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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 16.1924

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Noack, Friedrich: Des Kardinals Albani Beziehungen zu Künstlern, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.41564#0477

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Mengs, obgleich er es gedurft hätte, das ihm übertragene Gemälde nicht paufen ließ, da
er vorzog, es auf eine mehr meifterlicbe Ärt zu kopieren, tlnter den anderen Malern
hatte fid) mittlerweile das Gerücht verbreitet, daß Mengs eine höhere Bezahlung erlangt
habe als fie, worauf Coftanzi den Kardinal veranlaßte, bei dem Gefandten in Florenz
anzupochen, um womöglich die gleiche Erhöhung zu erhalten. Mann antwortete darauf
am 21. Januar 1755, Coftanzi irre fich, weder Mengs noch irgendein anderer habe
einen Soldo mehr bekommen, als im erften Vertrag vereinbart war. Nachdem dann
der Gefandte zu Anfang Juli dem Kardinal gefchrieben hatte, Mengs habe ihm Hoff-
nung gemacht, daß er fein Cüerk, die Kopie der Schule von Athen, in 14 Gagen be-
endigen werde, antwortete der Kardinal am 19. Juli, er hoffe. Mann werde zugleich
mit dem Mengsfchen Bild auch das erfte von Battoni erhalten. Aus den folgenden
Jahren, bevor der Künftler in der Villa vor Porta Salaria das Deckengemälde des
Parnaß begann, enthält der Briefwechfel nur ein 3eugnis für das freundfchaftlidje
Intereffe, das Albani an Mangs nahm; am 23. September 1758 fchrieb er an den
Spiditeur Carlo Cavalieri in Mantua, er möchte dafür forgen, daß die 3°Ubeamten die
Kiften nicht verdürben, die der Künftler an die Akademie zu Augsburg fchickte. Cavalieri
konnte darauf am 13. Oktober verfichern, er habe nach Vorfd)rift dafür geforgt, daß
die 7 Kiften mit Gipsabgüffen und 2 Kiften mit modernen Gemälden zollfrei durch-
gegangen feien.
Der Dresdner Hof fchickte im Jahre 1752 einen jungen Baumeifter zum Studium nach
Rom, der ein Sohn des Gaetano Chiaveri, des Erbauers der Hofkirche, gewefen zu fein
fcheint. Am 15. April betätigte der Kardinal dem Grafen Brühl die Ankunft des an
ihn empfohlenen Maffeo Chiaveri, „conducteur etudiant de l’architecture“. Mit zwei
Künftlern, die nach ihrer römifd)en Studienzeit in den Dienft des Kurfürften von der
Pfalz traten, hat Albani mehrere Jahre hindurch in brieflichem Verkehr geftanden, wo-
raus erfid)tlich ift, daß er in nähere perfönliche Berührung mit ihnen gekommen war.
Der eine war der aus Gent ftammende und in Mannheim 1793 verftorbene Bildhauer
Peter Anton Verfchaffelt (geb. 1710, in Rom 1737—1751, Mitglied der Akademie
San Luca 1745), der eine 3oiÜang von dem Kardinalftaatsfekretär Valentini begünftigt
einige anfehnliche Arbeiten für die päpftlidje Regierung ausgeführt hat. Als der Künftler
im Sommer 1751 die Ewige Stadt verließ, gab Albani ihm eine Empfehlung an Lord
Dodington in London mit, worin er fagte, daß der Überbringer fich lange in Rom auf
gehalten und Proben feiner Gefchicklichkeit gegeben habe. Nachdem Verfchaffelt dem
Kardinal feine Ankunft in England angezeigt hatte, fprach derfelbe am 22. Januar 1752
ißm darüber feine Freude aus, daß die Empfehlung an Dodington ihm von Nutzen fei.
Diefer fchrieb felbft an Albani, lobte den Künftler als einen geflickten und gründlich
erfahrenen Mann, der feinen Arbeiten einen Charakter aufpräge, der Beachtung ver-
diene. Doch meinte der Lord, er ftelle für den Anfang zu hoho Forderungen, z. B.
verlange er für eine kleine Florabüfte 300 Guineen. Da Dodington am Schluß feines
Schreibens erwähnte, er habe gehört, daß Verfchaffelt fid) in Rom üngelegenheiten mit
dem Kardinalftaatsfekretär bereitet \)abe, fo klärte Albani ihn am 19. Februar dahin
auf: Der Künftler \)abz in Rom einen Streit mit einem Architekten gehabt und darin
den Kürzeren gezogen, fei aber in Gutem von Kardinal Valentini gefchieden. Dann
bemerkte Albani noch, wenn Verfchaffelt den verftändigen Ratfehlägen des Lords folgte,
fo werde er gewiß Erfolg in London haben, andernfalls würde er feine 3eit verlieren.
Lange hat der Künftler nicht an der Chemfe verweilt, fd)on am 18. September 1752
fchrieb er aus Mannheim an den Kardinal, worauf diefer am 30. d. M. antwortete,
feine Freude über die gute Aufnahme äußerte, die Verfchaffelt beim Kurfürften ge-
funden, und ihn zugleich mit einem Brief an diefen empfahl. In den folgenden Jahren
taufchten die beiden Glückwünfche zum Jahreswechsel aus; in einem diefer Briefe vom
Januar 1754 fprach Albani feine Befriedigung darüber aus, daß Verfchaffelt in Bezie-
hungen zu Dodington geblieben war und bot ihm von neuem feine Dienfte an, wenn
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