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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 16.1924

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Neue Literatur zur Keramik
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https://doi.org/10.11588/diglit.41564#0593

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Neue Literatur zur Keramik

Die befondere Bedeutung der auf 12 farbigen
und über 100 fcb warzen Cafeln ein ausgezeich-
netes Änfdjauungsmaterial darbietenden Klerkes
erkennen wir darin, daß hier unter immer wie-
derholtem Hinweis auf die Grundbedingungen
und die erdhafte Natur des Cöerkftoffes das
künftlerifche Vermögen einer in [ich gefchloffenen
Volksindividualität auf einem wefentlichen Ge-
biet formalen Geftaltens zur Darftellung gekom-
men ift.
Es ift gewiß nicht alles vom höchften künft-
lerifchen Range, aber auch in den einfachften
Gefäßverzierungen der bleiglaperten Slipdeko-
rationen — und vielleicht gerade in ihnen —
äußert [ich eine überzeugende Frifche und luftige
Naivität des Formgefühls, die in anderer Kleife
fpäter im 18. Jahrhundert in den linkifchen falz-
glaperten Staffordshire-Cöpfereien noch einmal
zum Durchbruch kommt, die einmal fehr hübfd)
als Fjogarth „in the round“ bezeichnet werden.
Man muß auch diefe, gerade diefe Dinge
kennen, um das alte England zu verftehen,
und die Kunft— auch das was wir in Deutfch-
land bezeichnenderweife „Volkskunft“ zu nennen
pßegen, und vieles von diefer englifchen Ke-
ramik pndet Nächftverwandtes unter unferen
köftlichen „Bauerntöpfereien“ — ip immer das
befte Hilfsmittel gegenfeitigen Verftändniffes
zwifchen den Nationen gewefen: fo wendet [ich
diefes neue GQerk über englifche Keramik nicht
an englifche Lefer allein. Max Sauerlandt.
Emil Hannover, Keramisk Haandbog. An-
det Binds 2den Halvdel. Europaeisk Porcel-
laen. Henrik Koppels Forlag. 586 S., 858 Abb.
Kobenhavn 1924.
Von dem nachgelaffenen lebten Halbbande
von Emil Hannovers „Keramisk Handbog“, der
das europäifche Porzellan behandelt, gilt das
Gleiche, was ich über den im vorigen Jahre er-
fchienenen, der eine fo vortreffliche Darftellung
der oftafiatifchen Cöpferkunft gibt, gefagt habe.
Auch hier ift in dem Eexte alles CCIefentliche
klar und knapp zufammengefaßt; jedes tüort
zeugt von wirklicher Kennerfdjaft. Daß dem
Kopenhagener Porzellane eine befonders ein-

gehende Befprechung zuteil geworden ip.erfcheint
in einem dänifchen öüerke nur natürlich. Übrigens
pnd die anderen Manufakturen deshalb keines-
wegs zu kurz gekommen. Daß pch Hannover
durchgehends auf die wirkliche Lebenszeit der
europäifchen Porzellankunft, die im erften Drittel
des 19. Jahrhunderts endet, befchränkt hat, ift
pcherlid) eher ein Vorzug als ein Mangel feiner
Arbeit. Die zahlreichen Abbildungen find gut
gewählt und im allgemeinen auch befriedigend
ausgeführt, fo daß man die Gegenßände trotj
den kleinen Formaten deutlich erkennt. Auch
diefes Mal bedauert man freilich, daß nicht we-
nigftens einige farbig gegeben pnd; denn in der
Farbe liegt nun einmal der Hauptreiz der meiften
Porzellane. Aber auch fo wie es ift, pellt das
Buch das handlichfte Handbuch über die euro-
päifche Porzellankunft dar, das wir bept^en.
Ernp Groffe.
Walter Bondy, Kang-Hsi. Eine Blüteepoche
der chines. Porzellankunst. (214 S.) Buchenau
& Reichert. München 1923.
Glücklicherweife hat fich auch bei uns immer
mehr die aus vertiefter Kenntnis kommende
Überzeugung von der inhaltlichen und formalen
Präponderanz der chinepfchen Kunft über die
japanifche Bahn gebrochen, nachdem die Ein-
pcht in Abhängigkeitsverhältniffe zu einem an-
nähernd objektiven Maßftab gelangt ip.
3u den zahlreichen Klerken, die fich mit der
chinepfchen Keramik befchäftigen und unfer
Kliffen um pe auch dem ömfange nach zu er-
weitern fich bemühen, gehört das Buch von
Bondy. Es behandelt die letffe Blüte der chine-
pfchen Porzellankunp. Das Klertvollfte pnd die
mehr als hundert, z. E. farbigen Abbildungen
von einwandfreien Originalen in- und auslän-
difcher öffentlicher und privater Sammlungen,
aus denen viele Stücke hier zum erften Male
ausreichend abgebildet werden.
Der Eext bemüht pch, dem Liebhaber tech-
nifche Kenntniffe und das Verftändnis für künft-
lerifche Qualität zu vermitteln, doch Tcheint der
Verfaffer der Autoppe nicht die nötige Klichtig-
keit beizumeffen. Pelka.

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