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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 16.1924

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Martinie, Henri: Der zweite Salon der Tuilerien
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https://doi.org/10.11588/diglit.41564#0800

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größere Beßimmtheit der 3eid)nung wäre wünfehenswert); Boud)e (raeland)olifd) und zart, viel
Gefüh)!); Brabo (feine Landfchaften find mehr wert als feine Geftalten); Ceria; Cl)abaud (kräftige
tüirkungen, beftimmter Äufbau, der ßd) mit einer fehr individuellenÄuffaffung verbindet); Chagall
(brutal in den elementaren Kontraßen von febwarz und weiß, eine faft barocke Gefucßtljeit im
Charakterißifchen; dies alles mit einer auffallenden ungewöhnlichen Glut, die aber doch die ön-
zulänglichkeiten der 3eid)nung und Ausführung nicht rechtfertigt); Fl. Chauvet (kräftig); Conrad
Kickert (reid) an Motiven); Daragnes (fehr intereffanter Akt); Termine David (hier etwas kleinlich)
Maurice Denis; Dethow (befonders zu merken fein köftlid)es kleines Porträt einer pikenden Frau,
befonders ausdrucksvoll und, wie es fd)eint, mit viel Liebe ausgeführt); Domenjoz (Leichtigkeit in
der Kompoption, jedoch wäre ihm etwas Beherztheit dienlich); Favory (von dem weinroten Fleifd)-
tönen Renoirs zu fehr eingenommen, von denen er lieber laffen füllte); Feder (reizendes Kinder-
porträt); Flandrin (zu selbßzufrieden); Foujita (unverändert); Frelaut (fd)lid)te, aber fehr durchge-
arbeitete Landfchaften); Gimmi; Gromaire (liebt das d)arakteriftifd)e und fd)öne Farben, ßreift an
die Karikatur); Grunwald (fchä^t fehr lebhafte Farben); Charles Guerin (der feinen beneideten Platj
zu behaupten weiß); Kayfer (gute, vielfältige Ausftellung; fein Porträt eines jungen Mädchens iß
vielleicht das Befte des Salons; jedenfalls iß es am meiften empfunden und mit entfpreeßender
Feinheit vorgetragen); Per Krogh (ganz intim); Laprade (raffiniert); Leopold Levy (mehrere inter-
effante Porträts, befonders das feine von derber Bonhommie); Lur^at (feine Ausßellung fcheintmir
die bei weitem bemerkenswerteße unter den ttlerken der Jungen zu fein; während er ganz im
Dekorativen bleibt, zeigt er eine Fjarmonie von feltener Qualität); Maillol (der Sohn des Bild-
hauers, mit zwei kräftig ausgeführten Cänzerinnen); Marchand (folider und klarer geworden);
Pequin (Frauenporträt, etwas unbeßimmt im Entwurf, aber fchön im Empßnden, großzügig und
perfönlid) in der Farbgebung); Valentine Prax (wirr aufgebaut in gewolltem Durcheinander)
ßelene Pedriat (junge Mädchen von einer Sinnlichkeit, die ßereoiyp zu werden anfängt); Vera
Rockeline (Porträt und Akt, beide entzückend, die Modellierung in matten Farbentönen fd)immernd,
weder hart noch preziös); Sabbagh (unintereffanter Akt, gute Landfchaften); Savreux (Stilleben,
folide und farbig gut); Chevenet; Chorndike (aufrührendeLandfchaften); Cobeen (Maler einer be-
ftimmten Gegend, kräftig und perfönlid) in Segnung und Farbe); Valloton (immer fleißig und
trocken, aber achtungswert); van Dongen (fein Frauenporträt beftrickt und wirkt wie 3auberei,
ted)nifd) vollendet nach feiner Art, aber hier auch überrafchend in der autoritativen Sicherheit
der Ausführung); Verge; Sarrat; Verhoeven; de Vlaminck; de ttlaroquier (eigenartige Anpd)ten
eines nad) Art des Malers ins Spanifche überfetjten Venedig; 3ak (von zartem Fjumor mit fehr
perfönlicher Note).
Es gibt aud) einige Enttäufd)ungen, z. B. einer der Akte von Camoin, der von Ottmann — beide
häßlich, von fd)led)teßem Gefchmack; das „Feß in einem Park“ von Clairin, wie ein Kalenderbild;
der Akt von Charbonnier; der rote Ceppid) von Manguin, von gemeiner billiger ttlirkung; die
Akte von Friesz, fd)led)te Nachahmungen von Cezanne; der Karton für ein Gobelin von 3ingg,
unbedeutend für das, was er fagen will; Borgeaud, der anfängt zu verarmen; die Stilleben von
Kißling, wie Abziehbilder; Lebasque, der irr eine Pfeudo-Romantik verfällt, und andere, bei denen
es pd) nicht um Fehler oder Entgleifungen handelt, fondern um eine ßändige Mittelmäßigkeit.
Die Alten der „Nationale“, an Jahren und Ehren reid) (Albert Besnard, Äman-Jean, J. E. Blanche,
Prinet, Duhem, Le Sidaner) fürchten den Glettbewerb mit den Leiftungen der Jüngeren nicht. Ein
kühnes und gefährliches Cüagnis! ttlenn auch ein Albert Besnard ein noch immer lebendiges
Calent zeigt, fo muß man doch bei allen Refpekt, den ein arbeitsreiches Leben und ein fchöner
Liberalismus einßößen, zugeftehen, daß die meißen von ihnen durch die Nad)barfd)aft der Jugend
beeinträchtigt werden. Aber die Jugend hätte unrecht, wenn pe zu früh triumphierte. (Hie viele
von ihnen werden in zwanzig Jahren ebenfo verjährt erfd)einen wie ihre Vorgänger! Auch diefe
haben gekämpft, und fie ernteten den Beifall und das Lob einer kultivierten und kunftliebenden
Generation. Die Künßler follten über die Lehre der 3ßit, daß die Anzahl der für ewig Äuser-
wählten klein iß, nachfinnen!
Um den Gefamteindruck des Salons kurz zufammenzufaßen: Viel Malerei und verhältnismäßig
viel gute Qualität. Aber das handwerksmäßige hemmt und feßelt viele Künßler. Es genügt nicht,
zu malen, wenn man nichts zu fagen hat.
Die Plaftik
Diefelbe Bemerkung gilt für die Plaftiker, die allzu zahlreich vertreten pnd, und von denen viele
nicht in einen Salon der Äuserlefenen gehören. Immerhin wird man lange von den Büßen Despiaus
gefeßelt, deren Meißerfd)aft geradezu vollendet iß. Befonders in feiner Büße der Mme. Friesz

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