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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 16.1924

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Die Zeit und der Markt
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https://doi.org/10.11588/diglit.41564#0535

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Sammlungen

einige — laut dem biffigen Cüi^wort Courbets!
— „Calamites“. Von Franzofen find in gleicher
Richtung nod) zu nennen: Couture, Meif-
fonnier, 3iem, Gerorae u. a.; von deutfcben
Meiftern — leider nur die beiden Heben bad),
Knaus, Vautier, Meyerbeim, Grütjner, fo-
wie Landfcbaften von J. H. Koch, E. Fjüde-
brandt und ein „Übergang über die Berefina“
von P. ßeß. Einigermaßen entfebädigen hier-
für die Bildniffe von Vogel von Vogelftein,
Fr. Krüger, Overbeck (Cborvaldfen) und Hn-
felm Feuerbacb, wie denn überhaupt die lange
Reibe von Bildniffen, befonders aus der erften
Fjälfte des Jahrhunderts, ein recht intereffantes
Ganzes darftellen.
mir ßnden hier GQerke von F. Gerard, Ba-
ron Gros, R. Lefevre, dem außerhalb Ruß-
lands wenig gekannten und febr anziehenden
J. L. Mosnier, Girodet, Court und last not
least von Ingres, welcher, außer dem Porträt
des Grafen Gurjeff, nod) mit der kalten „Ma-
done ä l’Fjostie“ vertreten ift, die beim Meifter
von dem fpätern 3aren Alexander II. in Rom
beftellt wurde und von der nod) einige Vari-
anten exiftieren. Das hohe Niveau englifcber
Bildnismalerei repräfentieren Fjoppner, Law-
rence, G. Dawe und Klilkie, und außer den
bereits erwähnten Deutfchen, wird die Gruppe
von dem internationalen, böfifeben Schweizer
tüinterbalter vervollftändigt.
Unter den wenigen Skulpturen find die Statue
des Grafen Ofterman - Colftoj von Cborvald-
fen, eine „Danaide“ von Raud) und drei GCIerke
von Rodin beachtenswert.
* *
*
Kataloge der drei befproebenen Äusftellungen
find nicht erfd)ienenund vorderhand müffen kurze
Verzeicbniffe in der Hrt eines Führers aushelfen.
Es wäre nur zu wünfeben, daß jamtlicben Fjef-
ten, wie dies bei demjenigen der Litbograpbie-
Husftellung der Fall ift, Künftlerverzeicbniffe in
alpbabetifcber Ordnung beigefügt wären.
Nod) einige weitere kleinere Veröffentlichungen
der Eremitage find zu erwähnen, zu denen neue
Huf- und Husftellungen aus dem Gebiete der deko-
rativen Künfte Hnlaß gegeben haben und welche
über Gefd)id)te, Cecbnik und Provenienz der Ex-
ponate unterrichten. In folchcr GCIeife befprid)t Fjerr
H. N. Coube in einer eleganten Brofchüre die
„Majoliken und franzöfifchen Fayencen
des 18. Jahrhunderts“ aus der Sammlung
des Mufeums der Stieglitjfcben Kunftgewerbe-
febuie, das jetjt der Eremitage angegliedert ift,
und ein Pendant hierzu bildet das Fjeft des
Fjerrn Jofepb Orbeli über „Mufulmanifcbe
Fliefen“ mit Bezug auf deren Husftellung in
der Eremitage. In einem dritten Fjeft läßt der
Eremitage-Direktor, Fjerr n. Crojni^kij,
die Vitrinen mit Spißen, Fjandfpiegeln, Cafcben-
uhren, Cabakdofen ufw. Revue paffieren.

Hus der gleichen Feder ftammt endlich der
illuftrierte, erfd)öpfende Katalog der 64 Nrn.
zählenden Sammlung Hltenglifcben Silbers
der Eremitage, welcher genaue Befcbreibungen,
Daten nebft fakfimilierten Marken fämtlicber
Gegenftände, fowie eine allgemeine Einleitung
bringt. Der Lext des eigentlichen Kataloges
(Verlag Brockhaus & Efron, Leningrad) ift auch
in englifcber Sprache beigegeben, und in man-
cher Fjiufiebt ergänzt hier Direktor Crojni^kij
das kapitale tüerk des verftorbenen Baron
Hrmin von Foelkerfam über die Silber-
fammlung des ehemaligen ruffifeben Fjofes. Die
zahlreichen Abbildungen und eine Lifte der hier
in Frage kommenden englifcben Silberfcbmiede
erhöhen noch den tüert des Katalogs „Old
Englisb Plate“. — P. Ettinger.
Das Mufeum der oftafiatifdjen
Kunft in Berlin
Nachdem das Projekt eines umfaffenden flfien-
Mufeums in dem Vorort Dahlem an der Klidrig-
keit der Omftände gefcheitert war, haben wir
fo manches Jahr darauf warten müffen, daß die
Schäle der ftaatlicben Sammlung cbinefifcber und
japanifd)er Kunft wenigftens in proviforifeber
Aufteilung der Öffentlichkeit zugänglich gemacht
würden. Jetjt endlich ift es, in fympatbifeber
Stille, gefebeben, — wir find um ein hervor-
ragendes Inftitut reicher, das fid) rühmen darf,
die wohl bedeutendfte Folge oftafiatifeber Kunft
auf europäifcbem Boden zu bergen, ünd man
kann nur uneingefchränktes Lob zollen der Hrt,
wie trog zunächft wenig günftigem Lokal die
Dinge zur Darftellung gebracht find. Otto Küm-
mel, dem die Sammlung anvertraut ift, war vor
allem darauf bedacht, die individuelle Schönheit
des gefonderten Einzelobjektes zum Befcbauer
fpreeben zu laffen. Jede Überfüllung ift ver-
mieden, die Sammlung proist nicht mit ihrem
Befitj, der Gaft ift nicht ins Gedränge gebracht.
Hus der Not des Proviforiums hat man die Lü-
gend fparfam-ftrenger Auswahl zu machen ge-
wußt. Eine Sd)aufammlung, die nicht nur wun-
derbar überfid)tlicb ift, fondern jedes Ding fo
frei und ifoliert gibt, daß auch der Unkundige
gleich eine Ahnung von der ülefenswürde jedes
Gebildes und Gerätes empfängt. Man hätte in
den zur Verfügung ftebenden 3immern des ehe-
maligen Kunftgewerbe - Mufeums in der
Prinz-Hlbrecbt-Straße leicht den Gefamtbeftand
unterbringen können, hat es jedoch vorgezogen,
jeweils nur etwa ein Drittel darzubieten und
dreimal jährlich zu wechfeln, — dies zugunften
der wertverleihenden Diftanzierung der einzelnen
Objekte und zugunften der Separierung und Ver-
dichtung des denn auch mächtigen und nicht
verbetjten Eindrucks.
Diefe weiträumige, kahle Ruhe ift Htmofpbäre,
ohne fleh je in Imitation öftlicben Milieus zu ver-

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