Von Künftlern und Gelehrten — Verfdjiedenes
dorf fein 20. Jahrhundert. Eine BüFmenfchau
weckt angenehmfte Erwartungen: F. C. Pilarh
(bisher Darmftadt) kommt mit Fjartung nach Köln.
Nach einer Paufe von mehr als zehn Jahren wird
Köln alfo wieder ein Sctjaufpiel von bildkünft-
lerifchem Intereffe, überhaupt ein Eheater haben.
fl. S.
Von Künftlern und Gelehrten
Äm 21. Juni ift 5 e i ri r i cb QU ö 1 f f 1 i n 60 Jahre
alt geworden. Der Cicerone pflegt fonft Ge-
burtstage diefer Art grundfalsch nicht zu no-
tieren, aber dem inzwifchen in feine IJeimat zu-
rückgekehrten und auf feinem neuen Lehrftuhl
in 3ürich begeiftert gefeierten Manne gilt fo un-
geteilte Verehrung und Dankbarkeit, daß die
deutfche Kunftwiffenfchaft diefen Eag nicht ohne
fichtbare Anteilnahmevorübergehen laffen konnte.
Im Verlag von Fjngo Schmidt in München ift
in vorbildlicher Ausftattung eine impofante Feft-
fchrift zu Ehren CÖölfflins erfchienen, die unter-
ftüfjt von 123 Abbildungen, rund 20 bemerkens-
werte Einzelbeiträge enthält (über die im ein-
zelnen noch zu fprechen fein wird). Franz
Landsberger, Extraordinarius in Breslau, ver-
öffentlichte im Elena Gottfchalk-Verlag, Berlin,
die erfte Biographie öüölfflins, die das Schaffen
des Gelehrten in größerem 3ufammenhang be-
leuchtet. Auch darüber wird noch zu fprechen
fein. ^Gichtiger als alle diefe äußeren 3el&jen
die Catfache, daß mit der Dankbarkeit von Schü-
lern und Freunden die große entfcheidende Cat
der dölfflinfchen Lehre in Deutfchland lebendig
ift, daß diefe felbft wohl nie mehr aus der Geiftes-
gefchichte unferer 3ß>t wegzudenken ift. — In
München verftarb, 53jährig, der frühere Lehrer
der Karlsruher Akademie Prof.COalther Georgi,
ein gebürtiger Leipziger und ehemals Mitglied
der „Scholle“. Georgi war gleichmäßig Porträt ift
undLandfchafter,zahlreiche feinervorwiegend de-
korativen Gemälde hängen in deutfchen Galerien.
— Der badifche Maler Friedrich Kallmorgen ift
kürzlich im Alter von 78 Jahren auf feinem
Landgut in Groningen bei Durlach infolge Fjerz-
fchlages geftorben. Kallmorgen, der einer der
wortführenden deutfchen Imprefßioniften gewefen
ift, hinterläßt ein durchaus achtunggebietendes
fllerk, das immer für eine ungewöhnliche male-
rifche Begabung zeugen dürfte. Fpftorifch ge-
fehen, fetten feine Landfchaften und Seeftücke
etwa die durch die Brüder Achenbach gewiefene
Linie fort. — In München verftarb, 39 Jahre alt,
der Bildhauer Auguft Bachmann, der, Schüler
von Fjsrmann Fjahn, eine beachtenswerte Hoff-
nung auf dem Gebiete der deutfchen Plaftik
darftellte. Ein lebensgroßes Kruzifix des Künft-
lers für die von Beftelmeyer umgebaute evan-
gelifche Kirche zu Partenkirchen ift gegenwärtig
im Glaspalaft ausgcftellt. — Am 8. Juni ftarb in
feinem Landhaufe bei Aftene an der Leie Emil
Claus, der Führer der belgifchen Luminiften.
Von einfachen flämifchen Kleinhändlern abftam-
mend, arbeitete er fich die Mittel zufammen, um
erft auf der Antwerpener Akademie zu ftudieren,
hernach nach Spanien und Marokko reifen zu
können. Der Aufenthalt im Süden und feine
mehrmaligen Befuche in Paris wurden für ihn
entfcbeidend. Der Einfluß der Monetfchen Licht—
und Farbenzerlegungstheorie auf ihn ift unver-
kennbar. Klährend des Kriegs in London wei-
lend, brachte er von dort eine Menge interef-
fanter Ehernfeanfichten mit. Die meiften euro-
päifchen Galerien find im Befitje Clausfcher Ge-
mälde. — Der Affiftent des Mufeums Adolf
Fjäberle in Qlm wurde zum etatmäßigen Kuftos
ernannt.
Verfd)iedenes
Ruffifcfje Denkmalpflege
Am Abend des 3. Mai hielt der ehemalige
Konfervator von Esarskoje Selo, Architekt Prof.
