Sammlungen
immer mehr zentralifierenden moskowitifcpen 3a-
renreicps am Ende des 16. und Beginn des 17.
Jahrhunderts entfpracp. P. E.
3ur Barockausftellung im Landes-
mufeum „Joanneum“ in Graz
Ein freundlicher 3ufall wollte es, daß zur
gleichen 3e*t> als die Enthüllung eines Denk-
fteines für weiland Msgr. Dr. theol. Johann Graus
ftattfand und die Verdienfte diefes Bahnbrechers
in der Einfcpätjung der Denkmäler alpenländi-
fcher Barockkunft in Erinnerung gebracht wur-
den, im Landesmufeum eine Barockausftellung
den fteirifdjen Beptj an merken diefer Periode
vorführte. Schon allein diefes 3ufammentreffen
kann als Beweis dafür gelten, wie fehr die 3eit
einer ähnlichen Veranftaltung entgegengereift
war, und diefen Hugenblick — halb noch fra-
genden, halb fcpon anerkennenden Intereffes —
mit glücklicher Fjand gewählt zu haben, ift ein
nicht zu unterfcbätjendes Verdienft der gegen-
wärtigen Leitung der Landes-Gemäldegalerie,
zumal unter den ausgeftellten Objekten viele fo
bedeutend und eindrucksvoll waren, daß fiel)
jeder Befucher fofort in den Bann willensftarker
Barockkunft gezogen fühlte.
Die Äuswahl der Klerke und mit ihr lebten
Endes das wiffenfchaftliche Ergebnis der Äus-
ftellung war naturgemäß an die technifchen Mög-
lichkeiten der Entlehnung, des Cransportes und
des verfügbaren Raumes gebunden. Crotjdem
gelangte man zu bemerkenswerten Feftftellungen
und Eindrücken, die unfere Kenntniffe bezüglich
der Entwicklung des fteirifcpen Barocks nicht
unwefentlicp beeinfluffen. Ein reich ausgeftat-
teter Katalog1 wird eine bleibende Erinnerung
an diefe retrofpektive Äusftellung fein.
Für die großen Ößerreicper, foweit pe ver-
treten waren, brachte das Dargebotene keine
neuen Äuffcpliiffe, fo lehrreich es war, eine ganze
Reihe von hervorragenden Gemälden und öl-
fkizzen des Kremferfchmidt, fünf Maulpertfcp
und ein bisher unbekanntes Meifterßück Paul
Crogers (Abnahme des hl- Sebaßian Nr. 94) in-
mitten der bekannten aus der fteiermärkifchen
Landes-Gemäldegalerie pudieren zu können. —
Klenn an der Krpeberfcpaft der beiden Vinzenz
Fifcber-Darftellungen aus Landesbeptj nicht zu
zweifeln ift, fo war es doch ganz verfehlt, jene
als „Aufbruch der Diana zur Jagd“ bezeichnete
Plafondfkizze Nr. 16 ebenfalls diefem Kliener
Künftler zuzuweifen. Ganz abgefepen davon,
daß die gewählte Bezeichnung nicht zutreffend
ift, infofern es pch um den „Cagesanbrucp“ als
Hauptmotiv handelt, war das fragliche Bild, be-
reits vor Jahren dem kunfthiftorifchen Inftitut der
Grazer Univerptät zur Begutachtung vorgelegt,
von Prof. Hermann Egger als eine ganz hervor-
ragende Leipung Cpriftian Klinks erkannt wor-
1 Bearbeitet von Dr. Karl Garzarolli-Cijurnlackl).
Der Cicerone, XVI. jatyrg , öeft 9 21
den. Ein 3ufammenpang mit dem Fresko Fifchers
in Laxenburg, wie der Äusftellungs-Kataiog an-
nimmt, erfcheint daher völlig ausgefcploffen.
