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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 16.1924

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Noack, Friedrich: Des Kardinals Albani Beziehungen zu Künstlern, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.41564#0426

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Des Kardinals Älbani Beziehungen zu Künftlern
Von FRIED. NOACK

Durd) [einen freundfchaftlid)en Verkehr mit dem berühmten Sammler Philipp von
Stofd) und dem Begründer der wiffenfchaftlichen Archäologie J. J. Klinckelmann
ift uns Deutfcßen die Geftalt des feinen Kunftkenners und Förderers der fd)önen
Künfte Kardinals Äleffandro Älbani vertraut geworden als eines Mannes, der während
des 18. Jahrhunderts in Rom unbeftritten den erften Platj hmfichdid) der Kennerfchaft
und des Verftändniffes für klafßfcße Klerke der bildenden Künfte behauptet hat. Aus
Klinckelmanns Briefen wiffen wir auch einiges über feinen Verkehr mit Künftlern und
über die Arbeiten, die er von ihnen für die Villa vor Porta Salaria ausführen ließ,
die troh der Einbußen, die fie im Laufe der 3cit erlitten hat, immer noch ein glänzendes
3eugnis für den edlen Schönßeitsfinn diefes letzten großen Mäzens des päpftlicßen Roms
bildet. Mit den Nachrichten, die wir Klinckelmann und feinem Kreis verdanken, find
aber die vielfeitigen und weitläufigen Beziehungen des Kardinals zu Künftlern feiner
3eit nicht erfchöpft. Eine wertvolle Ergänzung dazu finden wir in der umfangreichen
KorrefpondenzÄlbanis, die zum großen Ceil in dem Kliener Staatsarchiv aufbewahrt ift.
Da er länger als ein Menfchenalter als diplomatifcher Vertreter des Kaiferhofs bei der Kurie
tätig gewefen ift, fo hat ein anfehnlid)er Ceil feines Briefwechsels, auch des nichtamtlichen,
[chließlid) feinen Plah in den Äktenbündeln der kaiferlichen Gefandtfchaft zu Rom gefunden.
Äleffandro Älbani, der am 15. Oktober 1692 in ürbino geborene jüngfte Sohn
des Fürften Orazio und Neffe des Papftes Clemens XL, hat fchon in jungen Jahren
eine ausgefprochene Vorliebe für die fchönen Künfte gezeigt; er zählte kaum 23 Jahre,
als ihn die Akademie San Luca fchon am 17. Februar 1715 zum Ehrenmitglied und
Direktor aller Studien der Akademie ernannte. Irgendeine Cätigkeit in der Akademie
war damit nicht verbunden, die Ernennung des jungen Mannes war lediglich eine
Anerkennung der früh entwickelten und fpäter zur Leidenfchaft ausgewachfenen Neigung
desfelben, die ihn bekanntlich zeit feines Lebens zu verfchwenderifchen Ausgaben ver-
leitet hat. 3n Anfang des Jahres 1720 als Nuntius nach Klien gefandt, hat er fehr
bald durch die Schulden, die er dort anhäufte, feiner Familie Sorgen bereitet und feine
baldige Abberufung veranlaßt, die übrigens zum Ceil auch damit begründet war, daß
er gegen den kaiferlichen Fjof ein Entgegenkommen gezeigt haben foll, welches der
damaligen päpftlid)en Politik unbequem war. Im April 1721 nach R°m zurückgekehrt,
erhielt er als den herkömmlichen Lohn für die Cätigkeit als Nuntius im Juli des Jahres
den roten Fjut. Die in Klien angeknüpften Beziehungen zu Deutfchland hat Älbani
gern weiter gepflegt: im Jahre 1713 hatte der bayrifcße Gefandte zu Rom in einem
Bericht an feinen Fjof ihn noch zu den Franzofenfreunden gerechnet, fpäter darf man
ihn gewiß als entfcßiedenen Freund Deutfcßlands anfeßen. Durch die Stellung feines
älteren Bruders Annibale als diplomatifcßen Vertreters des Kurfürften von Sachfen,
Königs von Polen, fand er Gelegenheit, die deutfcßen Beziehungen weiter zu
pflegen, er kam mit dem Grafen Klackerbartß, der um 1730 polnifcßer Gefandter in
Rom war, und mit dem Kurfürften Friedrich Cßriftian von Sachfen, der 1738 —1739
mit dem Grafen Brühl als Gaft im Palazzo Älbani an den Vier Brunnen weilte, in
perfönliche Berührung. Als Kardinal Niccolo del Giudice geftorben war, vertraute der
Kliener Fjof ißm das Protektorat der öfterreicßifcßen Erbftaaten im März 1743 an und
ernannte ißn am 10. Oktober 1745 zum kaiferlichen Gefandten bei der Kurie. In
diefer Eigenfcßaft hat der Kardinal nicht allein feine fcßühende Fjand über die deutfcßen
kirchlichen Stiftungen am Ciber gehalten, fondern ift auch der gegebene Berater und
Gaftfreund aller Fürften des Reichs und hervorragenden Deutfchen gewefen, die bis
zu feinem am 11. Dezember 1779 erfolgten Code die Ewige Stadt befucßt haben. Mit
Vorliebe hat er fiel) der Künftler angenommen, und manche verdankten ißm freundliche

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