G. Lukomfki, in der Kryftallgalerie einen Vor-
trag über „ruffifche alte und moderne Kunft nach
der Revolution“. Sein Vortrag diente im we-
fentlichen dazu, die gegen die Bolfchewiken er-
hobenen Anwürfe mutwilliger Vernichtung über-
kommenen Kunftgutes zu entkräften.
Der Redner erzählte, wie fofort nach dem Sieg
der Bolfchewiken aus Kunftgelehrten und Künft-
lern (darunter er felbft, Alexander Benois, der
Direktor der Eremitage Eroinitjki, Grabar von der
Eretiakowfka-Galerie) fliegende Kolonnen zum
Schuh und zur Inventarifierung der in den Schlöf-
fern der ehemaligen zariftifchen Regierung und
in Privatfchlöffern befindlichen Kunftfchäije ge-
bildet wurden. Bei den Kämpfen um Petersburg
zwifchen den Anhängern Kerenfkis und Lenins
fei allerdings mancheszugrundegegangen. Haupt-
sächlich jedoch durch die Schuld Kerenfkis, der
feinen Sit), taub gegen alle Vorfteliungen, in dem
mit Kunftl'chätjen angefüllten Künterpalais aufge-
fcFjlagen hatte. Cüenn auch bei den Kämpfen
unterfchiedliche Fnftorifch bedeutfame Bauwerke
gelitten hätten, fo hätten dafür die im 3ufam-
menhang damit vorgenommenen Reftaurierungs-
arbeiten — fo in Moskau, Kiew, Jaroslawl, Cüla-
dimir — zu manch wertvollem Fund, zur Auf-
deckung wichtiger Wandmalereien und Mofaiken,
geführt, fo daß dadurch in den meiften Fällen
der zugefügte Schaden vollauf wettgemacht
wurde. 3ur Aufnahme der ruffifchen Kunft-
denkmäler feien auf Veranlaffung des Volks-
kommiffärs LunatfcharfkiKommiffionen ausFacb-
leuten eingefeljt worden. Was fehle, feien
Kenner der Kunft des alten Orients, die nament-
lich in der Eremitage fehr vermißt würden.
Deutfche und öfterreichifcije Kunftgelehrte wür-
den denn auch angefichts der noch zu leidenden
Arbeiten mit offenen Armen aufgenommen werden.
Bezüglich der gegenwärtigen Kunft in Ruß-
land äußerte fich Lukomfki dahin, daß nach
637
dorf fein 20. Jahrhundert. Eine BüFmenfchau
weckt angenehmfte Erwartungen: F. C. Pilarh
(bisher Darmftadt) kommt mit Fjartung nach Köln.
Nach einer Paufe von mehr als zehn Jahren wird
Köln alfo wieder ein Sctjaufpiel von bildkünft-
lerifchem Intereffe, überhaupt ein Eheater haben.
fl. S.
Von Künftlern und Gelehrten
Äm 21. Juni ift 5 e i ri r i cb QU ö 1 f f 1 i n 60 Jahre
alt geworden. Der Cicerone pflegt fonft Ge-
burtstage diefer Art grundfalsch nicht zu no-
tieren, aber dem inzwifchen in feine IJeimat zu-
rückgekehrten und auf feinem neuen Lehrftuhl
in 3ürich begeiftert gefeierten Manne gilt fo un-
geteilte Verehrung und Dankbarkeit, daß die
deutfche Kunftwiffenfchaft diefen Eag nicht ohne
fichtbare Anteilnahmevorübergehen laffen konnte.
Im Verlag von Fjngo Schmidt in München ift
in vorbildlicher Ausftattung eine impofante Feft-
fchrift zu Ehren CÖölfflins erfchienen, die unter-
ftüfjt von 123 Abbildungen, rund 20 bemerkens-
werte Einzelbeiträge enthält (über die im ein-
zelnen noch zu fprechen fein wird). Franz
Landsberger, Extraordinarius in Breslau, ver-
öffentlichte im Elena Gottfchalk-Verlag, Berlin,
die erfte Biographie öüölfflins, die das Schaffen
des Gelehrten in größerem 3ufammenhang be-
leuchtet. Auch darüber wird noch zu fprechen
fein. ^Gichtiger als alle diefe äußeren 3el&jen
die Catfache, daß mit der Dankbarkeit von Schü-
lern und Freunden die große entfcheidende Cat
der dölfflinfchen Lehre in Deutfchland lebendig
ift, daß diefe felbft wohl nie mehr aus der Geiftes-
gefchichte unferer 3ß>t wegzudenken ift. — In
München verftarb, 53jährig, der frühere Lehrer
der Karlsruher Akademie Prof.COalther Georgi,
ein gebürtiger Leipziger und ehemals Mitglied
der „Scholle“. Georgi war gleichmäßig Porträt ift
undLandfchafter,zahlreiche feinervorwiegend de-
korativen Gemälde hängen in deutfchen Galerien.