Klenn auch damit Grazer Kunpfreunden der ein-
zigartige Genuß eines Hauptwerkes Chr. Klinks
vermittelt wurde, fo hätte es fich im Rahmen
einer Barockausftellung doch empfohlen, von
einer Einbeziehung diefes Klerkes abzufepen,
da es, ebenfo wie die fünf ausgefproepen Ro-
kokoftimmung auspraplenden Bilder Norbert
Grunds eper geeignet waren, die Grenzen des
Begriffes „Barock“ zu verwifepen. —
Das Oeuvre einzelner ßeirifeper Meißer wurde
durch die Äusftellung zum Ceil bereichert, ja oft
in ganz neue Beleuchtung gerückt, wenngleich
einer oder der andere Künftler nicht immer gün-
ftig dabei abfehnitt. — Aus dem Schlöffe Göfting
wurden zwei neue Kleißenkircper vorgefüprt:
ein „Jofef mit der Frau des Potippars“ und eine
„Sufanna im Bade“ (Nr. 97 und 98), deren erftes
1687 datiert ift. Ein weiterer willkommener Bei-
trag ift die bei der Reftaurierung entdeckte Si-
gnatur des „Hiob“ Nr. 99, mit der Jahreszahl
1690. Danach gehören Nr. 97 und 99 der Spät-
zeit Kleißenkircpers an, was ihre geringe Qua-
lität und innere Leere erklärt, während die Su-
fanna noch an den Jugendftil befangener ün-
fertigkeit und unverarbeiteter italienifcper Ein-
ßüffe gemahnt. Die übrigen fepon bekannten
tüchtigen Klerke diefes zeitlich erften ßeirifchen
Barockmalers machen uns auch feine Anfänge
und fein Äusklingen intereffant. — Franz Karl
Remp war geradezu impofant vertreten, nur
kann die ikonograppifepe Erklärung einiger feiner
Arbeiten nicht befriedigen. Bezüglich der beiden
großen, deutlich als Gegenßücke komponierten,
dekorativen Klandfüllungen ift wopl nicht an-
zunepmen, daß beide Male diefelbe mytpolo-
gifepe Gepalt zum Vorwurf gewählt wurde,
welche Äuffaffung im Katalog durch den ab-
wechselnden Gebrauch der Klorte Hera und Juno
verfcpleiert wird; ift Nr. 68 richtig als Hera mit
dern jungen Vulkan erkannt, fo iß die Göttin
des zweiten Bildes Nr. 69 nach ihrem Begleiter
„Kupido“ (recte Amor) unfepwer als Venus zu
benennen. In diefen beiden machtvollen Stücken
zeigt pep übrigens ein ungemein anfpreependes
Empßnden für ein gedämpftes Gefamtkolorit.
Völlig unzutreffend ift die Bezeichnung des an-
geblichen Remp Nr. 67 „Achill unter den Cöcp-
tern des Lykomedes“. Bei den zahlreichen Dar-
ftellungen diefes Cpemas fehlen bekanntlich die
Gefpielinnen nie, zürn mindeßen müßte eine
als Vertreterin der übrigen gegeben fein. Klill
man ferner in dem Bärtigen den als Kaufmann
verkleideten Odyffeus erkennen, fo fehlen, außer
dem Scpwerte, daß pch der fogenannte Achill
umgürtet, die Klaren, Klaffen und Gefcpmeide,
die jener zu verkaufen vorgibt. Schließlich blei-
ben die Brote im Gewandbaufcp der dritten
Perfon gänzlich unerklärt. 3weifellos handelt
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immer mehr zentralifierenden moskowitifcpen 3a-
renreicps am Ende des 16. und Beginn des 17.
Jahrhunderts entfpracp. P. E.
3ur Barockausftellung im Landes-
mufeum „Joanneum“ in Graz
Ein freundlicher 3ufall wollte es, daß zur
gleichen 3e*t> als die Enthüllung eines Denk-
fteines für weiland Msgr. Dr. theol. Johann Graus
ftattfand und die Verdienfte diefes Bahnbrechers
in der Einfcpätjung der Denkmäler alpenländi-
fcher Barockkunft in Erinnerung gebracht wur-
den, im Landesmufeum eine Barockausftellung
den fteirifdjen Beptj an merken diefer Periode
vorführte. Schon allein diefes 3ufammentreffen
kann als Beweis dafür gelten, wie fehr die 3eit
einer ähnlichen Veranftaltung entgegengereift
war, und diefen Hugenblick — halb noch fra-
genden, halb fcpon anerkennenden Intereffes —
mit glücklicher Fjand gewählt zu haben, ift ein
nicht zu unterfcbätjendes Verdienft der gegen-
wärtigen Leitung der Landes-Gemäldegalerie,
zumal unter den ausgeftellten Objekten viele fo
bedeutend und eindrucksvoll waren, daß fiel)
jeder Befucher fofort in den Bann willensftarker
Barockkunft gezogen fühlte.
Die Äuswahl der Klerke und mit ihr lebten
Endes das wiffenfchaftliche Ergebnis der Äus-
ftellung war naturgemäß an die technifchen Mög-
lichkeiten der Entlehnung, des Cransportes und
des verfügbaren Raumes gebunden. Crotjdem
gelangte man zu bemerkenswerten Feftftellungen
und Eindrücken, die unfere Kenntniffe bezüglich
der Entwicklung des fteirifcpen Barocks nicht
unwefentlicp beeinfluffen. Ein reich ausgeftat-
teter Katalog1 wird eine bleibende Erinnerung
an diefe retrofpektive Äusftellung fein.
