaftifcher (üiedergabe, ebenfo wie in der entfchloffenen Modellierung
und der ftrengen Führung aller Begrenzungslinien. Ganz bildmäßig durchgeführt ift
die „Anficht von Olevano mit der Furt im Vordergründe“ (Abb. in P. F. Schmidt:
Deutfche Landfchaftsmalerei, München 1922 [Abb. 90] und in Lebenserinnerungen von
L. Richter, ed. Max Lehrs, Berlin 1923 [Abb. 20]). Fjier ift der Linienzug von ein-
fchmeichelndem CUohllaut, der Strich von entzückender 3artheit. Die Kompofition ift
ungezwungen, infofern die Betonung des Vordergrundes durch eine mit Pflanzen und
Felfen, Menfchen und Gieren dichtbefetjte Erdwelle fehlt, die bei der „Landfchaft mit
dem Fjirten und dem Jäger“ noch an die Gewohnheiten der älteren Generation erinnert.
Unvollendet blieb ein weiteres Blatt, bei dem der Standpunkt weiter links gewählt ift;
in [charfen Federftrichen ift auf ihm die Lage der Gebäude und ihre Verteilung an
fjängen und Felfen ausgezeichnet erfaßt. Drei Blätter geben Ceilanfichten. Es handelt
fich immer um diefelbe auf hohem Felfen fich aufbauende ßäufergruppe und ein
bufchiges Cal im Vordergründe. Bei dem kleinften der Blätter, deffen Vordergrund nur
mit dem Bleiftift angedeutet wurde, ift befonders reizvoll, wie die Gebäude in ihren
ftreng durchgeführten kubifchen Formen fich gleich Tarn aus dem Felfengrunde heraus-
kriftallifieren. Die beiden größeren find in dem Gegenfatj des baumreichen Cales und
der [teil auffteigenden F)öl)e zu [chönfter lebendiger (Uirkung gebracht, die durch Über-
fchneidungen und Verfärbungen nach der malerifchen Seite hm verftärkt ift. Der
Strich hat bei ihnen fo viel Sicherheit gewonnen, daß man fie zu den beften Arbeiten
des Künftlers zählen kann.
Mehr vedutenhaft find die beiden An[id)ten von Subiaco (Abb. 3) und Pozzano, von
denen die erften noch ftark an die Art der älteren Generation erinnert, die andere,
ganz mit dem Bleiftift ausgeführte, unfidjer und effektlos nicht annähernd auf der fjöhe
der anderen 3eid)nungen fteht.
(üälder und Berge der ümgebung Olevanos haben ßorny immer wieder zur Arbeit
gelockt. Die meiften diefer 3eid)nungen find mit dem Stift begonnen, manchmal auch
fo zu Ende gebracht, meiftens aber mit der Feder und, wenn es auf Feftlegung der Licht"
und Schatten maffen ankam, auch noch mit dem Pinfel weitergeführt. Meift find es
Naturftudien, die nicht bildmäßig abgerundet wurden. Auf den erften tiüurf gelungen
ift der „Fjoßlweg mit dem holztragenden Mädchen“ (Abb. 4). Meifterhaft find hier mit
Feder und Pinfel die hochaufragenden Äfte bis in ihre zarten Verzweigungen verfolgt
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