— Der badifche Maler Friedrich Kallmorgen ift
kürzlich im Alter von 78 Jahren auf feinem
Landgut in Groningen bei Durlach infolge Fjerz-
fchlages geftorben. Kallmorgen, der einer der
wortführenden deutfchen Imprefßioniften gewefen
ift, hinterläßt ein durchaus achtunggebietendes
fllerk, das immer für eine ungewöhnliche male-
rifche Begabung zeugen dürfte. Fpftorifch ge-
fehen, fetten feine Landfchaften und Seeftücke
etwa die durch die Brüder Achenbach gewiefene
Linie fort. — In München verftarb, 39 Jahre alt,
der Bildhauer Auguft Bachmann, der, Schüler
von Fjsrmann Fjahn, eine beachtenswerte Hoff-
nung auf dem Gebiete der deutfchen Plaftik
darftellte. Ein lebensgroßes Kruzifix des Künft-
lers für die von Beftelmeyer umgebaute evan-
gelifche Kirche zu Partenkirchen ift gegenwärtig
im Glaspalaft ausgcftellt. — Am 8. Juni ftarb in
feinem Landhaufe bei Aftene an der Leie Emil
Claus, der Führer der belgifchen Luminiften.
Von einfachen flämifchen Kleinhändlern abftam-
mend, arbeitete er fich die Mittel zufammen, um
erft auf der Antwerpener Akademie zu ftudieren,
hernach nach Spanien und Marokko reifen zu
können. Der Aufenthalt im Süden und feine
mehrmaligen Befuche in Paris wurden für ihn
entfcbeidend. Der Einfluß der Monetfchen Licht—
und Farbenzerlegungstheorie auf ihn ift unver-
kennbar. Klährend des Kriegs in London wei-
lend, brachte er von dort eine Menge interef-
fanter Ehernfeanfichten mit. Die meiften euro-
päifchen Galerien find im Befitje Clausfcher Ge-
mälde. — Der Affiftent des Mufeums Adolf
Fjäberle in Qlm wurde zum etatmäßigen Kuftos
ernannt.
Verfd)iedenes
Ruffifcfje Denkmalpflege
Am Abend des 3. Mai hielt der ehemalige
Konfervator von Esarskoje Selo, Architekt Prof.
G. Lukomfki, in der Kryftallgalerie einen Vor-
trag über „ruffifche alte und moderne Kunft nach
der Revolution“. Sein Vortrag diente im we-
fentlichen dazu, die gegen die Bolfchewiken er-
hobenen Anwürfe mutwilliger Vernichtung über-
kommenen Kunftgutes zu entkräften.
Der Redner erzählte, wie fofort nach dem Sieg
der Bolfchewiken aus Kunftgelehrten und Künft-
lern (darunter er felbft, Alexander Benois, der
Direktor der Eremitage Eroinitjki, Grabar von der
Eretiakowfka-Galerie) fliegende Kolonnen zum
Schuh und zur Inventarifierung der in den Schlöf-
fern der ehemaligen zariftifchen Regierung und
in Privatfchlöffern befindlichen Kunftfchäije ge-
bildet wurden. Bei den Kämpfen um Petersburg
zwifchen den Anhängern Kerenfkis und Lenins
fei allerdings mancheszugrundegegangen. Haupt-
sächlich jedoch durch die Schuld Kerenfkis, der
feinen Sit), taub gegen alle Vorfteliungen, in dem
mit Kunftl'chätjen angefüllten Künterpalais aufge-
fcFjlagen hatte. Cüenn auch bei den Kämpfen
unterfchiedliche Fnftorifch bedeutfame Bauwerke
gelitten hätten, fo hätten dafür die im 3ufam-
menhang damit vorgenommenen Reftaurierungs-
arbeiten — fo in Moskau, Kiew, Jaroslawl, Cüla-
dimir — zu manch wertvollem Fund, zur Auf-
deckung wichtiger Wandmalereien und Mofaiken,
geführt, fo daß dadurch in den meiften Fällen
der zugefügte Schaden vollauf wettgemacht
wurde. 3ur Aufnahme der ruffifchen Kunft-
denkmäler feien auf Veranlaffung des Volks-
kommiffärs LunatfcharfkiKommiffionen ausFacb-
leuten eingefeljt worden. Was fehle, feien
Kenner der Kunft des alten Orients, die nament-
lich in der Eremitage fehr vermißt würden.
Deutfche und öfterreichifcije Kunftgelehrte wür-
den denn auch angefichts der noch zu leidenden
Arbeiten mit offenen Armen aufgenommen werden.
Bezüglich der gegenwärtigen Kunft in Ruß-
land äußerte fich Lukomfki dahin, daß nach
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