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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 16.1924

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Goebel, Heinrich: Die Wandteppichmanufakturen von Mantua
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Gerstenberg, Kurt: Bildnisausstellung in Dessau
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https://doi.org/10.11588/diglit.41564#0620

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nardino da Siena, S. Didaco. Im Gegenftück erfcheinen: S. Celeftino, Petrus, Francesco
d’ÄITiJI und S. Äntonio da Padova; Kompo[ition und Segnung lalJen manches zu
wünfdßen übrig. Gjarakteriftifd) ift die Löfung der Bordüre: die von dem Kardinals-
h)ute überdachten (Uappenfchilder des Stifters füllen die Mitten der kaftenförmig ge-
teilten Seitenleiften, über und unter dem Fjoheitszeichen erfcheinen Putten auf Piede-
ftale geftellt, auf den Köpfen blumengefüllte Körbe; Camaieufzenen decken die vier
Ecken und die Mitten der vier oberen Rahmen, als Gegenftück finden fid) (unten) von
Schriftbändern umgebene Embleme (Ältäre); Engelsfiguren und Fruchtgewinde dienen
als Begleitmotive. Aller Ulahrfcheinlichkeit nach entftammt die Serie einer florentinifchen
oder venetianifchen Manufaktur, die in mehr als einem Falle als Lieferanten des Man-
tuaner ßerzogshaufes in Erfcheinung traten.
Bildnisausftellung in Deffau
Mit einer Tafel Von KURT GERSTENBERG
Der anhaltifche Kunftverein hatte eine Anstellung aus fünf Jahrhunderten zufammen-
gebracht, die ein allgemeineres Intereffe beanfpruchen darf. Es war ein guter Über-
blick über das, was in Privatbefits fonft verfteckt bleibt und vor allem eine Be-
kanntgabe deffen, was von diefer Bildgattung das künftige Mufeum in Deffau wird
aufweifen können. Es waren die beften Stücke aus dem Amalienftift ausgewählt wor-
den und einiges aus dem Gotifchen FJaufe in (Hörlij}, darunter die Bildniffe Rogers van
der Uleyden und des Meifters von St. Gudule, die dem Iperzog bei der Aufteilung als
Privatbefit} geblieben find. Sodann waren aber auch alle die guten und bezeichnenden
Bildniffe flämifcher und holländifcher Meifter des 17. Jahrhunderts, noch mehr aber der
Meifter des 18. Jahrhunderts ausgefucht worden, die früher an verfchiedenen Orten
verftreut, jetjt magaziniert find, um in dem Neubau des Mufeums fpäterhin ihre Auf-
erftehung zu feiern. Die Ausftellung war von Ludwig Grote gefd)ickt nach chrono-
logifchen Gefichtspunkten zufammengeftellt.
Unter den gotifchen Gemälden fiel das trefflich erhaltene Doppelbildnis eines jungen
Paares von 1475 auf. Die Frau in Krapplackrot gekleidet, daneben die delikate Farb-
haltung im Gewand des Mannes mit Braunviolett, Olivgrün und FjßHgelb, was fiel) an
der Müfee wiederholt. Die Bezeichnung „nürnbergifch“ bleibt nicht zweifelsfrei, der
kleingefältelte Fjemdftoff erinnert an den Fjausbuchmeifter. Die Frau mit Nelken ift ein
djarakteriftifches CUerk Konrads von Kreuznach, des Meifters der Fjolzhaufenbildniffe.
Die Figur erfcheint zu klein für den blaugrauen fpäteren Grund, fo daß eine gefchickte
Reftauration tyier wohl noch eine Landfdhaft aufdecken könnte. Unter den niederlän-
difchen Bildern des 17. Jahrhunderts verdienen die feinen Bildniffe von Verfpronck
1634 und 1636 und von Jan de Bray 1640 hervorgehoben zu werden und auch das
kräftige FJerrenbildnis auf rotem Grund 1619 von Jan van Ravenfteyn. Aus dem Fräu-
leinftift Mofigkau war das Bildnis Ulilhelms II. von Oranien als Kind gekommen, der
Cradition nach von van Dyck, das ein Schabkunftblatt von Michelis 1797 wiedergibt.
Die gute 3eichnung von Kopf und Fjänden unci dje Farbhaltung — das lange Kleid
des Knaben von der Farbe einer durchgefdmittenen Melone vor warmgelbrotem Ceppich
führen jedenfalls bis dicht an den Meifter heran.
Der eigentliche üreffer der Ausftellung war der Saal des 18. Jahrhunderts, wo es
nun für die deutfdje Kunftgefchichte auch eine Entdeckung gab. Das ift Chr. Fr. Rein-
hold Lifiewski 1725—94, der 1752—72 Fjofmaler in Deffau war. Sein Bildnis einer
anhaltinifchen Prinzeffin als Jägerin in weinroter, lilachangierender Seidenrobe geht
nicht nur in der fprühenden Lebendigkeit über das Puppenhafte der Durchfchnittsbild-
niffe des Rokoko h^us (Abb. 1). Es ift auch nicht die geiftreiche Malerei des Ge-
wandes und der (Uitj der Farbfefeung, wie er in der zinnoberroten Bogenfehne vor dem

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