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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 16.1924

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Die Zeit und der Markt
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https://doi.org/10.11588/diglit.41564#0760

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Äusftellungen

Der Pefpmismus in Kokofhkas Kunft ift Iper
reßlofer Bejahung der Klirklichkeit gewichen. —
Seiner lebten 3eit geboren einige derbe, von
Nolde beeinßußte Aquarelle (Akte balbwüdjpger
Mädchen und ein Mädchen in Blau) an.
Die gleiche, alles umfaßende Kleite des Klelt-
gefübls wie aus feinen Gepalten fpriebt auch
aus den Landfcfjaften, von denen die bereits
alle Vorzüge des ausgeführten Bildes aufwei-
fende Studie zu den „Cre croci“ genannt fei.
* ^ *
*
Die jüngp eröffnete Schau der erft kürzlich
als eines der Opfer der Abbau-Epidemie auf-
gelöpen Ciöek-Klaffe der Kliener Kunftgewerbe-
fcbule (nebenbei erwähnt, eine der bemerkens-
wertepen Aufteilungen diefes P>albjabres) zollt
glänzendes 3eugnis der kunfterzieberifhenFähig-
keit ihres Leiters. Klas von Prof. Öiöeks im
Geifte moderner Kunp unter weiteftgebender Klab-
rung der Individualität herangebildeten Schülern
(von deren Arbeiten gerade eine Auslefe in den
Städten Nord-Amerikas gezeigt wird) zur Auspei-
lung gelangt ip, ip durchwegs im 3ufammenbang
mit der Architektur (beziehungsweife mit der
Geftaltung des Innenraumes) gedacht, wobei die
ErgebniPe des Kubismus und Konpruktivismus
unter befonderer Betonung des Kinetifhen de-
korativen 3wecken dienftbar gemacht wurden.
Da gibt es unter anderem Entwürfe zu einer
New Yorker Bar mit deren vollftändiger Innen-
einrichtung; ein aus pereometriphen Formen ent-
wickeltes, buntfarbig pbantaftiphes Bühnen-
modell zu K. Kraus’ Craumftück; rbytbmifhen
Bewegungsablauf veranphaulicbende, kinetifche
Plaftiken: folche, die von der (in abftrakte For-
men umgefetjten) menfhlihen Geftalt ausgehen
und andere, konftruktiviftifeb-objektiviftiphe Ge-
bilde (Gartenplastiken und Reklamefäulen); einen
aus verfchiedenen Materialien zufammengefeßten
farbenfatten, abftrakten Fries; gleichfalls ab-
strakte Formen verwendende Vorlagen für Glas-
metopen und Steinphnitte; objektiviftifche Cex-
tilien. Arbeiten, die den engen 3ufammenbang
diefer jungen Menfheri mit modernem Kunft-
wollen belegen, das die ofpziellen Kliener Kunft-
auspellungen fap durchaus verengen laßen.
* ^ *
*
Gegenüber der impofanten Auspellung der
Behrens-Schule in der Akademie der bilden-
den Künfte treten die Leipungen der übrigen
Kliener Arcbitekturphulen in den Hintergrund.
Keine Bauaufgabe, die nicht geftellt und auf
das Eigenartigfte gelöp worden wäre. Im Vor-
dergrund pepen induftrielle 3 weckbauten; es
folgen Verkehrsanlagen, Klobnbauten, fchließlich
Kultftätten. Hand in Band mit der Anpaßung
des Baues an feine Erfordernde geht das Stre-
ben, feine Zweckbeftimmung auch äußerlich dar-
zutun. So hat ein Maphinenbaus die Gepalt
einer riefenhaften Curbine erhalten, die Flug-
fchiphalle die eines Flugzeuges. Erftaunlid), wie

alle diefe Bauten ihrer Umgebung, Landfchaft
und Architekturbild, eingefügt erfheinen. Klie
auch dort, wo es zur Anlehnung an überlieferte
Architekturformen kommt — wie etwa bei der
an byzantinifcb-islamiphe Kultbauten anknüp-
fenden Linzer Kirche, dem italianifierenden Gottes-
haus in Gmunden, der pbantaftifeben Gotik der
für Baden bepimmten Kirche — diefelben fd)öp-
ferifcb zu neuen Gebilden umgeftaltet werden.
Es ip eine in der Monumentalität mancher Ent-
würfe dem Barocco verwandte Gepnnung, die in
der mit dem Behrenspreis gekrönten „Calftadt“
mit ihren großzügigen, zweckfymboliperenden
Anlagen und Bauten (zu denen auch das oben
erwähnte Maphinenbaus gehört) ihren bedeut-
famften Ausdruck gefunden hat.
St. Poglayen-Neuwall.
Die große Düffeldorfer Kunftaus-
Stellung in Köln
Die Verhandlungen der Kölner zupändigen
Stellen mit dem Ausßellungsausfhuß der Düffel-
dorfer Künftlerfhaft, die infolge der Bephlag-
nabme des Düffeldorfer Kunftpalaßes nicht die
Möglichkeit hat, in diefem Jahre ihre Klerke in
Düffeldorf auszußelien, haben zu dem Ergebnis
geführt, daß die Auspellung in der Ofthalle der
Kölner Ausftellungsgebäude in der 3eit von Mitte
Juli bis Ende Auguft ftattpndet.
Madrid
Die von Profeffor Georg A. Mathey, dem
Leiter der Eypograpbifhen Klerkftätten der
Staatl. Akademie für grapbifhe Künfte und
Buhgewerbe zu Leipzig, in Madrid organiperte
Auspellung des Deutfhen Buches (Exposicion
Artistica de Libros Alemanes y Grapca Mo-
derna), zu der die bekannte Verlagsbuhhand-
lung „Calpe“ in ihrem neuen, erft kürzlich be-
zogenen prächtigen Fjeun einen befonders ge-
eigneten Raum zur Verfügung geftellt hatte,
war vom 20. bis 30. Juni geöffnet. Sie ver-
folgte den 3weck, in einer forgfältig getrof-
fenen Auswahl (es waren rund 300 Bände und
Mappenwerke vereinigt) einen Überblick zu
geben von dem Beften, was im Verlauf der
lebten Jahre, trofe der ungeheueren Schwierig-
keiten der Nahkriegszeit, auf dem Gebiet des
Buhkunpgewerbes in Deutfhland geleiftet wor-
den ip. Es waren daher nicht etwa nur Luxus-
ausgaben, fondern auch das (relativ) billige Buh»,
fofern es tehnifh und künftlerifh eine ein-
wandfreie Leiftungdarftellt, berückphtigt worden.
Im ganzen waren 16 Verlage vertreten, und
zwar von Leipzig: Staatl. Akademie für gra-
pbifhe Künpe, Infelverlag, Cempelverlag, E. A.
Seemann, Kurt Klolff; in Berlin: Marees-Ge-
fellfhaft, Dietrich Reimer, Bruno und Paul Caf-
firer; von München: Buchenau & Reihert, R.
Piper & Co.; von Dresden: Ernft Arnold; von
Darmßadt: Alexander Koh; von Kleimar: Erich

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