Für die großen Ößerreicper, foweit pe ver-
treten waren, brachte das Dargebotene keine
neuen Äuffcpliiffe, fo lehrreich es war, eine ganze
Reihe von hervorragenden Gemälden und öl-
fkizzen des Kremferfchmidt, fünf Maulpertfcp
und ein bisher unbekanntes Meifterßück Paul
Crogers (Abnahme des hl- Sebaßian Nr. 94) in-
mitten der bekannten aus der fteiermärkifchen
Landes-Gemäldegalerie pudieren zu können. —
Klenn an der Krpeberfcpaft der beiden Vinzenz
Fifcber-Darftellungen aus Landesbeptj nicht zu
zweifeln ift, fo war es doch ganz verfehlt, jene
als „Aufbruch der Diana zur Jagd“ bezeichnete
Plafondfkizze Nr. 16 ebenfalls diefem Kliener
Künftler zuzuweifen. Ganz abgefepen davon,
daß die gewählte Bezeichnung nicht zutreffend
ift, infofern es pch um den „Cagesanbrucp“ als
Hauptmotiv handelt, war das fragliche Bild, be-
reits vor Jahren dem kunfthiftorifchen Inftitut der
Grazer Univerptät zur Begutachtung vorgelegt,
von Prof. Hermann Egger als eine ganz hervor-
ragende Leipung Cpriftian Klinks erkannt wor-
1 Bearbeitet von Dr. Karl Garzarolli-Cijurnlackl).
Der Cicerone, XVI. jatyrg , öeft 9 21
den. Ein 3ufammenpang mit dem Fresko Fifchers
in Laxenburg, wie der Äusftellungs-Kataiog an-
nimmt, erfcheint daher völlig ausgefcploffen.
Klenn auch damit Grazer Kunpfreunden der ein-
zigartige Genuß eines Hauptwerkes Chr. Klinks
vermittelt wurde, fo hätte es fich im Rahmen
einer Barockausftellung doch empfohlen, von
einer Einbeziehung diefes Klerkes abzufepen,
da es, ebenfo wie die fünf ausgefproepen Ro-
kokoftimmung auspraplenden Bilder Norbert
Grunds eper geeignet waren, die Grenzen des
Begriffes „Barock“ zu verwifepen. —
Das Oeuvre einzelner ßeirifeper Meißer wurde
durch die Äusftellung zum Ceil bereichert, ja oft
in ganz neue Beleuchtung gerückt, wenngleich
einer oder der andere Künftler nicht immer gün-
ftig dabei abfehnitt. — Aus dem Schlöffe Göfting
wurden zwei neue Kleißenkircper vorgefüprt:
ein „Jofef mit der Frau des Potippars“ und eine
„Sufanna im Bade“ (Nr. 97 und 98), deren erftes
1687 datiert ift. Ein weiterer willkommener Bei-
trag ift die bei der Reftaurierung entdeckte Si-
gnatur des „Hiob“ Nr. 99, mit der Jahreszahl
1690. Danach gehören Nr. 97 und 99 der Spät-
zeit Kleißenkircpers an, was ihre geringe Qua-
lität und innere Leere erklärt, während die Su-
fanna noch an den Jugendftil befangener ün-
fertigkeit und unverarbeiteter italienifcper Ein-
ßüffe gemahnt. Die übrigen fepon bekannten
tüchtigen Klerke diefes zeitlich erften ßeirifchen
Barockmalers machen uns auch feine Anfänge
und fein Äusklingen intereffant. — Franz Karl
Remp war geradezu impofant vertreten, nur
kann die ikonograppifepe Erklärung einiger feiner
Arbeiten nicht befriedigen. Bezüglich der beiden
großen, deutlich als Gegenßücke komponierten,
dekorativen Klandfüllungen ift wopl nicht an-
zunepmen, daß beide Male diefelbe mytpolo-
gifepe Gepalt zum Vorwurf gewählt wurde,
welche Äuffaffung im Katalog durch den ab-
wechselnden Gebrauch der Klorte Hera und Juno
verfcpleiert wird; ift Nr. 68 richtig als Hera mit
dern jungen Vulkan erkannt, fo iß die Göttin
des zweiten Bildes Nr. 69 nach ihrem Begleiter
„Kupido“ (recte Amor) unfepwer als Venus zu
benennen. In diefen beiden machtvollen Stücken
zeigt pep übrigens ein ungemein anfpreependes
Empßnden für ein gedämpftes Gefamtkolorit.
Völlig unzutreffend ift die Bezeichnung des an-
geblichen Remp Nr. 67 „Achill unter den Cöcp-
tern des Lykomedes“. Bei den zahlreichen Dar-
ftellungen diefes Cpemas fehlen bekanntlich die
Gefpielinnen nie, zürn mindeßen müßte eine
als Vertreterin der übrigen gegeben fein. Klill
man ferner in dem Bärtigen den als Kaufmann
verkleideten Odyffeus erkennen, fo fehlen, außer
dem Scpwerte, daß pch der fogenannte Achill
umgürtet, die Klaren, Klaffen und Gefcpmeide,
die jener zu verkaufen vorgibt. Schließlich blei-
ben die Brote im Gewandbaufcp der dritten
Perfon gänzlich unerklärt. 3weifellos handelt
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